Franz von Assisi

Jubelsprung in die Freiheit

Auf den Spuren von Franz von Assisi. Foto: Alois Prinz

Vortrag in Holzkirchen

Franz von Assisis freiwilliger sozialer Abstieg führte ihn in ein erfülltes Leben. Was seine Biografie für unser heutiges Leben bereithält und wie Alois Prinz sich den Protagonisten seiner Bücher annähert, erzählt der bekannte Biograf im Vorgespräch zu seinem Besuch in Holzkirchen am 18. April.

Als „Jubelsprung in die Freiheit“ bezeichnet Alois Prinz den freiwilligen Verzicht von Franz von Assisi auf ein bequemes Leben. Er befreite sich von Eltern und bürgerlichem Umfeld und machte sich barfuß, ohne Besitz, auf die Suche nach der Antwort auf die Frage: „Was braucht man, um zu leben?“ Manchmal arbeitete er auf Feldern, nur im Notfall bettelte er um Geld. Eine damals umstrittene, später heiliggesprochene Figur.

Die Biografie Franz von Assisi reiht sich in eine Reihe von Biografien und Sammelbänden ein, deren Anzahl Alois Prinz gar nicht genau benennen kann. Wahrscheinlich achtzehn, meint er, und beantwortet geduldig auch die nächste Frage, die er vermutlich schon hunderte von Malen gehört hat:

„Wie wählen sie die Protagonisten Ihrer Bücher aus und was fasziniert sie an Biografien?“

Biografien seien gelebte Leben, erklärt Alois Prinz; eben keine Fiktion. Die Menschen, die er für seine Bücher auswählt, faszinieren und irritieren ihn gleichermaßen und ergeben sich zuweilen auch durch vorherige Biografien. So führte das preisgekrönte Buch „Hannah Arendt oder Die Liebe zum Leben“ zur Biografie von Joseph Goebbels. „Ich wollte einen „Bösen“ porträtieren,“ meint Alois Prinz und betont, dass Menschen eben keine Heiligen seien und alle ihre Schattenseiten hätten. Und so gesellten sich zu Hannah Arendt und Joseph Goebbels unter anderen auch Martin Luther King, Hermann Hesse, Ulrike Meinhof und letztes Jahr auch Franz von Assisi.


Der preisgekrönte Biograf Alois Prinz porträtiert von Volker Derlath

Franz von Assisi zu verstehen, ohne wie er in derselben Landschaft zu wandern, erschien Alois Prinz undenkbar. So begab er sich auf den Franziskusweg, tauchte ein in die Gerüche, das Klima und die Natur auf dem Weg von Assisi nach Rom. Mit einem Empfehlungsschreiben in der Tasche öffneten sich einige Klostertüren und langsam auch das Leben von Francesco. Fundiertes Wissen, erzählerisch wiedergegeben, ist dem Biografen ebenso wichtig wie der Lerneffekt aus den gelebten, porträtierten Leben. Nicht moralisch möchte er das gesammelte Wissen vermitteln, sondern den Menschen beschreiben, der sein Leben nach bestimmten Werten gestaltet, Entscheidungsfreiheit innerhalb von bestimmten Rahmenbedingungen hat und an bestimmten Stellen in seinem Leben Entscheidungen trifft, die zu Wegmarkern werden.

„Ich bin nach jedem Buch ein anderer“

Wer so tief in gelebte Leben einsteigt, kann wohl kaum unberührt daraus hervorgehen. Ganz im Gegenteil, stellt Alois Prinz klar. „Ich bin nach jedem Buch ein anderer“, beschreibt er seinen eigenen Weg, auf dem er durch das Erforschen anderer Leben immer wieder eigene Werte und Vorstellungen infrage stellt, zulässt, dass sie ins Wanken geraten, sich und ihn verändern.

Franz von Assisi
Franz von Assisi gestern und heute. Bild: Alois Prinz

Doch zurück zu Franz von Assisi. In Holzkirchen wird Alois Prinz seinen Zuhörern das Leben von Francesco von vielen Seiten her näherbringen. Seine Radikalität genauso wie das Stigma um seine Person, seine ungewöhnliche Lebensweise wie auch den Kult um ihn, den er wohl kaum gutgeheißen hätte.

In der heutigen Zeit, in der viele aus Angst vor dem sozialen Abstieg zittern, könnte es revolutionär wie damals sein, das bequeme Leben zu hinterfragen und die Freiheit anderswo zu suchen. Jetzt, wo nicht mehr zu übersehen ist, was der Mensch anrichtet, wenn er sich als Krönung der Schöpfung sieht, könnte es hilfreich sein, zu hören, was Franz von Assisi zu diesem Thema zu sagen hatte.

Unterstützt werden die Texte und Erzählungen des Autors von Bildern seiner Reise, der musikalischen Begleitung von Regine, Franziska und Anna Kofler, und der Holzkirchner Bücherecke.

Alois Prinz: Franz von Assisi, 18. April, 14 Uhr, Thomassaal, evangelisches Gemeindezentrum, Holzkirchen, Haidstraße 3, Veranstalter: Ökumene vor Ort

Zum Weiterlesen: Aus dem Schatten Kafkas holen

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