Maßhalten war seine Devise
Eine Briefmarke zu Ehren von Ludwig Erhard. Repro: Petra Kurbjuhn
Zum 125. Geburtstag von Ludwig Erhard
Heute jährt sich der Geburtstag von Ludwig Erhard zum 125. Mal. Der Vater des „deutschen Wirtschaftswunders“ war von 1963 bis 1966 der 2. Bundeskanzler der Bundesrepublik. Er lebte ab 1953 bis zu seinem Tod im Jahr 1977 in Gmund am Ackerberg und ist auf dem Bergfriedhof beerdigt.
Zum heutigen Geburtstag wird dort ein Festakt stattfinden, an dem auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner und die Stellvertretende Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung in Bonn Professor Godelieve Quisthoudt-Rowohl teilnehmen. Bürgermeister Alfons Besel wird den Bezug zu seiner Wahlheimat Gmund herstellen.
Heimatlich verbunden mit Gmund
Ludwig Erhard habe sich im Tegernseer Tal sehr wohlgefühlt, sagt Alfons Besel. Aus einem Brief des Politikers an den damaligen Bürgermeister Bogner gehe hervor, wie sehr er sich mit Gmund fast heimatlich verbunden gefühlt habe. Von seinem Haus am Ackerberg habe er einen wunderbaren Blick ins Tegernseer Tal gehabt. Und auch jetzt am Bergfriedhof, wo er mit seiner Frau Luise, Tochter Elisabeth und Enkelin Sabine beerdigt ist, habe man eine Aussicht auf das Tegernseer Tal mit Blick hinüber zum Ackerberg. „Das bescheidene Grab spiegelt die Philosophie Ludwig Erhards wider: Maßhalten“, betont Gmunds Bürgermeister.
Suse Kohler: Ludwig Erhard aus der Serie „Machtköpfe“. Foto: Petra Kurbjuhn
Bereits am 24. Januar feierte die Geburtsstadt des Politikers Fürth seinen Geburtstag. Das Ludwig-Erhard-Zentrum, das vor drei Jahren in der Stadt gegründet wurde, lud dazu ein. Und zahlreiche Politprominenz, darunter auch Ministerpräsident Markus Söder per Video, würdigten den Politiker, der einzige fränkische Bundeskanzler, wie Söder anmerkte.
Enge Verbindung Gmund – Fürth
Schon seit 20 Jahren gibt es die Ludwig-Erhard-Initiative in Fürth, deren Vertreter auch heute in Gmund vertreten sein werden. Sie gründete sich zum 105. Geburtstag Erhards und es gibt eine enge Verbindung zwischen Gmund und Fürth. Mitglied dieser Initiative ist Elisabeth Leutheusser von Quistorp, die von 1964 bis 1966 Hausdame im Kanzlerbungalow in Bonn war.
Elisabeth Leutheusser von Quistorp. Foto: MZ
Luise Erhard hatte das immense Organisationstalent der damals 20-Jährigen erkannt und so kam sie als Hausdame zum Bundeskanzler. Es folgten intensive Jahre im Kanzlerbungalow. Sie hatte Verantwortung und Macht. Als Mittelsmann zwischen dem Privatleben und dem Amt des Bundeskanzlers und als Filter sieht sie ihre damalige Stellung. Jedes Telefonat, jedes Papier landete zunächst bei ihr. Ein 24-Stunden-Job sei es gewesen. Stefan Scheider hat in seinem Buch „Moment, ich wecke den Kanzler“ das Leben von Elisabeth Leutheusser von Quistorp gewürdigt.
Buchcover „Moment ich wecke den Kanzler“. Foto: Stefan Scheider
Auch nach ihrer Heirat und ihrem Ausscheiden aus dem Amt blieb die herzliche Verbindung erhalten. „Luise und Ludwig Erhard waren meine Ersatzeltern“, erzählt sie. Er war ihr Trauzeuge bei ihrer Hochzeit mit Brauereibesitzer Helmut Leutheusser und heute noch pflegt Elisabeth Leutheusser von Quistorp sehr enge Kontakte zu den Nachkommen. Beide Enkeltöchter Susanne und Sabine sind verstorben, aber die Urenkel Kerstin und Stefan besuchten schon einmal Gmund.
Zur Einweihung des Ludwig-Erhard-Denkmals von Otto Wesendonck 2003 in Gmund: Elisabeth Leutheusser von Quistorp mit den Urenkeln von Ludwig Erhard Kerstin und Stefan. Foto: MZ
Als 2003 das Denkmal von Otto Wesendonck enthüllt wurde, waren sie dabei. Damals erzählte die Vertraute des Politikers wie sie von Bonn nach Gmund kamen: „Wir fuhren mit der Bahn bis Schaftlach, den Salonwagen hatte Ludwig Erhard noch von Adenauer übernommen. Später reisten die Politiker nur noch per Hubschrauber, aber wir waren noch gemütlich unterwegs.“
Ludwig Erhard kaufte selbst ein
In Gmund sei auch gearbeitet worden. „Es kam immer ein großer Aktenberg mit und meist auch viele Besucher. Für die kaufte Ludwig Erhard selbst ein, in Bad Wiessee in der Königslinde und in Finsterwald. Wer intimer mit ihm war, bekam auch einen Pichelsteiner Eintopf. Auch dafür kaufte er alles im Ort ein. Es war schon sehr schön, da oben am Ackerberg, in dem Haus, das Sepp Ruf gebaut hat, der Blick über den See.“
Der Kanzler und seine Hausdame, als Briefmarken verewigt. Repro: Petra Kurbjuhn
Einfachheit und Sparsamkeit
Ludwig Erhard sei sehr volksnah gewesen und habe sich besonders gefreut, wenn er mit der Bevölkerung reden konnte. „Ihm lag besonders das Maßhalten, die Einfachheit und Sparsamkeit am Herzen. Leider ist das ganz verloren gegangen.“
Die Urenkel und sogar ein Ururenkel sind auch heute bei dem Festakt dabei, wenn Gmund dieses großen weitsichtigen Politikers gedenkt.