15 Jahre Miesbacher Kräuterpädagogen
Sebastian Viellechner, der „Kräuterwastl“. Foto: Beate Faust-Mittelstädt
Präsentation in Miesbach
Vor fünfzehn Jahren machten 25 naturinteressierte Frauen und ein Mann den Abschluss zu qualifizierten Kräuterpädagogen in Miesbach und gründeten einen Arbeitskreis. Am morgigen Dienstag wird er die Vielfalt seiner Arbeit der Öffentlichkeit vorstellen.
Es war eine Ausbildung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) für Bäuerinnen im Nebenerwerb, der sich auch einige andere Interessierte hatten anschließen können, erzählt Ulla Menke, jetzige Vorsitzende des Arbeitskreises der Miesbacher Kräuterpädagogen. Dabei sei damals auch Sebastian Viellechner gewesen, der schon 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Kräuter mitbrachte.
Mythen und Legenden
Der Ansatz der ausgebildeten Kräuterpädagoginnen und -pädagogen war es, den Menschen die heimischen Wildkräuter näher zu bringen. Dabei ging es zum einen um die traditionelle Kräuterkunde, andererseits aber auch um Ethnobotanik. Ulla Menke erklärt, was sie darunter versteht: „Ethnobotanik ist nicht die nackte Botanik, also Pflanzenkunde, sondern sie bezieht ein, welche Mythen und Legenden stecken hinter den Pflanzen und wie wurden sie früher genutzt.“
Ulla Menke, Vorsitzende des Arbeitskreises Miesbacher Kräuterpädagogen. Foto: Rosa Menke
Das sei der Unterschied ihres Arbeitskreises zu anderen Gruppen. „Wir unterfüttern die Kräuterkunde mit Geschichten, damit können sich die Teilnehmenden der Kurse und Führungen die Kräuter besser merken.“
Der Arbeitskreis, der eine Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Miesbach hat, bietet seit Jahren Führungen für Einheimische ebenso wie für Touristen an und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum naturschonenden Tourismus und zur nachhaltigen Entwicklung der heimischen Natur- und Kulturlandschaft.
Wildpflanzen und Neophyten
Dabei informieren die Kräuterpädagoginnen welchen Beitrag die Wildpflanzen beispielsweise für die Bienen liefern. Sie klären aber auch über Neophyten oder Neubürger unter den Pflanzen wie etwa das Indische Springkraut auf, die heimische Pflanzen verdrängen. „Dagegen sind wir machtlos“, bekennt Ulla Menke, „wir müssen damit leben.“ Das Ausreißen hält sie für eine schlechte Idee, zum einen streue jede Pflanze Samen, zum anderen sei es ein schlechtes Vorbild für Kinder.
Die Vorsitzende freut sich, dass in den vergangenen 15 Jahren das Interesse an Wildkräutern stark zugenommen hat. „Die Leute haben schon ein großes Vorwissen“, sagt sie. Natürlich sei es coronabedingt auch bei ihnen schwierig geworden, da die Menschen zurückhaltend wurden, „aber wir bieten weiterhin unsere Veranstaltungen an“.
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Zum Jubiläum finden vier Vorträge der Miesbacher Kräuterpädagogen statt, in denen das breite Spektrum ihrer Aktivitäten zum Ausdruck kommt. Von 18.30 bis ca.19.30 Uhr gibt es drei Kurzvorträge: Ulla Menke beleuchtet in ihrem Power-Point Vortrag „Der Baum unser Freund“ das Thema Bäume. Der Baum im Mythos und seine Bedeutung in der Vergangenheit am Beispiel der Eiche ist Thema ihres Beitrages, aber auch welche Probleme Bäume heute haben. Darüber hinaus informiert sie, welche Rezepte es gibt, mit denen aus Blättern oder Beeren ungewöhnliche Leckerbissen hergestellt werden können.
Pilzcoach Ute Rass. Foto: privat
Uta Rass, die auch als Pilzcoach arbeitet, gibt anhand von Bildern und einer Präsentation eine Einführung in die Welt dieser speziellen Lebewesen. „Es gibt ja nicht nur essbare Pilze“, erklärt Ulla Menke, sondern im Vortrag gehe es auch um Pilzgeflechte und darum was man aus dem Leben der Pilze lernen könne. Zudem wird die Referentin zeigen, was an praktischen Dingen mit Pilzen möglich ist, von gefärbter Wolle bis Pilzpapier.
Sennerin Astrid Brunner. Foto: privat
Astrid Brunner, die schon viele Jahre ihre Sommer als Sennerin auf einer Alm verbringt, erzählt und zeigt Bilder von ihrem Kräuter-Alltag auf der Alm. Sie erläutert nicht nur die Anwendung und Geschichte der Meisterwurz, sondern gibt auch einen Einblick über die Verarbeitung von Almkräutern.
Kräuterwastls fundiertes Wissen
Nach den Kurzvorträgen kommt ein Vortrag von Sebastian Viellechner, dem „Kräuterwastl“ mit dem Titel: „Gesundes aus Natur und Garten“. „Mit seinem breiten fundierten praktischen Wissen wird er Schwachstellen der Ernährung, wie Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe und deren Auswirkungen auf unser Immunsystem beleuchten und über gesunde Ernährung anhand von Anschauungsbeispielen berichten“, erklärt Ulla Menke. Dazu gehören Radikalfänger, Konservieren, Verwendung von Salz, Räuchern, Dr. Wald, Herstellung von Tee, Gelee und Marmeladen.