Glaubt an eure Utopien
Fastenprediger Markus Bogner. Foto: Petra Kurbjuhn
Fastenpredigt in Holzkirchen
Mit seiner Fastenpredigt zum Thema „Sind wir noch zu retten?“ begeisterte Markus Bogner das Publikum in der voll besetzten Kapelle zur Heiligen Familie. Er übertrug seine Erfahrungen aus der Biolandwirtschaft auf die Gesellschaft und forderte dazu auf, Utopien zu Realität werden zu lassen.
„Adam war der erste Biobauer“, fand Pastoralreferent Harald Petersen, der die zweite Fastenpredigt moderierte, den Übergang vom Schöpfungsbericht zum Referenten. Dieser erzählte, wie er auf die Idee gekommen sei, der Initiative „anders wachsen“ Fastenpredigten vorzuschlagen. In seiner Heimatgemeinde habe ein Pfarrer Diskussionen nach der Predigt eingeführt, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, eine Art der Mitgliederwerbung, merkte Markus Bogner an.
Pastoralreferent Harald Petersen. Foto: Petra Kurbjuhn
Auch er wolle seine Erfahrungen weitergeben, die er auf seinem Boarhof in Holz mit 10 Hektar Fläche mache, eine Größe, die nach der Theorie zu klein sei, um davon leben zu können. Aber seine Praxis widerspreche der Theorie, denn die von ihm angewandte Permakultur könne alle Menschen mit Lebensmitteln versorgen.
Sprache der Natur
Man müsse sich nur die Zeit nehmen, auf die Sprache der Natur zu hören und die Lösungsmechanismen der Natur zu verstehen und diese auf die Gesellschaft übertragen. „Sind wir noch zu retten?“, fragte Markus Bogner. Der Pessimist sage nein, der Optimist sage ja und der Realist sage ja, es müsse sich aber viel ändern. Und das liege dem Menschen gar nicht. Man könne aber das Hirn überlisten, wenn man Begeisterung säe.
Blick in die Kapelle zur Heiligen Familie St. Josef. Foto: Petra Kurbjuhn
Markus Bogner wies darauf hin, dass es in der Geschichte immer Übergangszeiten von einer Epoche zu einer anderen gegeben habe und er sei sich sicher, dass wir in einer solchen Übergangszeit leben. „Die Zukunft ist offen und unsere Aufgabe ist es, sie zu gestalten“, betonte der Biobauer und Buchautor aus Holz.
Begegnung statt Monokultur
Das wichtigste Werkzeug dazu sei, sich vom Entweder-oder-Denken zugunsten eines Sowohl-als auch-Denkens zu verabschieden. „Die Welt ist voller Monokultur“, kritisierte er, „es fehlen Begegnungsräume“, und das nehme die Luft zum Atmen, fand er den Bogen zum Element Luft seiner Predigt.
Statt Missionieren lieber PR-Werkzeuge nutzen, sagte Markus Bogner. Foto: Petra Kurbjuhn
In der Landwirtschaft führe der Perspektivwechsel zur Mischkultur, bei der sich Stärken und Schwächen der einzelnen Kulturen ausgleichen. Das müsse auch in der Gesellschaft passieren, in der man etwa Altenheime und Kindergärten mische oder ein Krankenhaus dezentralisiere. „Jeder in einer Gesellschaft ist wichtig“, betonte er und in der Mischung bildeten sich stabile, resiliente Systeme.
Kleine Systeme
Wichtig dabei sei, wieder eine fehlerfreundliche Gesellschaft zuzulassen und die Stärkung der Frau in der Gesellschaft voranzutreiben. Wissenschaft müsse problemorientiert sein und unsere aller Denken müsse sich am Slogan „think global and act local“ orientieren. „Wir brauchen kleine intensiv genutzte Systeme“, forderte der Redner.
Der Schlüssel für das Erkennen der Potenziale seien Begegnungen. Daraus sollten sich Visionen mit der Option des Scheiterns entwickeln. Missionieren indes bringe nichts. Markus Bogner empfahl vielmehr, die Werkzeuge von Public Relations zu nutzen. Der PR-Erfinder Edward Bernays, ein Neffe Sigmund Freuds, hatte eine Kampagne zum verstärkten Absatz von Büchern gestartet, indem er Möbelherstellern den Einbau von Bücherregalen empfahl.
Von Utopien zur Realität
Die Fastenzeit, so schloss Markus Bogner seine Predigt, sei eine Zeit zum Innehalten. „Zahlt mehr auf euer Moralkonto ein“, rief er auf, „glaubt an eure Utopien“. Wenn dann aus Utopien Visionen, daraus Gedanken, Worte und Taten würden, dann könne dies zur Realität werden.
In der von Harald Petersen moderierten Diskussion wurden eine Reihe von guten Beispielen in der Region genannt, wo bereits die so wichtigen Begegnungen stattfinden.
Markus Bogner und Harald Petersen. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit einem Segen verabschiedete Harald Petersen das Publikum.
Zum Weiterlesen: 1. Fastenpredigt: Ein beherzter Schritt nach vorn