20 Jahre Museum Humanum
Museumsgründer Peter Coreth im Gutshof Fratres. Foto: Petra Kurbjuhn
Kulturtipp von KulturVision
Im nördlichsten Waldviertel, direkt an der tschechischen Grenze, gibt es ein Kleinod zu besichtigen, das kürzlich das Österreichische Museumsgütesiegel erhielt: Peter Coreths Museum Humanum. Zu Recht, denn es hat eine einzigartige Konzeption.
Üblicherweise sind Exponate in Museen regional oder chronologisch angeordnet. Nicht so im Museum Humanum. Der Museumsgründer Peter Coreth verfolgt ein anderes Ziel: Sein Museum der Menschheit soll zum Staunen, Teilhaben und Verstehen der Menschheitsgeschichte beitragen. Dazu hat er die mehreren tausenden Kunstobjekte nach ihrer Bedeutung angordnet.
Begonnen hat alles beim Bundesheer. Beim Ausheben eines Stellung stieß der 20jährige Peter Coreth auf einen Gegenstand, bei dem er sofort wusste, dass es etwas Wichtiges war. Später stellte sich heraus, dass es ein frühromanischer Tragaltar war. Er schenkte es dem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Salzburg, denn an Sammeln von Kunstobjekten dachte er noch nicht.
Er studierte Politikwissenschaften und arbeitete als Redakteur bei den Salzburger Nachrichten.
Dann aber kam die Wende. Beim Interview mit dem afrikanischen Dichter und Politiker Léopold Sédar Senghor wurde ihm klar, dass wir Europäer fremde Kulturen an unseren eigenen Maßstäben messen. In den Folgejahren suchte er ohne Erfolg nach kulturübergreifenden Museen, in denen themenbezogen die Kunstwerke nebeneinander angeordnet sind.
Der Sammler Peter Coreth mit einem seiner Lieblingsexponate. Foto: KN
Parallel dazu begann er Kunstgegenstände zu erwerben. Irgendwann wurden es so viele, dass er für sie ein Domizil suchen musste. Im Grenzdörfchen Fratres wurde er fündig. Zwar standen damals noch die Kühe in den Arkaden des Gutshofes, aber Peter Coreth erwarb den alten Hof und restaurierte ihn umfassend. So konnte er seine Idee des eigenen Museums verwirklichen, das 1997 eröffnet wurde.
TIERBILD – GÖTTERBILD – MENSCHENBILD
lautet der Leitfaden der Dauerausstellung, die sich von starren musealen Gefügen abheben möchte. Hier repräsentieren die Exponate nicht, wie üblich, die Kulturkreise, denen sie entstammen, sondern werden in gewagter, aber schlüssiger Anordnung als Beispiele zur Evolution der Kunst vor Augen geführt.
Peter Coreth stellte nämlich fest, dass in allen Religionen oder Kulturkreisen bestimmte Vorstellungen oder Mythen in ähnlicher Form in Kunstwerken dargestellt werden. Zum Beispiel der Nimbus: In vielen Religionen wird das Haupt der erleuchteten Person mit einer Art Heiligenschein umgeben, was ihr Bedeutung, Erhabenheit und Würde verleiht. Es ist ein kulturübergreifendes Phänomen und zeigt die verbindende Formensprache.
Buchcover „Weltbilder im Spiegel der Kunst“
So erlebt der Besucher in der Säulenhalle des alten Gutshofes 30 000 Jahre Menschheitsgeschichte rund um den Globus. In den fünf Arkaden geht es zunächst um das „Überleben“, dann um Grundmuster religiöser Orientierung. Die sinnstiftende Botschaften religiöser Kunst trifft man im dritten Teil, während es im vierten um Macht und Anmaßung geht. In der fünften Akade sind Kunstwerke zusammengestellt, die die Anthropozentrik unserer Zeit verdeutlichen.
Mit wenigen Ausnahmen hat Peter Coreth alle Exponate selber gesammelt. Als er vor wenigen Jahren in Miesbach die Ausstellung von Bildhauer Andreas Kuhnlein eröffnete, von dem auch eine Skulptur in Fratres zu sehen ist, stöberte er sofort in den Antiquitätengeschäften des Landkreises.
KulturVision e.V. ist dem Privatgelehrten Peter Coreth sehr verbunden. Seine Initiative Kulturbrücke ist unser Partnerverein, wir gestalten in Fratres Thementage und Peter Coreth hält im Landkreis Miesbach immer wieder hoch gelobte Vorträge.