Leben lieben lachen
Stefan Scheider, Florian Schwartz und Bernd Thiedmann. Foto: Stefan Scheider
Blind Date in Holzkirchen
Auch beim dritten Blind Date gelang es Stefan Scheider mit seinen Gästen tiefgründige, auch humorvolle Gespräche zu führen, die von Impromusiker Florian Schwartz zu umwerfend komischen Liedern verarbeitet wurden, wobei dem Wort Prokrastination eine besondere Rolle zukam.
Das von dem BR-Anchorman der Rundschau 24 gemeinsam mit KulturVision entwickelte Format des Blind Date ist für Publikum und Moderator gleichermaßen spannend. „Niemand weiß, wer kommt und was kommt“, begrüßte Stefan Scheider die Gäste im FoolsTheater des KULTUR im Oberbräu, die sich am Eingang entscheiden mussten, ob sie ihre Eintrittskarte in den Hut werfen oder nur zuschauen wollen.
Florian Schwartz textet und komponierte ad hoc. Foto: Petra Kurbjuhn
Viele waren Wiederholungstäter und mehr als die Hälfte hatte sich entschieden, an dem Überraschungsabend als potenzieller Stargast auf der Bühne mitzuspielen. Ziel des Formats ist es, Menschen kennenzulernen. Stefan Scheider gelingt es dabei, durch seine empathischen Fragen und sein intensives Zuhören, nicht nur Persönliches, sondern ebenso gesellschaftlich Relevantes von den Gästen zu erfahren, die nicht nur mit einem Glas Prosecco und einem herzlichen Autogramm, sondern auch mit einem eigens für sie komponierten Lied belohnt werden.
Stefan Scheider mit Glücksfee Anna. Foto: Petra Kurbjuhn
Florian Schwartz zeigte gleich zu Beginn anhand von fünf Begriffen aus dem Publikum sein unnachahmliches Talent, daraus ein gereimtes, witziges Lied zu texten und komponieren. Denn wer sonst kann aus Erbse, Glückwunsch, Daumen drücken, Liebe und Neugier ein stimmiges Lied machen?
Glücksfee Anna zog mit Sabine den ersten Gast, Innenarchitektin, die froh erzählte, dass sie nach 20 Jahren Gemeinschaft nun ihren Partner heiraten werde. Nicht aus Steuergründen, sondern um diese Beziehung zu manifestieren.
1. Gast Sabine. Foto: Petra Kurbjuhn
Nach Einrichtungsfehlern befragt, empfahl die Tegernseerin, nicht irgendwelchen Trends hinterherzulaufen, sondern das Wohnumfeld so zu gestalten, dass es zu einem passt. Sie selbst baut gerade mit ihrem Partner ein Haus, mit Wärmepumpe und ausschließlich heimischen Handwerkern.
Florian Schwartz, Stefan Scheider und 2. Gast Anna. Foto: Petra Kurbjuhn
Zur Erheiterung des Publikums zog die Glücksfee sich selbst als zweiten Gast. Anna erzählte, wie sie gemeinsam mit Oma, Mutter und Stiefvater in einem Dreigenerationenhaus wohne. Erfolgsrezept? Rücksicht, Toleranz, gemeinsames Essen, Spaß und Mülltrennen! Ihr Lebensmotto lautet: Aufmerksam werden und im Moment leben, nicht auf etwas warten und vor allem nicht prokrastinieren.
Dieses Wort zog sich künftig durch den Abend und Florian Schwartz ließ keine Gelegenheit aus, in seinen Liedern Worte zu finden, die sich auf Prokrastination reimen.
Stefan Scheider mit Bernd Thiedmann. Foto: Petra Kurbjuhn
Das Format sieht vor, dass jeweils nach zwei Gesprächsrunden ein Thema mit einem Coach vertieft wird. Zweimal war Rosi Konirsch zu Gast, dieses Mal hatte sie aus Termingründen an ihren Mann Bernd Thiedmann delegiert. Wie man ein Gespräch mit einer fremden Person am besten führe, wollte Stefan Scheider wissen. Der Coach von Mensch und Veränderung in Holzkirchen empfahl, einen link zu suchen, also ein Kleidungsstück oder den Rucksack in der U-Bahn und damit das Gespräch zu eröffnen.
3. Gast Alexandra. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit Alexandra zog die Glücksfee eine Sozialpädagogin aus Holzkirchen, die sich gerade selbständig gemacht hat und damit ihrem Bauchgefühl folgte, das zu machen, was sie wirklich möchte. Alexandra erzählte, dass sie unter anderem Zirkus-Workshops für Kinder anbietet und Stefan Scheider verwickelte sie in ein Gespräch über Kinder. Seien sie heute schwieriger? Dürfen sie heute alles? „Ich durfte nie alles“, sagte der Moderator. Die Lebensumstände seien schwieriger und das System sei womöglich schuld, dass Kinder schwierig sind, meinte die Pädagogin. „Kinder dürfen heute mitbestimmen, aber es braucht auch Regeln“, fasste sie zusammen.
4. Gast Anita. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit Anita kam als letzter Gast eine Pensionistin auf die Bühne, die ihr Rezept für ein zufriedenes Leben mit Balu formulierte: Versuchs mal mit Gemütlichkeit. Sie nehme die Dinge, so wie sie kommen, und sie versuche ihre Energie an andere weiterzugeben, einfach, indem sie Fremde, die mit unzufriedenem Gesicht daherkommen, anlächle. „Die Welt wird immer negativer, dagegen muss man etwas tun“, forderte sie auf.
Bernd Thiedmann fasste zusammen, was der Abend gelehrt habe: Aufeinander achten, andere wahrnehmen, Momente festhalten, System ist schwierig, nicht die Kinder, Leben – lieben – lachen, die Dinge annehmen und das Beste daraus machen.
Und zum Schluss ein Selfie. Foto: Petra Kurbjuhn
Florian Schwartz beschloss den überaus gelungenen Abend mit seinem Abschiedslied: Leben – lieben – lachen und natürlich hatte er auch hier die Prokrastination wieder untergebracht.
Zum Weiterlesen: Als Stargast mit Stefan Scheider beim Blind date