30 Jahre Wiedervereinigung
Das Buch von Otto Hoernisch. Foto: Andreas Hoernisch
Doppelausstellung in Miesbach und Holzkirchen
Am 27. September wird zur Eröffnung des 4. Zyklus „Anders wachsen“ eine besondere Ausstellung eröffnet. Neben Fotografien von Isabella Krobisch und Petra Kurbjuhn aus den neuen Bundesländern präsentiert KulturVision e.V. ein einzigartiges Projekt.
„Die bevorstehende Vereinigung der beiden deutschen Staaten DDR und BRD löst in mir und bei vielen anderen Menschen nicht nur Freude, sondern auch Angst und Sorge aus“, schrieb Otto Hoernisch vor 30 Jahren an 61 ausgewählte Politiker, Künstler, Medienschaffende und Vertreter der Kirchen.
Er als Künstler habe versucht, diese Gefühle zu visualisieren und bitte darum, spontane Empfindungen und persönliche Gedanken auf der Grafik niederzuschreiben und an ihn zurückzusenden.
Die Grafik von Otto Hoernisch. Foto: Petra Kurbjuhn
Es antworteten ihm so bekannte Persönlichkeiten wie Dorothee Sölle, Luise Rinser, Norbert Blüm oder Hertha Däubler-Gmelin. Alle gaben ihrer Sorge, ihrer Hoffnung oder aber auch ihrer Gleichgültigkeit zum bevorstehenden Wiedervereinigungsprozess Ausdruck.
Der Grafiker gestaltete aus den Antworten ein Buch, der Reinerlös floss humanitären Zwecken in der DDR zu.
Aktuelle Antworten zu 30 Jahre Wiedervereinigung
Otto Hoernisch starb im Jahre 2001. Sein Sohn, der Fotograf Andreas Hoernisch und KulturVision fragten sich, wie die Menschen 30 Jahre später auf die Grafik reagieren würden. Da viele der damals Befragten nicht mehr am Leben sind, entschieden wir, uns bekannte Menschen im Landkreis Miesbach und den neuen Bundesländern, mit denen KulturVision Kontakte pflegt, um ein Statement zu bitten. Wir verschickten 20 Grafiken und erhielten 12 Antworten.
Bildhauer Andreas Kuhnlein bei seiner Ausstellung in Rosenheim. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Malerin Sabine Lessig, Leipziger Schule, die Bildhauer Bernd Göbel aus Halle und Andreas Kuhnlein aus Unterwössen, der Zither Manä und BR-Moderator Stefan Scheider schickten ihre Statements ebenso wie die Journalistin Margaret Heckel, Fotograf Hans-Günther Kaufmann und Regisseur Celino Bleiweiss.
Nina Treu bei einem Vortrag in Warngau im Rahmen von „Anders wachsen“. Foto: Petra Kurbjuhn
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Die Schlierseerin Nina Treu, die beim Konzeptwerk Neue Ökonomie Leipzig arbeitet und mit uns den 2. Zyklus „Anders wachsen“ einleitete, schrieb, dass sie das Projekt super findet. Auch Karin Strassburger, Schriftstellerin aus Freiberg/Sachsen, freut sich über den wieder aufgenommenen Kontakt.
Der Zither-Manä bei einer Veranstaltung im Rahmen von „Anders wachsen“ im KULTUR im Oberbräu Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn
Lesetipp: Lebenserfahrungen in Ost und West
Fotografin Nani Mahlo aus Valley dokumentiert in ihrem Beitrag anhand der Wahlprogramme der Parteien für das erste und letzte frei gewählte Parlament der DDR Modelle für die Wiedervereinigung.
Regisseur Celino Bleiweiss auf der „Couch“ im Waitzinger Keller 2019. Foto: Petra Kurbjuhn
Lesetipp: Was hat Großvater gemacht?
Eine Verbindung zur Parallelveranstaltung im Waitzinger Keller- Kulturzentrum Miesbach, wo „Anders wachsen“ schon eine Woche vorher am 20. September eröffnet wird, stellt der Kommentar von Harald Hauswald mit einem sinnträchtigen Foto her.
Harald Hauswald und Peter Rosenmüller
In Miesbach zeigt der renommierte Berliner Fotograf mit „Voll der Osten“ Fotos aus der ehemaligen DDR. Ergänzt wird diese Präsentation durch eine Fotoausstellung von Peter Rosenmüller, der Fotos aus seinen Reisen nach Ostdeutschland zeigt.
Harald Hauswald: Vor dem Dorfgasthaus, Brandenburg, 1984, DDR.Auch Isabella Krobisch und Petra Kurbjuhn reisten in den Osten. Über mehrere Jahre hinweg unternahmen Gründungsmitglieder von KulturVision e.V. Kulturreisen in die neuen Bundesländer. Fotografische Eindrücke aus Halle, Leipzig, Dessau, Wittenberg, Weimar und Freiberg werden bei der Ausstellung im KULTUR im Oberbräu in Holzkirchen ab 27. September zu sehen sein.
Isabella Krobisch: Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Nationaltheater Weimar.
Das Ziel der Doppelausstellung „30 Jahre Wiedervereinigung“ ist es zum einen, eine Verbindung zwischen den beiden getrennten Geschwistern, wie es der Zither-Manä formulierte, herzustellen und Betrachter einzuladen, die neuen Bundeländer mit ihrer reichen Kultur und Geschichte zu besuchen.
Lebenswelt der Menschen im Osten
Zum anderen soll die Grafik von Otto Hoernisch dazu ermuntern, über die Wiedervereinigung zu reflektieren und sich in die Lebenswelt der Menschen im Osten zu vertiefen, um zu verstehen, was aktuell dort passiert.