„42 oder Die Weltformel“ in Miesbach
Peter Kees. Foto: Andrea Tretner
Konzert-Performance an der Orgel in Miesbach
Haben Sie „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams gelesen? Dann wissen Sie, dass „42“ die Antwort auf die Frage aller Fragen ist. Auch die nach der Weltformel. Der Konzeptkünstler Peter Kees gibt jetzt seinen Kommentar mit 42 Orgel-Performances in der Apostelkirche ab.
Douglas Adams stellt in seinem Romanzyklus, den er in den Jahren 1979 bis 1992 verfasste, die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ an einen Supercomputer. Nach einigen Millionen Jahren Rechenzeit spuckt der als Antwort die Zahl „42“ aus.
Auch ein Physiker machte sich an die Arbeit, eine Antwort auf die Frage nach dem, was die Welt zusammenhält, zu finden. Für die Begründung der Quantenmechanik erhielt Werner Heisenberg den Nobelpreis. Seine „Einheitliche Theorie der Elementarteilchen“ indes, in der er die Weltformel präsentierte, stellte sich als Flop heraus.
Rätsel und Ungewissheiten
Bis heute ist die Frage nach dem Sinn des Lebens oder dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, wie Goethe seinen „Faust“ fragen lässt, unbeantwortet. Unsere gegenwärtige Zeit gibt uns zudem Rätsel über Rätsel auf, es gibt keine Gewissheiten, alles ist fragil geworden. „Wir befinden uns in einem großen Umbruch“, sagt Peter Kees „und die Frage ist, wie sollen wir uns verhalten?“
Der Konzeptkünstler sucht die Antwort. Foto: Andrea Tretner
In diese Ungewissheit kommt nun Peter Kees in 42 improvisierten Orgelperformances an 42 Kirchenorgeln in 42 Kirchen. Die 42 Performances ergeben ein 42-sätziges Werk, den Revolutions-Requiem-Zyklus: Atmosphären, Rhythmik, Klangfarben spiegeln das aktuelle Zeitgeschehen. Die Performances sind keine Konzerte im klassischen Sinn, vielmehr die Gegenwart kommentierende Reflexionen – Kunst ist Metasprache jenseits aller Sprachbarrieren.
Er sei kein Kirchenmusiker oder Organist, betont Peter Kees, sondern er wolle mit seinen Improvisationen an 42 Orten musikalische Kommentare zu den gegenwärtigen Verhältnissen liefern. „Ich habe Klavier spielen gelernt und wollte eigentlich Dirigent werden“, sagt er. In Bayreuth aufgewachsen, habe er als Statist auf der Bühne gestanden. Das Orgel spielen habe er sich selbst beigebracht.
Musik statt Wissenschaft
Er nennt seine Konzert-Performance „42 oder Die Weltformel“ und spielt damit sowohl an Douglas Adams als auch Werner Heisenberg an. Nicht der Computer und nicht die Naturwissenschaft wendet er an, sondern er will die Musik als Transportmittel oder als universelle Sprache nutzen.
Modenschau des BRK Ladens – Second Hand statt wegwerfen beim „Markt der Ideen“ 2018. Im Hintergrund das Schild von Künstler Peter Kees, der mit seinem „Raum für Öffentliches Nichtstun“ aufrütteln möchte.. Foto: MZ
Von Peter Kees sind wir einiges gewöhnt. Immerhin ist er Seine Exzellenz, Botschafter von Arkadien. Er rief vor drei Jahren in Holzkirchen den „Raum für öffentliches Nichtstun“ aus und lud vor zwei Jahren ebenfalls in der Marktgemeinde nach Arkadien ein.
Arkadien im Foolstheater Holzkirchen: Im Podium: Sebastian (Urmel) Saurle, Laura Quaderer, Emil Ahlhelm und Peter Kees (v.l.). Foto: Jürgen Haury
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Dem Künstler geht es mit seinen Aktionen immer darum, die Kunst, einschließlich der Musik, dafür einzusetzen, dass gesellschaftliche Themen sichtbar werden. Das kann manchmal verrückt wirken, aber es wirkt.
Beim 2. Arkadien-Festival in Ebersberg 2021: Entschleunigungs-Parkplatz. Foto: Peter Kees
Mit seinem Revolutionszyklus hatte er Ende September Premiere in Ebersberg und ist jetzt am 12. November in der Miesbacher Apostelkirche zu Gast. Ob er eine andere Antwort als der Computer oder Heisenberg findet? Vielleicht ist in diesen Zeiten Kunst und Kultur das geeignete Mittel zur Wahrnehmung und Reflexion?