44. Filmtage bayerischer Schulen im Netz
Einladung zu den 44. Filmtagen
Festival in Holzkirchen
Die 44. Filmtage bayerischer Schulen finden in diesem Jahr zum vierten Mal an der Oberland-Realschule Holzkirchen statt, das zweite Mal online. Festivalleiter Sebastian Wanninger erzählt, warum es dennoch drei spannende Tage mit 32 Filmen und vielen Workshops werden.
MZ: Sie müssen wieder digitale Filmtage anbieten? Was aber wird in diesem Jahr anders als voriges Jahr sein?
SB: Im vorigen Jahr hatten wir eine Sparversion, aber es hat super funktioniert und dieses Jahr gehen wir wieder auf drei Tage und haben zahlreiche Workshops und auch wieder ein Special Guest. Der Dokumentarfilm „Chaddr – unter uns der Fluss“ erzählt die Geschichte eines Mädchens im Himalaya, das mit ihrem Papa einen lebensgefährlichen mehrtägigen Schulweg gehen muss. Durch den Klimawandel friert der Fluss nicht mehr zu und es wird immer gefährlicher. Über eine Videoschaltung kann das Publikum an den Toningenieur Fragen stellen.
Festivalleiter Sebastian Wanninger (l.) beim Präsenz-Festival. Foto: privat
MZ: Wie viele Filme wurden denn in diesem Jahr eingereicht und wie viele wurden von der Jury ausgewählt?
SB: Wir hatten 55 Einreichungen, davon wurden 31 ausgewählt und können Preise gewinnen.
MZ: Die Realschule Holzkirchen ist mit zwei Filmen vertreten, aber sie ist die einzige aus dem Oberland.
SB: Es ist erstaunlich, dass es keine anderen Schulen in der Region gibt, die Filmgruppen haben. Es fällt auch auf, dass fast alle schulen Gymnasien sind, die können Filmgruppen als P-Seminare verankern. In Grund- und Mittelschulen ist es durch Corona doch sehr eng geworden.
MZ: Warum haben Sie als Lehrer für Kunst sich für das Medium Film entschieden?
SB: Es heißt, man solle die Jugend dort abholen, wo sie steht und der Film ist schülergerecht. Zwar ist heute das leitmedium das Internet, aber sie schauen sich dort Filmchen an. Bewegte Bilder mit Sound, das muss an die Schulen. Es ist erstaunlich, dass im Lehrplan zwar Textanalysen stehen, aber keine Filmanalysen. Der Bildungsapparat hängt um Jahrzehnte hinterher.
MZ: Tragen Sie mit Ihrer Filmgruppe nicht auch zur Medienkompetenz bei, wenn Sie vermitteln, wie ein Film gemacht wird?
SB: Filme sind vielfältig und können auch manipulativ werden. Bei uns weiß jeder, wie so etwas geht und was manipulativ ist. Das ist für mich ein zentraler Antrieb. Aber es geht auch um Persönlichkeitsbildung, die Schülerinnen und Schüler entwickeln in der Filmgruppe oder Filmklasse eine Menge Kompetenzen.
Bei einem Workshop. Foto: privat.
MZ: Der Run darauf ist groß, oder?
SB: Ja, ich habe jetzt 32 in der Filmgruppe, das ist schon zu viel und allein nicht mehr zu schaffen. Wir haben aber auch zwei Filmklassen im Regelunterricht der 5. und 6. Klassen, das kann man wählen und in der 7. Klasse kommt dann als Wahlfach die Filmgruppe.
MZ: Wie schaffen Sie es, neben der normalen Unterrichtsbelastung und der Filmgruppe auch noch die Filmtage bayerischer Schulen zu organisieren?
SB: Es ist wirklich eine Belastung und die ersten Wochen zu Schuljahresbeginn sind schon heftig. In den Herbstferien bin ich durch. Ich habe gesagt, ich mache es für fünf Jahre, dann muss man auch mal wieder durchschnaufen können.
MZ: Und wie ist die Unterstützung durch das Kollegium?
SB: Die Schulleitung kommt mir entgegen mit Anrechnungsstunden für die Filmgruppe. Und das Festival ist eine Belastung für die ganze Schule. Als wir die Filmtage in präsenz hatten, haben 40 Lehrkräfte vor Ort mitgeholfen und mitgezogen, das zeugt schon von einer großen Leistung der gesamten Schule.
Sebastian Wanninger beim Kurzfilmabend im FoolsKINO. Foto: MZ
MZ: Es ist ja auch eine Ehre für die Oberland Realschule, dass Landesarbeitsgemeinschaft Theater und Film an den bayerischen Schulen und der Verein Drehort Schule e.V. die Filmtage in Holzkirchen veranstaltet.
SB: Ja und es ist eben nicht nur Belastung, sondern auch Freude, wenn alles klappt. Oder wenn nach Jahren ein Schüler kommt und gern die Filme haben möchte, an denen er mal beteiligt war und sich so gern an die Filmgruppe erinnert.
Zum Weiterlesen: 42. Filmtage in Holzkirchen