Tegernsee von Kultur erfüllt
Eröffnungskonzert der 47. Tegernseer Woche. Foto: Verena Huber
Konzert in Tegernsee
Wie jedes Jahr im Herbst ist in Tegernsee momentan kulturell einiges geboten. Letzte Woche startete die 70. Tegernseer Kunstausstellung, Mitte Oktober findet das Bergfilmfestival statt und am Donnerstag eröffnete die 47. Tegernseer Woche. Zum Auftakt blies das Grassauer Blechbläser Ensemble kräftig ins Horn.
Für die Eröffnung der 47. Tegernseer Woche hätten sich die Organisatoren, allen voran Birgit Halmbacher, kein passenderes Konzert überlegen können. Zum wiederholten Male spielte am Donnerstag das Grassauer Blechbläser Ensemble in Tegernsee. Man kannte sich bereits und wusste was man zu erwarten hatte. Nämlich ein bunt gemischtes Konzert mit Musik vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Abwechslungsreich und differenziert wiedergegeben.
47. Tegernseer Woche
Die Bläser empfingen ihr Publikum im Tegernseer Barocksaal mit der „Wiener Fanfare“ von Richard Strauß. Mit Trompetensignalen, aber auch sanglichen Elementen läuteten sie damit die Tegernseer Woche passend ein. Im Programm ging es nun tief in die Zeit der Renaissance und des Barock zurück. „Sonata pian’ e forte“ von Giovanni Gabrieli stellte authentisch die doppelchörige Musik des venezianischen Markusdoms dar. Zwei Bläserquartette spielten erst die leisen Stellen abwechselnd und schaukelten sich dann gemeinsam zu einem großen forte hoch. Gabrieli war übrigens der erste Komponist, der Lautstärkebezeichnungen verwendete – für seine Zeit also schon sehr fortschrittlich. Das folgende Stück verband geschickt alte und neue Zeit miteinander. Denn Ottorino Respighi arrangierte antike Tänze und Arien in romantischem Gewand. Horn und Piccolotrompete konnten hier in kurzen solistischen Passagen ihre Brillanz zeigen.
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Das Grassauer Blechbläser Ensemble. Foto: Grassauer Blechbläser Ensemble
Das Grassauer Blechbläser Ensemble spielt traditionell auch in kleineren Besetzungen. So zeigte ein Posaunenquartett in William Byrds „Pavane“ und dem 1. Satz aus dem Concerto Op.3 Nr.9 von Antonio Vivaldi sein Können. Souverän meisterte der Hornist Sebastian Krause sein Solo in Felix Mendelssohn-Bartholdys „Nocturno aus ‚Ein Sommernachtstraum‘“. Die Zuhörer konnten nun wahrlich zu Träumen beginnen, ist doch das Waldhorn „das Instrument, das eindeutig den schönsten Klang hat“. Mit der „Ouvertüre zu Nabucco“ von Giuseppe Verdi schließlich luden die Bläser ihre Zuhörer auf einen imaginären Aperol Spritz oder einen Espresso nach Verona ein, um dann gemeinsam in der Arena der Oper zu lauschen. Die Blechbläserbesetzung brachte einen ganz besonderen Charme in das bekannte Werk – eine Tiefe und doch Greifbarkeit. In jedem Fall war das Publikum überwältigt.
Eine Reise durch die Länder
Nach der Pause stellte Solotrompeter Konrad Müller die lateinamerikanische Mücke „Tico Tico“ vor. Überraschend: sie hörte sich keineswegs so nervig an wie die Insekten hierzulande. Einzig die enorm hohen Tone erinnerten an das Geräusch unserer Stechmücken. Nach Dimitri Schostakovitschs „Second Waltz“ entführte das Ensemble seine Zuhörer noch auf die „Chiemseedult“. Träumerische Sequenzen des „Jahrmarkts auf dem bairischen Meer“ erzählten einen kompletten Tag im Leben dieses Dultbesuchers – vom Leierkasten über das Karussell bis zur Wilden Maus. Was könnte darauf besser passen als der berühmte „Florentiner Marsch“ von Julius Fucik? Ein perfekter Abschluss.
Besinnliches zum Schluss
Nach einer weiteren Fahrt mit der Wilden Maus lud das Grassauer Blechbläser Ensemble das Publikum der 47. Tegernseer Woche schließlich zum Mitsummen und -singen ein. Die „Baumburger Klosterweise“ enthält im Mittelteil den berühmten „Andachtsjodler“. Damit sollten die Zuhörer die Bläser unterstützen. Am Ende klang dieses gelungene Konzert mit der Melodie zu „Morgen Früh, wenn Gott will, wirst wieder geweckt“ aus.