65. Kunstausstellung Bayrischzell: Qualität oder Kompromiss?
Werke von Hermann Heiss, Anette Werndl und Kornelia Kesel. Foto: KB
Die 65. Kunstausstellung Bayrischzell hat ihre Türen wieder geöffnet. 97 Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik, Skulptur, Foto, Objekt und Installation sind im Schulhaus Bayrischzell bis zum 2. September zu sehen. Die Jury stand dieses Jahr vor der schwierigen Frage: Qualität oder Kompromiss?
Inhalt, Qualität und Innovation
Einer der Juroren, Dietmar-H. Kroepel, hat in seiner Rede zur Eröffnung der diesjährigen Kunstausstellung Bayrischzell unumwunden zugegeben, dass sich die Organisatoren tatsächlich die Frage stellen mussten, was gezeigt werden soll. Die eingereichten Werke waren sehr heterogen in Qualität, Inhalt und Ausdruck. Sollte man eher eine gefällige, „schöne“ Ausstellung konzipieren oder lieber eine nicht so harmonische, dafür qualitativ hochwertige? Für die Auswahl der Werke gelten für Dietmar-H. Kroepel folgende Kriterien: Inhalt, Qualität und Innovationsgehalt. Somit haben sich die Juroren und die Organisatoren bewusst gegen den Kompromiss entschieden. Und den Organisatoren, allen voran Klaus Gogolin, ist es überdies gelungen, eine in sich schlüssige Ausstellung zu schaffen.
Blick in den Gang des Schulhauses. Foto: KB
Brüche und Gegensätze
Die Werke sind zwar thematisch harmonisch auf die einzelnen Räume verteilt, aber es gibt immer wieder kleine Brüche. So wie die zwei großen, etwas krakelig wie von Kinderhand, jedoch sehr luftig wirkende, mit Ölkreide bemalte Leinwände von Petra Schunk. Genau daneben sind sehr dicht und konzentriert gemalte Bilder von Stephan Mundi gehängt.
Werke von Petra Schunk und Stephan Mundi. Foto: KB
Des Weiteren spielt die Ausstellung mit Gegensätzen: In einer Runde realistisch gemalte, mehr mit sich selbst beschäftigte Figuren stellen als Schatten dargestellte Menschen einen Dialog dar – wie eine Aufforderung: Komm‘ her, mach‘ mit, sei dabei. Oder aber zwei schlichte Rahmen von der Miesbacherin Katrin Hering, in denen weißes gestanztes und benähtes Papier ganz andere Welten zu öffnen scheint.
Dialog I und II von Kornelia Kesel. Foto: KB
Künstler von nah und fern
In dem langen Gang des Schulhauses sind vorwiegend Fotografien und Skulpturen ausgestellt. Hier trifft man auf im Landkreis wohlbekannte Namen wie beispielsweise Günter Unbescheid, Norbert Herbert und Horst Mahr mit ihren ausdrucksvollen Abzügen. In den einzelnen Räumen stößt der Besucher ebenfalls immer wieder auf vertraute Namen aus der Region, die Jahr für Jahr mit ihren hochwertigen Arbeiten bei der Ausstellung vertreten sind. So wie Nele von Mengershausen mit faszinierenden Blütenvarianten, Lotte Koch mit ihren unverwechselbaren Kompositionen, Tutti Gogolin und einem sehr ästhetischem Spiel mit Federn oder Klaus Gogolin, der unter anderem eine Reflexion über „Das Kreuz mit dem….“ – offensichtlich Kreuz – zeigt. Trotzdem ist bei einem Blick auf die Ausstellerliste unübersehbar, dass viele Künstler aus weiter entfernten Landkreisen vertreten sind.
Federlesen: „Zebrastreifen“ von Tutti Gogolin. Foto: KB
Tradition und Neues
Bei den Ansprachen zur Eröffnung der Ausstellung hoben Georg Kittenrainer, Bürgermeister von Bayrischzell, als auch Wolfgang Rzehak, amtierender Landrat und damit Schirmherr der Ausstellung, die Vielfalt des Gezeigten und die Mischung von Traditionellem und Neuem hervor. Dies spiegelt tatsächlich die diesjährige Werkschau wider. Zunächst vielleicht etwas ungewohnt und anders als die vorhergegangen Ausstellungen, jedoch sehr bereichernd, vielfältig und vielschichtig. Auch wenn es für den Besucher zunächst etwas mühseliger erscheint – eben wegen der genannten Brüche und Gegensätze – lohnt ein Verweilen, ein genaueres Hinsehen. Der Betrachter wird auf jeden Fall belohnt und kann eine überaus hochwertige Ausstellung genießen. Die volle „Bandbreite der Bayrischzeller Partitur“ eben, wie es treffend Dietmar-H. Koeppel genannt hat.