Kunst verbindet

Kunst verbindet

Kunst verbindet zeigt die Hängung im Alten Schalthaus Tegernsee. Foto: MZ

Ausstellung in Tegernsee

Die 74. Tegernseer Kunstausstellung überrascht wieder einmal durch die Mischung von Werken der Künstlerinnen und Künstler aus dem Tegernseer Tal mit denen von Gastkünstlern: Kunst verbindet. Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen trägt die professionelle Auswahl und Hängung bei.

Der erste Eindruck, betritt man das Alte Schalthaus, ist frappierend. Da hängt an der Stirnwand eine Madonna, gemalt im Stile eines Leonardo. Bei näherem Betrachten eröffnet sich der Zeitgeist, denn die Mutter schaut nicht liebevoll auf das Kind, sondern interessiert auf ihr Handy.

Kunst verbindet
Zhenya Li mit „Madonna Litta“. Foto: MZ

Ganz in der Fortsetzung aber von Leonardo da Vinci benutzt die Künstlerin Zhenya Li die Technik des Sfumato, erklärt mir Hans Weidinger, der eine Vorbesichtigung mit Kurt Gmeineder ermöglicht. Der verschwommene Hintergrund in den Bogengängen zeigt dies deutlich.

Kuratorin Eva Knevels lud die junge aus Shanghai stammende Malerin, die jetzt in München lebt, nach Tegernsee ein. Exemplarisch für das Ausstellungskonzept sei der hintere Bereich näher beleuchtet. Neben der Madonna in starken Rot-Blau-Tönen platzierten die Verantwortlichen ein Ölbild von Burkhard Niesel, das in seinen schlammigen Farben beruhigend wirkt.

Kunst verbindet
Ursula Maren Fitz: „PUR – IN BALANCE“. Foto: MZ

Das Rot greifen dann nach links die lebhaften Szenen von Ekaterina Zacharova auf, das Blau indes die ruhigen Landschaften von Klaus Altmann. Ideal davor platziert sind die spannenden Glasovoide von Ursula Maren Fitz, in die sie mit einer komplizierten Technik Blattgold einbaute und in denen sich die Bilder spiegeln.

Kunst verbindet
Kuratorin Eva Knevels und Kulturreferent Andreas Obermüller. Foto: MZ

Auch die anderen Abteilungen sind mit Geschick so bestückt, dass sich die Arbeiten wohltuend ergänzen, dass sich Spannungen aufbauen und Farben miteinander harmonieren. Zu verdanken ist dies dem bewährten Team um Eva Knevels, Hilo Fuchs, Lisa Mayerhofer, Hans Weidinger und Kurt Gmeineder, die zudem von Hans Schneider, Linde Keck und Pia von Miller bei der Gestaltung des Ausstellerverzeichnisses unterstützt wurden.

Unterstützung gab es auch von der Stadt Tegernsee und dem E-Werk Tegernsee und TEG Energie für unser Tegernseer Tal und weitere Sponsoren.


Mariia Vinnichuk: Stillleben. Foto: MZ

Zhao Bin war schon im vergangenen Jahr vertreten, dieses Jahr zeigt er das Zusammentreffen eines Pandabären mit einer Drohne. Die ukrainische Malerin Mariia Vinnichuk ist erstmalig dabei. Ihre in Öl gemalten Stillleben verabschieden die Besuchenden beim Hinausgehen.

Vater und Sohn Felder in Marmor

Ein Neuling ist auch Linus Maria Felder mit seiner Skulptur aus Tegernseer Marmor, der in die Fußstapfen seines Vaters Wolfram Marie Felder tritt, ebenso mit einer Marmorarbeit vertreten.

Stephanie Paula hat seit einiger Zeit ein Atelier in Rottach-Egern, gehört also zu den Talkünstlern und stellt erstmalig eins ihrer im Oberland gemalten Bilder aus, die bayerische Lebensart mit moderner gegenständlicher Malerei verbinden.


Marica Doll: „Schlangenmenschen“ und „Ringer“. Foto: MZ

Als Gastkünstler sind darüber hinaus Marica Doll mit ihren ineinander verschlungenen Schlangenmenschen und Ringer, der schon erwähnte Burkhard Niesel und Hans Reiser zu sehen. Der Maler und Karikaturist aus Reichersbeuern wartet mit einer neuen Trilogie auf, die er KI widmet. Dazu hat er das Porträt „Winter“ mehrfach gedruckt, mit Zeitungsartikeln und Leiterplattenfotos überduckt und übermalt, so dass völlig neue Eindrücke entstehen.


Hans Reiser: „KI-Trilogie“. Foto: MZ

Aber auch die Tegernseer Künstlerinnen und Künstler überraschen mit neuen Arbeiten. So hat sich Andreas Hars neuerdings der Farbe verschrieben und taucht seine bisher pastelligen Landschaften in lebhaftes Rot.


Andreas Hars: Ohne Titel. Foto: MZ

Dem Herbst entspricht indes die Farbgebung des gleichnamigen Bildes von Peter Keck, ein abstrahiert aufgelöstes florales Bild, warm und harmonisch in seinem Duktus. Harmonisch auch das stille Bild „Côtes du Rhône“ von Hans Weidinger.


Peter Keck: „Herbst“, „Sommer“, „Illusion“ (v.l.). Foto: MZ

Außerirdisch indes die Bilder von Kurt Gmeineder, der seine Faszination für das Hubble-Teleskop malerisch auslebt und „Erde 2.0“ gemalt hat, einen erdähnlichen Planeten, 98 bis 100 Lichtjahre entfernt, also wohl kaum erreichbar. Das Bild harmoniert gut mit den zwei großen abstrakten Bildern von Jürgen Welker in einer Nische.


Jürgen Welker: Ohne Titel und Kurt Gmeineder „Erde 2.Null“ (r.). Foto: MZ

Abstrakt und typografisch kommen die Bilder von Hans Schneider daher, der mit Buchstaben, Farben, Formen und Komposition in vielen Schichten spielt.


Hilge Dennewitz „Musik 1 und 2“. Foto: MZ

Expressiv die Bilder, die Hilge Dennewitz beim Hören von Musik malte, insbesondere ist es Mahlersche Musik, aber auch Jazz, die die Künstlerin inspiriert.


Hilo Fuchs: Keramiken. Foto: MZ

Hilo Fuchs hat mit ihren wie immer erheiternden Keramikfiguren den berühmten Buzi im Tegernseer Bräustüberl von Emil Kneiß nachempfunden, allerdings ist es hier eine Frau, unter deren Bauch der Buzi verschwindet.

Die Keramiken von Waltraud Milazzo stimmen eher nachdenklich, etwa der „Säulenheilige“, hoch obenstehend und von seinen Followern angehimmelt.


Waltraud Milazzo: Steinzeug. Foto: MZe

Für Fotografie stehen Eva Knevels und Sopi von Sopronyi mit sehr unterschiedlichen Arbeiten, abstrakte Spiegelungen die eine, exotische Porträts die andere.

Bei der Vernissage betonte Eva Knevels, dass die Ausstellung dokumentieren solle, was im Tegernseer Tal künstlerisch passiere, ergänzt durch die Werke der Gastkünstler. Sie wies auch auf die Skulpturen von Konrad Broxtermann, Kurt Gmeineder und Otto Wesendonck im Außenbereich hin.

Andreas Obermüller, Kulturreferent der Stadt Tegernsee, dankte Kunstschaffenden und Helfenden für ihre Arbeit und konstatierte: „Kunst verbindet“, sie mache Freude, schenke Genuss und fordere auf, sich Gedanken zu machen.

Sehenswerte Ausstellung

Dazu tragen alle Werke der sehenswerten 74. Tegernseer Kunstausstellung, jeweils auf ihre Art, bei. Neben den genannten Künstlerinnen und Künstlern, kommen hinzu: Heidi Barnstorf, Priska Büttel, Werner Gruss, Sibylle Guttenberg, Irnberg, Lucia Kordecki, Riccardo Milazzo, Brigitte Siebeneichler, und Heinz Stoewer.

Die 74. Tegernseer Kunstausstellung im Alten Schalthaus Tegernsee, Hochfeldstraße ist bis zum 29. September täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Zum Weiterlesen: Bewährt und überraschend: 73. Tegernseer Kunstausstellung

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