Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht
Barbara Gerbl. Foto: Isabella Krobisch
Kinderkunstaktion in Miesbach
Was aus Barbara Gerbls stillem Vorsatz wurde, Lächeln zu sammeln: „Ich mag den Herbst mit seinen bunten Blättern und ich sammle Lächeln, denn wir müssen Miesbach wieder bunt machen“ erläutert die Kulturpädagogin Barbara Gerbl ihr jüngstes Projekt von 850 Lächeln, das ab Ende Oktober Miesbach zum Strahlen bringen wird.
War es 2018 die komplette Bemalung der Klostermauer und 2019 die erste Miesbacher Pionierwerkstatt, so ist es 2020 die phantastische Kunstaktion „Ich schenke Dir mein Lächeln“, mit der es Barbara Gerbl einmal mehr gelingt, Kinder und Jugendliche zu motivieren, mit Bildern ihre Stimmung auszudrücken.
Lesetipp: Pionierwerkstatt mit Astschere, Pinsel und Fotobox
Lächeln aus dem Montessori Kindergarten. Fotos: Barbara Gerbl
Lange hat sie überlegt, welche Aktion mit den Coronaauflagen kompatibel sei. Dann dachte sie daran, dass jeder Mensch einen Zauber im Gesicht trägt, der derzeit jedoch durch die Maske verborgen ist. „Wie wäre es, wenn wir Selbstporträts von Kindern und Jugendlichen sammeln und sie in ganz Miesbach zeigen?“ Mit diesem Konzept gewann sie das städtische Kulturamt als Partner.
850 Lächeln, produziert in den Kindergärten und Schulen Miesbachs
Lächeln aus dem Montessori-Kindergarten und der Klasse 3B der Grundschule. Fotos: Barbara Gerbl
„Am Freitag vor Beginn der Sommerferien versandte ich meine E-Mails an die Schulen und bereits am Sonntagfrüh wurden mir 350 Lächeln zugesagt.“ Dass es jetzt 850 Lächeln sind, die bei ihr bis 12. Oktober eingereicht werden, lässt Barbara Gerbl vor Freude strahlen. Allein die Vorstellung, dass zwar große kreative Treffen wie bei der Pionierwerkstatt vergangenen Herbst nicht möglich sind, aber trotzdem in so vielen Räumen, verteilt auf ganz Miesbach, gerade Lächeln aller Art produziert werden, verleiht dem Projekt einen besonderen Zauber.
Lächeln aus Klasse 6D und 9C der Realschule. Fotos: Barbara Gerbl
Zeichnet euch selbst in sieben Minuten
Einige der kreativen Gruppen hat Barbara Gerbl selbst besucht und die Kinder und Jugendlichen zum Malen von Selbstporträts angeregt. An dem Projekt nehmen schon Kinder ab vier Jahren teil – und sogar noch Jugendliche der 11. Klasse. „Obwohl Selbstporträts von allen künstlerischen Ausdrucksformen das schwierigste sind, hat niemand gesagt, er kann das nicht.“ Befragt, wie sie vorgegangen ist, erläutert Barbara Gerbl, dass sie vor die Klasse tritt „und die Grenzen verschieben sich. Ich zeichne mich vor den Schülern selbst, mit Spiegel und schwarzer Farbe. Sie sind sehr gespannt was passiert. Es ist das Intimste, was ich ihnen schenken kann. Und dann heißt es: Zeichnet euch selbst in sieben Minuten“.
Lächeln aus Klasse 8A der Realschule. Fotos: Barbara Gerbl
Kostbarkeiten mit roter Schleife
Zur Pressekonferenz im Waitzinger Keller hat Barbara Gerbl einen Stapel Bilder mitgebracht. „Ich habe die Mappe mit einer roten Schleife versehen, denn sie sind mir sehr kostbar und es ist mir unendlich schwer gefallen, eine Auswahl zu treffen.“ Behutsam nimmt sie jedes der bunten Porträts zur Hand und erinnert sich ganz genau, mit welchen Worten ihr die Kinder das Kunstwerk übergaben. „Das bin ich eigentlich gar nicht und trotzdem habe ich das Gefühl, es schaut mir ähnlich.“ Allein diese kleine Auswahl ist so beeindruckend, dass man es kaum erwarten kann, dass ein großes Lächeln über Miesbach schwebt.