Klangideal des Barock
Das Ensemble „Accademia di Monaco“. Foto: KN
Konzert in Tegernsee
Das Ensemble „Accademia di Monaco“ führte das Publikum des Tegernseer Barocksaals in eine außergewöhnliche musikalische Zeitreise. Das auf originalen und nachgebauten Barockinstrumenten spielende Orchester öffnete Ohren und Seelen für eine besondere Klangqualität, die des Klangideal des Barock: die Imitation der menschlichen Stimme.
Der Gründer des Orchesters, Joachim Tschiedel, stellvertretender Leiter des Masterstudiengang Musiktheater an der Theaterakademie August Everding in München, und die Konzertmeisterin Mary Utiger, Professorin für Barockgeige an der Hochschule für Musik und Theater München, machen so mit Studierenden und Absolventen des Studios für historische Aufführungspraxis der Hochschule „vergessene“ Musik, Instrumente und Klangkultur wieder lebendig im musikalischen Geschehen.
Graupner und Telemann
Für das Konzert im architektonisch kongenialen Barocksaal Tegernsees stellte die „Accademia di Monaco“ Werke von Telemann und Graupner vor, zwei Komponisten des Spätbarock, welche bis 1721 die nahen Wirkungsstätten Frankfurt und Darmstadt hatten, sowie musikalischen Austausch durch Musiker und Abschriften ihrer Werke. In dieser Zeit hatte sich die Orchesterzusammenstellung mit Streichern und ergänzenden Holzbläsern standardisiert, in Abkehr von der wechselnden Besetzung der Renaissance.
Joachim Tschiedel, Gründer und Leiter des Orchesters. Foto: KN
Mit Graupners Ouvertüre F-Dur für Flauto traverso, Chalumeau und Viola d‘amore, hielten sogleich weiche, leise und abgerundete Töne Einzug, deren Klangfarbe sehr variabel und anmutig, doch im kernigen Rhythmus vorpreschte. Barockviolinen, Holzbläser, die Viola d‘amore mit ihrem samtig-runden Klang, die hölzerne Traversflöte und das Chalumeau, Vorfahre der Klarinette, schufen eine Atmosphäre des friedlichen, lebendigen Wohlklangs, vom Cembalo in den raschen Tempi spannend angetrieben.
Zwei Chalumeaux wetteiferten im Concerto d-moll von Telemann, ein Alt- und ein Tenor-Chalumeau, gespielt von den jungen Solistinnen Marina Sonntag und Vanessa Ramer. Warm und sonor umspielte das Orchester die zwei Rohrblattinstrumente in präzisem Zusammenspiel.
In Graupners Concerto B-Dur leuchteten diesmal die sanften Töne von Viola d‘amore, Barockoboe und Chalumeau in gesanglicher Elegie auf, ein Andante mit Effektpausen und ein sehr bewegtes Allegro, fein und entschlossen musiziert.
Accademia di Monaco: rasanter Abschluss
Aus Telemanns „ Tafelmusik“, damals als ein Höhepunkt der europäischen barocken Kompositionsstile angesehen, spielte die „Accademia di Monaco“ das Concerto A-Dur mit einem vorwärtsstrebenden Andante auf. Es folgte ein flotteres Allegro mit einem pfiffigen Thema in Oktavsprung und aufsteigender Tonleiter und ein reizender dialogischer Abschnitt von Violine, Flöte und Cello. Ein rasanter Abschluß vollendete den Satz.
Sehr gesanglich begann das Grazioso, um in ein stürmisch voranpreschenden Allegro zu münden, das den vollen Einsatz des Cembalisten forderte, einen klangstarken Cellosolo zu Tage brachte und einen leuchtenden Abschluß erlangte. Das sehr angetane Publikum forderte mehr und durfte sich noch an einem entzückenden Pizzicato-Satz aus Telemanns Doppelkonzert für Flöte und Violine erfreuen.