Sunshine Gospels: Afrika in Egern
Mit dem „Song of Joy“ verdeutlichten die Sunshine Gospels am Tegernsee sprichwörtlich ihre Lebensfreude. Dass sie auch den Lebensernst wahrnehmen, bewiesen sie, indem sie die Spenden des Konzerts in der katholischen Kirche in Egern der Pfarrer Waldschützstiftung zufließen ließen, die benachteiligte Kinder in Argentinien unterstützt.
Was ist es, was Hunderte von Menschen bei minus 14 Grad Celsius am Sonntag abend aus dem kuscheligen Wohnzimmer hinaus in die Kälte, Parkplatzsuche und dann eine überfüllte Kirche treibt, wo viele stehen und viele gar nichts sehen können. So wie ich auf der Empore. Dennoch werden alle gleich zu Beginn mitgerissen, als die Sängerinnen und Sänger, so vermute ich vom Klang her, von hinten her, begleitet von Trommeln, nach vorn schreiten und ein afrikanisches Glaubenslied singen. Dies ist eine Spezialität des Chores, der in diesem Jahr zehn Jahre besteht und sich im vorigen Jahr zu einem Verein zusammenschloss. Nachdem Konrad Späth acht Jahre lang den Chor führte, ist heute der Wiesseer Kirchenmusiker Matthias Häussler Leiter der Sunshine Gospels.
Sunshine Gospels beflügeln Publikum
Er gab kurze Einführungen in die einzelnen Darbietungen des „Best of“ Konzertes. Das sind neben den afrikanischen, sehr rhythmischen Liedern vor allem die weltbekannten amerikanischen Gospels, wie das ekstatische „This little light of shine“, das schon Ray Charles sang, oder „Oh when the Saints go marchining“, das fast jeder Interpret des Genres bereit hält, „Deep in my soul“, oder das mitreißende „Oh happy day.“ Jetzt erfahre ich, warum die Menschen hierher gepilgert sind. Sie bewegen sich im Takt, sie klatschen, sie lassen sich erfassen von den Emotionen dieser Musik, die Afroamerikaner christlichen Glaubens in ihren Gottesdiensten singen. Stark rhythmische Blues- und Jazzelemente machen Gospels zu der elektrisierenden Musik, die auch an diesem kalten Abend die Besucher der katholischen Kirche erfasst. Die Sunshine Gospels sind selbst beflügelt von dieser Musik und können ihre eigene Begeisterung in das Publikum transportieren. Ihr Gesang erfrischt auf emotionale Weise den Glauben und gibt neue Impulse, sich über die Texte auch mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Wenn sich noch ein paar Tenöre einfänden, wäre der Klang noch voller, so sind es die Sängerinnen, die den Ton angeben. Auch nicht schlecht.
Eingebettet in die Klassiker singen die Sunshine Gospels immer wieder ursprüngliche afrikanische Weisen, auch mit solistischen Beiträgen, und romantisch gefärbte stillere Lieder. Und mit dem Simon and Garfunkel Song „Bridge over troubled water“ wagten sie sogar einen Ausflug in die Popmusik, wobei der Text dieser wunderschönen Ballade durchaus spirituellen Inhalt hat.
Mit einem südamerikanischen Lied zum Muttertag endete das offizielle Programm des begeisternden Konzerts, natürlich nicht, ohne dass mit „Rock on my soul“ noch eine Zugabe eingefordert wurde.