Uraufführung in Bad Wiessee

Wer meint, Tuba und Virtuosität schließen einander aus, den belehrte gestern Abend Andreas Hofmeir im Bad Wiesseer Postsaal eines Besseren. Mit der Uraufführung des Konzertes No. 2 für Tuba und sinfonisches Blasorchester von Jörg Duda begeisterte er das Publikum.
Das Werk, eigens für Hofmeir und das Akademische Blasorchester München unter der Leitung von Michael Kummer komponiert, ist eine zweisätzige abwechslungsreiche Reise, wobei sich schnelle Tonfolgen mit lyrischen Passagen abwechseln. Im ersten Satz geht die „Tuba auf Reisen“ zunächst sehr flott nach Spanien und nach einem Mitteltteil, in dem lange Melodiebögen in romantischer Weise die Szenerie bestimmen, mit einem Tango nach Südamerika. Unmittelbar anschließend begibt sich die Tuba im zweiten Satz nach Finnland, ein Land das der Komponist bevorzugt. Mit einem melodiösen volkstümlichen Tanz des Nordens in hohem Tempo darf sich der Solist beweisen, setzt aber in der Solokadenz am Ende noch einen glanzvollen Höhepunkt seiner Virtuosität. Mit einer fulminanten Stretta beschließen Solist und Orchester das Werk.
Der begeisterte Applaus lässt Andreas Hofmeir, den charismatischen, erst 33-jährigen Professor am Mozarteum in Salzburg, zu einer Zugabe bewegen. Mit einer Flötenfantasie von Telemann zeigt er dem Publikum, dass eine Tuba nicht nur virtuos mit hoher Geschwindigkeit gespielt werden kann, sondern dass er ihr ebenso gefühlsbetonte Töne entlocken kann. Technisch perfekt, inhaltlich ausdrucksvoll, ein Genuss!

Das übrige Programm des Abends stand unter dem Thema: Bearbeitung alter Musik durch zeitgenössische Komponisten. Das ist zu begrüßen, denn damit machte Michael Kummer mit seinem 60köpfigen Orchester aus ambitionierten Laienmusikern, das seit zwei Jahrzehnten in Bad Wiessee gastiert, diese Musik einer breiten Zuhörerschaft zugänglich. Und das ist durchaus hörenswert.

Da waren zunächst gefällige Klavierstücke des Opernkomponisten und Kochs Gioacchino Rossini, die Benjamin Britten für Orchester arrangierte. Heiter, lyrisch, volkstümlich, rhythmisch und lebhaft, so die fünf unterhaltsamen Miniaturen, die unter dem Titel „Soirées Musicales“ dem ganzen Abend den Namen gegeben hatten.
Spannender ging es bei David Bedfords „Rondo für Isolde“ zu, in dem ein populäres Thema des Renaissancekomponisten Tylman Susato zerpflückt und wieder zusammengesetzt wird, um am Ende in vollem Glanz wieder aufzuleben. Eine Hommage an Wagner indes sucht der Hörer vergebens, wie Michael Kummer launig voraussagte.

Auch Kenneth Hesketh zerlegt Klang und Struktur alter Musik, ohne allerdings die Melodie anzugreifen. Mit seinen „Danceries“ schließt er an die Tradition der Bettleroper an und verfremdet im historischen Stil gehaltene Weisen bis zur Zerstörung der Strukturen, ein teils schräges, teils spannendes Stück, das dem Orchester einiges abverlangte.

Nach dem faszinierenden Tubakonzert schloss das Akademische Blasorchester München mit einer Haydnadaption von Norman dello Joio den Abend ab. Sehr modern umgesetzt und instrumentiert, vermutet man bei diesem eher nach Jazz und Swing klingenden Werk den Klassiker eher weniger, aber er wolle mit seiner Hommage beweisen, dass „dieser Komponist ewig zeitgenössisch sein wird“, schreibt dello Joio.

Mit der bekannten Schlittenfahrt und einer witzigen, da fast verkitschten Bachadaption bedankt sich das Orchester mit Michael Kummer beim Publikum für den anhaltenden Beifall. Berechtigt, denn dem Orchester mit seinem engagierten Dirigenten gelang es, wenig bekannte Musik, technisch nicht einfach zu bewältigen, in gekonnter Instrumentation darzubieten.

 

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