Agnes Kraus und Seniorenpower in Holzkirchen
12 flotte Frauen und Männer 60+ haben sich zu einer Theatergruppe zusammengefunden. Sie probt im Holzkirchner „Kultur im Oberbräu“. Mit unterschiedlicher Motivation, aber alle mit Begeisterung und mit professioneller Begleitung der Schauspielerin Agnes Kraus.
Zwei Frauen beim Kaffeeklatsch, die Nachbarin beim Rasen mähen, Ärger programmiert, die drei gehen auf sich los. „Stein des Anstoßes“ hat Agnes Kraus die Szene genannt, die drei der Mitglieder des Seniorentheaters in Holzkirchen improvisieren müssen. Seit Anfang März gibt es die Gruppe, die Ingrid Huber ins Leben gerufen hat. Die Leiterin von Kultur im Oberbräu hatte bei ihrer „Hotzenplotz“-Produktion für die Großmutter Sophie Franz fürs Theaterspielen begeistern können. Die über 80jährige war mit Begeisterung bei der Sache gewesen.
Das wäre doch auch für andere Senioren ein attraktives Angebot, dachte sie. Und mit der Münchner Schauspielerin Agnes Kraus, die schon seit fünf Jahren mit dem Fools Theater kooperiert, war die professionelle Leiterin der Gruppe gefunden. Sie liebe es, mit Anfängern zu arbeiten, sagt sie, denn hier gebe es keinen Neid und keine Animositäten. Mit Senioren arbeite sie auch gern, denn normalerweise würden diese in die Schublade Klamauk gesteckt, sie aber bevorzuge saubere Bühnenarbeit.
Dazu gehört Atemtechnik, Sprache, Mimik, Gestik. „Das ist professioneller Unterricht“, sagt Gisela Steinke. Die gelernte Krankenschwester pflegt ihren Mann daheim und habe durch das Spielen wieder das Lachen gelernt. „Und mein Mann lacht mit“, berichtet sie strahlend.
Der ehemalige Feuerwehrkommandant Ludwig Haas will sich die Sache erst einmal anschauen, macht aber schon ordentlich bei den Szenen mit. Sein Geschlechtsgenosse Dieter Schulte will seinen Alltag durchbrechen und den Aufbruch zu neuen Ufern wagen.
Neue Seiten an sich selbst wolle sie entdecken, begründet Brigitte Eiler ihre Teilnahme an der Gruppe, während Brigitte Bade, die schon früher im Bauernteater gespielt hatte, jetzt in der Rente noch einmal richtig loslegen möchte. „Ich möchte wissen, was noch geht, so lange es noch geht“, sagt zur allgemeinen Erheiterung Ingeborg Brunnhuber. Und Gitta Barlage meint, dass das Spielen zueinanderführe, alle Fremdheit, denn man habe sich ja vorher nicht gekannt, wäre wie weggeblasen.
Uns so versucht sie auch im Spiel als nervende Rasenmäherin letztlich auf die beiden Kaffeetanten zuzugehen, um den Stein des Anstosses zu beseitigen.
Nach jeder Szene wird Manöverkritik geübt. „Du bist zu laut“, „das war gut, ihr habt gut nach vorn gespielt, „da waren viele Farben drin.“ Agnes Kraus, die auf eine riesige Erfahrung als Schauspielerin zurückgreifen kann, spart nicht mit Lob und Kritik.
Jetzt wolle man erst einmal schauen, was der Einzelne gut könne und das probiere sie mit kleinen Sketchen und Szenen, auch selbst geschriebenen. Später aber werde man ein richtiges Stück einstudieren.
12 Holzkirchner Senioren sind angemeldet, zunächst gibt es zehn Workshops. Und ein Name wird gesucht, denn „Senioren“, nein, so wollen sie sich nicht nennen, die agilen Jungschauspieler.