Klazz-Brothers & Edson Cordeiro in der Winner´s Lounge
„Faites vos jeux!“, „machen Sie ihr Spiel“, heißt es für die Klazz-Brothers in der Winners Lounge in Bad Wiessee. Als sich der musikalische Roulette-Kessel in Bewegung setzt, ahnt noch niemand, dass dieser bald zum Hexenkessel mutiert.
Ohne Rücksicht auf das sich entspannt zurück gelehnte Publikum wirft Sänger Edson Cordeiro die erste Kugel ins Spiel und die landet prompt bei den „Weather Girls“. „It´s Raining Men“ tönt es mal in tiefer dann wieder in hoher Stimmlage, bis es fast explosionsartig aus dem schmächtigen Brasilianer heraus bricht und der „Rain“ imaginär auf die von der Power überraschten Menschen im Saal niederprasselt.
„Let your body move to the music“ singt er und es scheint, als ginge nun ein Ruck durch die Gäste. Die ersten Füße wippen verhalten unter den Tischen. Ein unglaubliches Energiebündel tobt sich da auf der Bühne aus. Körperlich und stimmlich. Selbst die genialen Klazz-Brothers, mit denen der Sänger seit 2007 auf Tour ist, wirken manchmal überrascht, welch eine Stimmgewalt dieser schmächtige Körper besitzt. Sein Stimmumfang erstreckt sich vom Tenor bis in hohe Counter-Regionen. Dabei hüpft er, tanzt, stampft, schwingt erotisierend die Hüften und man fragt sich, woher nimmt dieser Mann die Luft. Wenn er selbige doch einmal holen muss, darf auch Gründer und Kontrabassist der Formation, Kilian Forster, ans Mikrofon. „Wollt ihr Tango?“ ruft er ins Publikum. .Zustimmender Jubel von dort, Protest von Edson Cordeiro. „Ich bin Brasilianer, also Samba!“ Und schon legt er wieder los.
Wer rhythmische Klänge mag, der kommt an diesem Abend voll auf seine Kosten.
Aber Flexibilität ist gefragt, denn auf das Tapis wird in atemberaubender Geschwindigkeit Hit um Hit platziert: „We are familiy“, „Y.M.C.A.“, „Please don´t talk about me when I´m Gone“ und damit eine unverwechselbar imitierte Billie Holliday oder „Crazy little thing called love“ von Elvis Presley. Alles Adaptionen von den Klazz-Brothers neu und ideenreich arrangiert.
Dass jeder der Musiker für sich ein Virtuose mit Entertainerqualität ist, hört (und sieht) man bei den Soloeinlagen. Zum Niederknien Bruno Böhmer Camacho am Klavier. Leidenschaftlich fliegen die Finger des Kolumbianers über die Tasten, im Überschwang auch einmal darüber hinaus. Mehr als überzeugend auch Tim Hahn am Schlagzeug und Leader Kilian Forster.
Immer wieder braust Zwischenapplaus auf, von der anfänglichen Zurückhaltung keine Spur mehr. Edson Cordeiro hat das Publikum im Griff, begeistert es ständig aufs Neue.
Als dann Gloria Gaynors „I Will Survive“ ertönt gibt es im fast ausverkauften Saal kein Halten mehr. Im Stehen wird mit gewippt, sich im Rhythmus bewegt und der Takt geklatscht. Nach vier eingeforderten Zugaben heißt es aber dann doch „Rien ne va plus“ und kein noch so frenetischer Beifall bringt die vier Ausnahmekünstler mehr zurück auf die Bühne in der Winner´s Lounge.