Start für Science Slam
Martina Eglseder beim 1. Science Slam in Holzkirchen Foto: Petra Kurbjuhn.
Wissenschaft in Holzkirchen
Wissenschaft ist langweilig und trocken ? Von wegen. Es kommt ganz darauf an, wie sie vermittelt wird. Gleich zwei mal gibt’s jetzt Science Slam im Landkreis – ein Format, das sonst nur an Hochschulen und in Großstädten läuft.
Gestern Abend war es soweit. Monika Ziegler, Journalistin, promovierte Physikerin und ehemalige Lehrerin hatte ihre fünf Schüler von den Fachoberschulen Holzkirchen und Bad Tölz im FoolsTheater im KULTUR im Oberbräu auf der Bühne. Alle waren ein wenig aufgeregt, schließlich macht man so was nicht alle Tage. Schon gar nicht, wenn die Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen auf Hochtouren laufen. Andererseits ist es eine tolle Gelegenheit, dem Publikum die Ergebnisse der eigenen Seminararbeit kurzweilig und verständlich zu erklären, statt sie in den Archiven der Schule einzukellern.
Die Schüler der FOS Holzkirchen und Bad Tölz mit Monika Ziegler. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Initiatorin von KulturVision e.V. hat im vergangenen Jahr die Initiative „Anders wachsen“ ins Leben gerufen, gemeinsam mit dem KBW und KULTUR im Oberbräu. „Anders wachsen“, meint sie, sei das schönere Wort für „Nachhaltigkeit“ – durchweg positiv formuliert. Die Schüler und Schülerinnen haben sich mit dem Thema auseinandergesetzt und mit ihr gemeinsam die Beiträge einstudiert. Science Slam – das ist „geballtes Wissen in zehn Minuten“, erfuhr das Publikum und war durchaus gefordert. Am Ende sollte es die Jury bilden und die besten Science Slammer prämieren.
Wie oft benutzen Sie YouTube?
Martina Eglseder beschäftigte eine Frage aus der digitalen Welt: Wird YouTube eines Tages das Fernsehen ablösen? YouTube hat viel mit „Anders wachsen“ zu tun, mit Nachhaltigkeit – es geht um Wissen für alle, das überall und jederzeit abrufbar ist. „Wer von Ihnen benutzt YouTube einmal am Tag, einmal in der Woche, im Monat, oder vielleicht nie?“, fragte sie ins Publikum. „Haben Sie etwas gelernt?“, fasste Monika Ziegler nach, und man sah Nicken hier und da.
Enrico Waldmann (Saxophon) und Lorenz Ebisch (E-Gitarre) von der Schülerband an der FOS Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn
Inklusion und Sport hatte sich Samuel Weber zum Thema gemacht. Er motivierte das Publikum, sich gerade hinzusetzen und die Arme zu heben, so als wolle es Äpfel pflücken oder nach den Sternen greifen. Das hatte seinen Grund, nicht nur den der Unterhaltung. Die streckende Geste im Sitzen gleicht der des Rollstuhlbasketballspielers. In seiner Seminararbeit wertete er die positiven Auswirkungen des Sportes durch die Möglichkeiten der Inklusion aus. „Was entgeht uns, wenn wir diese natürliche Verschiedenheit der Menschen nicht erleben?“, regte er zum Nachdenken an.
Religion, Inklusion, alternative Energiegewinnung
Christine Fimm hat ihre Seminararbeit der Untersuchung der Bahá’í gewidmet, die an die Einheit der Religionen und die Menschheit in ihrer Vielfältigkeit glauben. Weltweiter Friede, Gleichberechtigung und Bildung für alle sind die Ziele. Bewegt wies sie darauf hin, dass die Bahá’í seit Beginn ihrer Bewegung verfolgt und noch heute diskriminiert werden. Nur wenige im Publikum hatten zuvor von den Bahá’í gehört, also wieder etwas gelernt.
Nach Digitalisierung, Inklusion und Religion folgten zwei Themen aus dem Bereich der nachhaltigen Energiegewinnung. Elisabeth Orterer warf mühelos mit Artikeln und Paragrafen um sich, ohne dass es zu wissenschaftlich oder trocken wurde. Im Fach „Energieautarkes Bayern“ setzte sie sich mit der Frage auseinander, ob es möglich ist, ein ganzes Dorf energieautark zu gestalten. Sie betrachtete es von der Seite des Gesetzes und der Paragraphen: „Was steht dem im Wege?“ Ihr Fazit ist „es liegt an uns selbst, ob wir uns abschrecken lassen, oder es trotzdem machen.“
Lukas Klingsberg zum Thema „Biomasse“. Foto: Petra Kurbjuhn
Lukas Klingsberg erläuterte locker, was es an Für und Wider zum Thema „Biomasse“ zu bedenken gibt. Auch er regte zum Nachdenken an: Ist der Bauer, den wir aus den „Wimmelbüchern“ kennen, noch unser Lebensmittelerzeuger? Was passiert mit dem Land, auf dem Biomasse, also Mais und Raps, angebaut wird, wenn es monatelang brach liegt? Verlieren wir unsere facettenreiche Landschaft?
Schülerband an der FOS Holzkirchen
Nicht nur wissenschaftlich waren die Jugendlichen auf Zack, auch musikalisch konnten sie sich hören lassen. Enrico Waldmann und Lorenz Ebisch von der Schülerband an der FOS Holzkirchen führten mit E-Gitarre und Saxophon virtuos und einfallsreich durch den Abend.
Juryarbeit: Das Publikum diskutierte und entschied in Gruppen. Foto: Petra Kurbjuhn
Dann war es am Publikum, in Gruppen zu entscheiden, wer die Gewinner des Science Slam sind. Zu Bedenken gab es Thema, Inhalt und Präsentation des Vortrages. Da wurde kräftig diskutiert und am Ende stand fest: Platz eins ging an Martina Eglseder und ihr YouTube-Projekt. Platz zwei: Samuel Weber mit Rollstuhlbaskettball, Platz drei: Lukas Klingsberg und die Biomasse.
Die Entscheidung war schwer gefallen. Stolz waren Monika Ziegler und Josef Schlemmer, Schulleiter der FOS in Holzkirchen, auf alle Schüler. Das Format wird auf jeden Fall fortgesetzt, im Mai nächsten Jahres gibt’s den zweiten Science Slam von Anders wachsen.