Feinde unter einer Decke
Claudia Loy und Andreas Kern. Foto: Tegernseer Volkstheater
Tegernseer Woche Theater
Und so ist es kein Wunder, dass die historische Komödie mit einer Anleihe beim braven Soldaten Schwejk endet. Aber der Reihe nach. Andreas Kern lässt sein Stück im Jahre 1809 in den Tegernseer Bergen auf einer Alm spielen, die von Mutter Babette (Barbara Kutzer) und Tochter Elisabeth (Claudia Loy) bewirtschaftet wird. Karg geht es bei den beiden zu, deshalb bessern sie ihre Einkünfte durch Schmuggel auf, die Waren verstecken sie im Keller..
Dann aber zieht der Krieg zwischen Bayern als Bündnispartner Napoleons mit Österreich auch in die Berge, draußen knallt es von beiden Seiten und von beiden Seiten retten sich je ein Bayer und ein Österreicher in die Hütte und wollen sie in Besitz nehmen.
Reherl oder Eierschwammerl
Jetzt macht der Autor die widernatürliche Art des Krieges an der Herkunft der beiden Soldaten deutlich. Der Bayer Benedikt (Andreas Kern) nämlich ist gebürtiger Österreicher mit starkem Dialekt und entsprechendem Schmäh und der Österreicher Fritz (Hanno Sollacher) ist gebürtiger Bayer, mit seinem Dialekt und typisch bayerischem Auftreten.
Die beiden können sich also sprachlich keineswegs einigen, wenn es um solch wichtige Dinge wie Reherl oder Eierschwammerl und Pfannkuchen oder Palatschinken dreht. Auch sonst bleiben sie Feinde und so wird praktischerweise die Hütte mit einem Seil in zwei Hälften geteilt, woraus sich eine Reihe vergnüglicher Situationen entwickelt, denn die Speis ist auf bayerischer, das Häusel auf österreichischer Seite.
Unter einer Decke
Und die einzige Kuh hat ihr melkendes Hinterteil mal da, mal da, je nachdem welcher der beiden zur Arbeit herangezogenen Soldaten ihr das Futter hinhält. Nur des Nachts schmiegen sich die beiden traulich aneinander, denn es gibt nur eine Decke.
Die beiden Frauen arrangieren sich, sie streiten nicht, welchen der beiden Soldaten sie ihre Zuneigung schenken, kritisch aber wird es, als diese die Schmuggelei der Almerinnen entdecken.Da müssen sie tätig werden.
Ein flott geschriebenes und inszeniertes Stück, das von der Idee, der Sprache und der vier Darsteller lebt, die ihre Rollen natürlich und authentisch spielen. Immer wieder gibt es Szenenapplaus und immer wieder gibt es gelungene Anspielungen: So beim Schnapstrinken „Der war teuer, der passt nach Tegernsee.“ Oder „Prost auf a guade Feindschaft.“
Am Ende gesteht Andreas Kern dem Publikum, dass er die Geschichte geträumt habe, und er lädt alle Gäste zur Premierenfeier mit Bier und Leberkäs ein. Da staunen die Touristen aus dem fernen Trier, denen es gefallen hat und die auch mit der Sprache kein problem hatten. Ein gelungener Beitrag der 3 Tegernseer Bühnen zur Tegernseer Woche.
Text/Foto: Monika Ziegler