Soundzauberei: Ménage á trois
Martin Kälberer & Le Bang Bang in Irschenberg. Foto: IW
Konzert in Irschenberg
Nun ist ja Martin Kälberer hierzulande kein Fremder. Und wenn der geniale Multiinstrumentalist, Klangkünstler und Soundzauberer auf Gleichgesinnte stößt, kann man davon ausgehen, dass sich die Klangzauberei potenziert. Zugleich verzaubert auch die Atmosphäre in der Kaffeerösterei Dinzler am Irschenberg. Denn dort, wo vor ein paar Stunden noch unter ohrenbetäubendem Lärm die Kaffeeröstanlagen auf Hochtouren liefen, riecht es am Abend noch angenehm nach Kaffee und die Atmosphäre ist entspannt.
„Wart ihr im letzten Jahr verliebt?“
Le Bang Bang, das sind Stefanie Boltz, Gesang, und Sven Faller am Kontrabass. Seit 2011 sorgen sie als Duo in der Jazzszene für Aufsehen und Aufhorchen. Seither haben sie den Beweis angetreten, dass Musik, bestehend „nur“ aus Kontrabass und Stimme, durchaus spannend sein kann. Ach ihr Repertoire ist weit gespannt. Es umfasst neben Jazz und Soul eine Reise von Radiohead über Nirwana bis Billie Holiday und wieder zurück. Mit Martin Kälberer bilden sie jetzt eine musikalische Ménage á trois. Gesucht, gefunden möchte man sagen. Zueinander geführt hat sie eine Begegnung zum Jubiläumsalbum ihrer Produktionsfirma GLM. Es hat geknistert und gefunkt. Denn ja, auch Bands können sich verlieben. Und sich trotzdem Freiräume lassen.
Kunst des Minimalismus
Wenn Martin Kälberer nach der Pause der Bühne zustrebt, um einen Solopart auf dem Klavier zu spielen, kann er sich bis zum Betreten derselben nicht recht entscheiden, welches Stück es wird. Deshalb wird es jedes Mal ein ganz anderes, ein funkelnagelneues Stück. Genau diesen Freiraum liebt er, klangzaubert virtuos auf seinem Instrument. So ist er die perfekte Ergänzung zu Le Bang Bang, die sich der Kunst des Minimalismus verschrieben haben. Sie minimalisieren mühelos leicht durch Weglassen und bleiben zugleich stilistisch vorbehaltslos. Die Stille zwischen den Tönen indes ist nie still. Die weggelassenen Töne schwingen in den Köpfen der Zuhörer. Und dennoch, oder gerade deshalb, ist es Martin Kälberer, der die Zwischenräume mit seiner Klangkunst zauberhaft füllt. Am Piano, auf dem Hang, und allem was sonst noch ungewöhnliche, warme Töne erzeugt.
„Let me show you the Southern part of my heart“
Auch Sven Faller am Kontrabass entlockt seinem Instrument ein vielgestaltetes Klangspektrum. Er streicht mit dem Bogen, klopft, zupft, streichelt zärtlich und verfremdet hin und wieder durch Einsatz elektronischer Effektgeräte. Verbindendes Element ist die Jazz-Stimme von Stefanie Boltz in der Bühnenmitte. Diese belebt die Klangwelten, flüstert, lockt, swingt, haucht, malt Pinselstrich für Pinselstrich geheimnisvolle Stimmfolgen in den Raum.
Das Publikum ist begeistert. Zugleich aber auch dankbar für die Stücke, die an Martin Kälberers in tiefer Freundschaft zu Werner Schmidbauer geprägte musikalische Karriere anlehnen. „Im Süden von meim Herzen“ – Stefanie Boltz hat es, wie alle Lieder von Le Bang Bang, ins Englische übertragen. Entstanden ist „In the Southern part of my heart“, stilsicher entfremdet und wunderbar neu arrangiert. Für mich wäre es ein perfektes Konzertende gewesen. Etwas Neues beginnt! Aber das begeisterte Publikum wollte noch mehr hören. Und so wurde eine Adaption von „Time After Time“ zum Schlussstück. „Wieder und wieder“. Das ist eine Liebeserklärung. Von Band zu Band.