Klaviermatinée

Erstklassige Darbietung zum Jubiläum

Junge Solisten zeigen ihr Können. Foto: pixabay

Konzertmatinée in Tegernsee

30 Jahre „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“: Der Verein feierte den Abschluss dieses Jubiläum-Jahres mit einer Klaviermatinée eigens für seine Mitglieder. Amadeus Wiesensee begeisterte mit seinem pianistischen Können das Publikum.

Seit 3 Jahrzehnten bietet der Verein jungen, aufstrebenden Musikern einen Platz in seinen Programmen und ein Podium für ihre Auftritte im Barocksaal des Tegernseer Schlosses. Hier trat dafür der junge Pianist Amadeus Wiesensee auf, dem „Freundeskreis“ durch mehrere Auftritte in Tegernsee bestens bekannt, und hochgeschätzt für sein faszinierendes Klavierspiel. Der 21-jährige, sensible junge Mann, brachte ein gewaltiges Programm von Barock bis zu den Anfängen der Moderne als Jubiläumsgeschenk mit: Bachs Englische Suite Nr. 5, Beethovens Sonate Es-Dur Nr. 1, zwei Stücke von Skrjabin, die „Schwarze Messe“ und das Poéme „Vers la Flamme“, von Brahms die 7 Fantasien op. 116 und Franz Liszts „Dante“-Sonate.

Feiner Geschmack

Amadeus Wiesensee tauchte in die barocke Welt der Bachschen Suite e-moll vollends ein, beschwörte die Bilder tiefer, ungebrochener Lebensfreude mit feinem Geschmack und tänzerischem Impuls herauf, dem mitziehenden Rhythmus von Präludium und der raffiniert chromatischen Gigue mit vorantreibender Strenge folgend, der Elegie der Allemande und der Passepieds mit Feingefühl nachspürend.

Ton und Stilwechsel brachte der junge Pianist mit der Es-Dur Sonate op. 27 Nr. 1, die sogenannte „kleine Schwester“ der berühmten „Mondscheinsonate“. Auch in dieser als „Sonata quasi una fantasia“ von Beethoven bezeichnet, demonstrierte der große Komponist mit den beiden Klavierwerken erstmals seine Idee der improvisatorisch freieren, selbstbestimmten Sonatenform.

Aufwühlend und spannend

Feinsinnig und offen, klangfreudig und ausgeglichen bereitete Amadeus Inhalt und Kolorit dieses Werkes auf, vom leichtfüßigen Zauber des anfänglichen Andante, über das dämonische Allegro, die magische Tiefe des Adagio und die ungemeine Lebendigkeit des Finalsatzes.

Aufwühlend und spannend gestaltete er die Sonate „Schwarze Messe“, Skrjabins klingende, immaterielle Gewalten mit ungeheurem pianistischem Können zeigend, die „Prozession der bösen Kräfte“ mit dem Kampf von Reinheit und Vergiftung in einem anschwellenden und wieder abschwellenden Klangrausch darbietend. Im Poéme „Vers la flamme“ ließ er mit unheimlicher Virtuosität und Ausdrucksstärke den Spannungsbogen der sich auftürmenden klanglichen Flammen zu einem Feuer aus orchestraler Kraft wachsen.

Profunde Gestaltung

Die Fantasien op. 116 von Brahms sind ein Spätwerk schlechthin, von Reife und Rückblick geprägt. Die Tiefe und das Nachfühlen, welche Wiesensee hier zeigte, zeugen von hohem künstlerischen Anspruch und geistiger Fundiertheit. Mit der „Sonate après une lecture de Dante“ schuf Franz Liszt eine Szenen aus Dantes “Inferno“ nachzeichnende sinfonische Dichtung für Klavier. Insbesondere ging Liszt auf die Episode der Francesca da Rimini ein, jene junge Dame die sich in den anziehenden Bruder ihres abstoßenden Gatten verliebte und von diesem ermordet wurde. Mit profunder Gestaltung und beeindruckender Ausgewogenheit im Sturm solch gewaltigen Klangbilder, illustrierte Amadeus Wiesensee dies fantasievoll an der Tastatur; die Höllenqualen der Verdammten mit ausgesuchten Klangfärbungen, die Erscheinung der unselig Liebenden in schwebendem Aufleuchten, die Unerbittlichkeit des verdammenden Urteils mit donnernder Akkorden.

Dankbar und begeistert zeigte das Publikum seinen großen Respekt und seine Zuneigung für diesen jungen Künstler, und eine Choralbearbeitung von Bach-Busoni rundete sensibel und edel diese erstklassige Darbietung ab.

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