Olaf Gulbransson Selbstporträt

Olaf Gulbransson – Werke in neuem Glanz

Olaf Gulbransson Selbstbildnis. Foto: Olaf Gulbransson Museum

Vernissage in Tegernsee

Über 400 Arbeiten auf Papier des großen Zeichners und Karikaturisten Olaf Gulbransson wurden in den letzten Monaten konservatorisch überprüft und neu passepartouriert, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Die promovierte Provenienzforscherin Andrea Bambi erläuterte in Ihrer Einführungsrede zur Ausstellung, wie hoch lichtempfindlich gerade Papierzeichnungen sind, und wie irreparabel dadurch entstandene Schäden, die sogenannten „Verbräunungen“. Aber auch säurehaltige Passepartouts schädigten die Bilder. Diese wurden nun alle begutachtet, neu vermessen und ausgetauscht. Vierzig Jahre zuvor hatte die Olaf Gulbransson Stiftung das in Tegernsee errichtete Museum an den Freistaat Bayern übergeben und die Witwe des Künstlers, Dagny Gulbransson den Nachlass ihre Mannes übereignet.

Punktgenaue Ironie eines feinen Seelen- und Menschenkenners

Seit 1902 hatte der in Christiania (heute Oslo) geborene Olaf Gulbransson als Zeichner und Karikaturist am Simplicissimus in München mitgearbeitet. Mit seiner dritten Ehefrau Dagny erwarb der Künstler 1929 den Schererhof in Tegernsee, wo er bis zu seinem Tod 1958 lebte. Da er ein großer Anhänger der Freikörperkultur war, genoss er es, fast nackt im Garten zu malen, nur mit einem Lendenschurz begleitet und einem gefalteten Handtuch auf dem Kopf, aus dem ein grüner Zweig ragte. Dieses ist wohl zugleich sein berühmtes Selbstportrait.

Olaf Gulbransson Selbstbildnis

Olaf Gulbransson Selbstbildnis. Foto: Olaf Gulbransson Museum

Die Ausstellung im Gulbransson Museum zeigt sowohl die behutsamen, liebevollen Zeichnungen und Bilder seiner Familie und befreundeter Künstler, die er augenzwinkernd portraitierte, als auch die Bilder aus der Zeit des Simplicissimus. Dort karikierte er mit spitzem Stift und feinen Linien schnörkellos und punktgenau die Großen seiner Zeit. Man sagte damals, wer nicht von ihm im Simplicissmus abgebildet wurde, war nicht berühmt, und würde es auch nicht werden. Seine treffsicheren Karikaturen und Bildergeschichten für den Simplicissimus sind großer Bestandteil der Ausstellung und viele von ihnen sind auch hundert Jahre nach ihrer Entstehung durchaus noch aktuell.

Tiefsitzender Humor mit sonnenerwärmter Heiterkeit

Gulbransson rückte den menschlichen Schwächen mit handfestem Scherz und zugleich großer Empfindsamkeit zu Leibe. Mit seinem Humor und seiner Ironie sparte er auch sich selbst nicht aus. Davon zeugen vor allem auch die Selbstbildnisse, von denen Andrea Bambi in ihrer Einführungsrede meinte, dass es zwar in der Kunst jede Menge Selbstbildnisse gäbe, sehr wenige dagegen aber seien „textilfrei“.

Olaf Gulbransson "Vorschlag zur Güte"
Olaf Gulbransson „Vorschlag zur Güte“. Foto: Olaf Gulbransson Museum

So zitierte sie auch aus Briefen, die Gulbransson mit zeitgenössischen Künstlerfreunden tauschte, wie diese ihn wahrnahmen, nur mit Lendenschurz bekleidet. Ihre Beschreibungen sind durchweg humorvoll und zugleich anerkennend. Gulbransson selbst schrieb an Ernst Rowohlt, dass er sich nur im Winter wie alle anderen auch mit Mütze und Schal anzog.

Olaf Gulbransson Selbstporträt, 17 Grad unter Null
Olaf Gulbransson Selbstporträt, 17 Grad unter Null. Foto: Olaf Gulbransson Museum

Davon zeugt das Bild mit dem ironischen Titel „Selbstporträt, 17 Grad unter Null“, das ebenfalls in der Ausstellung hängt. Max Liebermann war es gewesen, der Gulbransson dazu brachte, auch mit Öl zu malen. Seine wenigen Ölbilder sind von besonderer Behutsamkeit und feiner Linienführung und zumeist seinen Lieben gewidmet und der Landschaft rund um den Tegernsee. Diese beiden unterschiedlichen Schaffensweisen sind sie schönen Gegenpole der umfangreichen Ausstellung im erneuerten Gewand.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28.2.2016 zu sehen.

 

 

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