Schule ohne Rahmen

Ausstellung in Holzkirchen

Vier Aufgaben hat Lehrer Horst Hermenau den Mädchen der 12. Klasse gestellt und herausgekommen sind 40 sehr individuelle, unterschiedliche Arbeiten, die in einem Jahr voller Höhen und Tiefen entstanden, wie Anna gestern zur Vernissage sagte. Schwer sei es am Anfang gewesen, auf einer großen Leinwand zu malen, aber Schritt für Schritt habe es sich gebessert und sie hätten mutig und selbstkritisch verschiedene Techniken ausprobiert. Ihr Lehrer habe sie ständig ermutigt und aufgebaut.

Er habe ihnen klar vermitteln wollen, dass das P-Seminar keine Schule ist, es also keinen festen Rahmen gibt, sondern dass jeder zunächst schauen müsse, wo stehe ich und wo will ich hin, sagte Horst Hermenau. Einen Dialog zwischen Malerin und Bild habe er initiieren wollen und da komme dann auch mal Frust auf, man stoße an seine Grenzen. Da seien Beziehungen entstanden. „Ich habe gezogen und sie haben gezogen“, lachte er.

Kopieren und Grauabstufungen

Das Ergebnis kann sich auf den drei Etagen im Atrium sehen lassen. Da ist zunächst die Aufgabe, ein bekanntes Bild zu kopieren. Das sei nicht nur die Technik des Nachmalens, erklärt mir Katharina, denn sie hätten die Ölfarben aus nur drei vorhandenen Tönen alle selbst mischen müssen. Emely hat gelbe Segelboote gemalt, die sich im welligen Wasser spiegeln und ist jetzt zufrieden mit ihrem Werk. Auch Alinas Kopie einer südlichen Landschaft ist gelungen, die Stimmung sehr fein eingefangen. Lara hat originalgetreu Degas bekanntes Bild der Tänzerinnen kopiert.

Eine schwierige Aufgabe lautete: Weiß auf Weiß. Dabei sollten die Mädchen Geschirr mit wenig Farbe darstellen. Lernen, wie man mit verschiedenen Grautönen die Gegenstände plastisch hervorheben kann, erklärt mir Sophia. Ganz auf Farbe verzichtet hat Sophie und die Aufgabe nur durch fein gezeichneten Schattenwurf gelöst. Voll in den Acrylfarbtopf indes hat sie bei einer anderen Aufgabe gelangt. Ein mitgebrachtes Foto von Blumen setzte sie um, mit „Farben, die nicht passen, eine grüne Blüte und blaue Stiele.“

Expressionistisch und bewegt

Expressionistisch sollten sie bei diesen großformatigen Bildern arbeiten, erklärt mir Antonia, die einen grauen Felsen in leuchtendem Orange malte. Die zackige Struktur habe sie an Feuer erinnert, begründet sie. Ihrem verstorbenen Opa habe sie ein Denkmal setzen wollen, erzählt Susanne und hat ihn zusammen sehr farbenfroh mit dem Auto des Onkels gemalt.

Ihren vierjährigen Bruder mit Schnuller im Mund hat Jana gemalt. „Er ist sehr stolz darauf“, sagt sie. Daneben hängt ihr Bild von Sportlern. Die vierte Aufgabe lautete, Bewegung umzusetzen. „Ich bin daran fast verzweifelt“, gesteht Jana. Bei der schwierigen Perspektive des nach hinten kippenden Kopfes habe ihr letztlich Horst Hermenau geholfen. Darin sind sich alle Mädchen einig. Ihr Lehrer habe sie immer unterstützt. Und er habe auch immer gesagt, man müsse nicht malen können, sondern man dürfe seine Grenzen austesten.

Sophie sagt: „Horst Hermenau hat uns beigebracht, anders zu malen, das ganze Bild voll mit Farbe zu machen und auch zu übermalen.“ Es sei für sie ein Erlebnis gewesen, sich ganz auf der Leinwand austoben zu können, sagt Emely. Und durch dieses Jahr seien sie gut zusammengewachsen, sagt Anna. Und stolz, dass sie nun ihre Arbeiten gemeinsam ausstellen dürfen.

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