Heiteres Orgeln in der närrischen Zeit

Konzert in Valley

Hand aufs Herz: Wer assoziiert schon Fastnacht mit Orgelmusik? Wahrscheinlich eher niemand. Aber der Organist Anton Guggemos zeigte auf den Orgeln der Zollinger Halle, dass das Eine durchaus zum Anderen passt.
Auch der Hausherr, Dr. Sixtus Lampl, sorgte mit seinen Orgel-Anekdoten für Belustigung. Zum Beispiel mit der Geschichte eines Domorganisten, der als alter Herr noch den Führerschein absolvierte. Dabei kam er immer wieder mit den drei Fußpedalen im Auto durcheinander. Für den verzweifelten Fahrlehrer völlig unverständlich, treffe der Organist sonst doch die vielen Pedale der Orgel absolut korrekt. „Ja, das ist ja auch etwas ganz anderes“, erklärte der Fahrschüler, „da kommt mir ja auch niemand entgegen.“

Anton Guggemos ist ein eher kleiner, untersetzter Mann mit auffallend schwarzen Augenbraun. Aber der ehemalige Organist und Konzertleiter der berühmten Wieskirche bewegte am Samstag in der Zollinger Halle Großes: Die 55 Register der Steinmeyer-Orgel aus Heidelberg. Sie ist „nicht nur die größte Orgel im bayerischen Oberland, sondern zweifellos auch eine der klanglich vielfältigsten“. Was schwarz auf weiß in der Broschüre „Die Zollinger Halle“ (Autor und Herausgeber Dr. Sixtus Lampl) steht, durften die Zuhörer beim jährlich stattfindenden Fastnachtskonzert selbst erleben: Als Toni Guggemos die Variationen zu Ludwig van Beethovens „Freude schöner Götterfunke“ spielte, brausten die Orgeltöne klanggewaltig durch das hölzerne Lamellendach der Zollinger Halle.

Heiteres aus dem Barock auf drei Orgeln

Abgesehen von den Variationen, die der niederländische Organist Bert Koelewijn (*1953) verfasst hat, bewegte sich Anton Guggemos in seinem Programm ausschließlich in der Barockzeit – der Hochblüte der Orgel. Die Musik von Christian Gotthilf Tag, Pater Stefan Paluselli und der vier italienischen Komponisten Morandi, Paluselli, Moretti und Schiavon füllte Ton für Ton die vollbesetzte Halle. Für das musikalische Programm wechselte der Organist die Instrumente. Und schaffte damit zusätzlich Abwechslung. Klingt doch jede Orgel anders. Zum Einstieg und für die Orgelsinfonie in C von Christian Gotthilf Tag (1735-1811) wählte er die Steinmeyer-Orgel (1954-1956). Für das zarte Sorgetto in G von Giovanni Morandi (1777-1856) setzte er den Blasebalg der ebenfalls sehr zart klingenden Kleinorgel aus Bautzen (1939) in Bewegung. Und das Allegro in C des italienischen Orgelmeisters Girolamo Schiavon (1751-1821) spielte Guggemos an der Münchner Rokoko-Orgel (1745). Sie bezaubert nicht nur durch ihren klaren, schlichten Klang, sondern auch durch die wunderbaren Schnitzereien aus Lindenholz.

11 Handorgeln und ein Schlagzeug

Zu den Orgeln der Zollinger Halle gesellten sich am Samstag noch 11 Akkordeons und ein Schlagzeug. Was bitte hat das Akkordeon mit der Orgel zu tun? Gastgeber Sixtus Lampl klärte schnell auf: Die Harmonika, besser bekannt unter dem Namen Akkordeon, wurde früher auch als Handorgel bezeichnet. Jetzt war klar, dass das Harmonika-Orchesters „Harmonika-Ring 53“ München-Freimann mit ihren Instrumenten sehr gut zum Orgelspiel des Anton Guggemos passten. Theoretisch jedenfalls. Praktisch sah es ein wenig anders aus. Während Guggemos durch ein brilliantes Spiel Ton für Ton überzeugte, wollte zwischen Publikum und Akkordeongruppe nicht so richtig der Funke überspringen. Zwar hatte das Orchester unter der Leitung von Ludwig Fischer Junior mit Polkas, Kaiserwalzer (Johann Strauß Sohn) und Melodien aus dem Musical „My Fair Lady“ beschwingte (Tanz-) Musik einstudiert. Aber dem durchaus betagten Orchester fehlte letztlich der Schwung um Mitzureißen. Das letzte Stück, der Rock’n Roll Revival, hätte das vielleicht ändern können. Aber über ein „Ordentlich gespielt“ kam die Interpretation des eigentlich schwungvollen Rock’n Rolls nicht hinaus. Schade!

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf