Upcycling Kunst aus der Weissach
Ausstellung in München
Seit über zehn Jahren gibt es in der Färberei, eine überregionale städtische Jugendkultureinrichtung des Kreisjugendrings München- Stadt, die Möglichkeit, Kunst zu präsentieren und sich mit anderen Künstlern auszutauschen. Hier erhalten junge Künstler einen Raum um sich zu vernetzen. Unter dem Titel „KuSL is homeless“ stellen jetzt acht Künstler ihre Werke aus. Das Besondere daran ist, dass jeder Beteiligte ein Werk zur Verfügung stellt, das die Besucher per gekauftes Los gewinnen können. Der Erlös geht zu einem Drittel an den Künstler, ein Drittel an den Veranstalter und ein Drittel wird für soziale Zwecke gespendet.
Der Kreuther Martin Thamm hat jetzt die zweite Folge seiner Serie „Ich schneide aus, was du nicht siehst“, gefertigt. Er baut Zeitungsausschnitte zu Collagen zusammen, die er mit poetischen, aber zumeist auch gesellschaftskritischen Texten versieht. „Houston we have a problem“ nennt er die Collage, in der zwei Astronauten in einer Parallelwelt unterwegs sind, während eine Industrielandschaft das Bild beherrscht.
An der Weissach fündig
Wichtiger aber als seine eigenen Werke ist ihm, dass er seinen Vater Jürgen Thamm endlich bewegen konnte, auch einmal an die Öffentlichkeit zu gehen. Seit Jahren ist der ehemalige Koch kreativ tätig. Er habe ja auch Butterskulpturen für kalte Büffets gemacht, erzählt er und sich somit figürliche Fertigkeiten erworben. Er lernte aber auch Aquarellmalerei und widmet sich seit seiner Pensionierung intensiv der Malerei und der Installation.
Für seine Installationen wird Jürgen Thamm bei seinen Spaziergängen an der Weissach fündig. Er schleppt Holz, Steine, Metall, Natürliches und Weggeworfenes nach Hause. Oft gehe er mit einer Idee schwanger und finde dann auch das entsprechende Stück, erzählt er. „Die Teile sind mir zugefallen“, stellt er fest.
Mit einer unbändigen Fantasie sieht er in den Fundstücken bereits seine fertige Installation. Ein Stein, ergänzt durch eine Münze als Heiligenschein, wurde zu einer Mantelmadonna. Aus weggeworfenen Pflugscharen fertigte der Kreuther Figuren, die an die berühmten Skulpturen auf den Osterinseln erinnern.
Alf und Grille
„Alf“ nennt er die Figur aus rostigem Stahl aus der Weissach, Holz und einem Schürhaken. Den Rest einer alten Lampe verarbeitete er zu einer Skulptur, in die er ein mechanisches Herz und viel Elektronik einbaute. Auch eine alte Granatenhülse wurde zusammen mit einem Lampenrest zu einem Kunstwerk. „Upcycling“ nennt man das, wenn aus wertvollen weggeworfenen Dingen Kunst entsteht.
Die „Grille“ entstand aus einer alten Türklinke und sogar die Einzelteile einer kaputten Küchenmaschine durften als Schmuck auf einer Tischlampe weiter leben. Ein umgekehrtes Kännchen auf einem Boiler montiert wird ebenso zu einer Figur wie alte Gasleitungen oder die Gerätschaft, mit der man früher Schweineborsten entfernt. Der Fantasie Jürgen Thamms entgeht nichts, aus allem, was er findet, wird ein kreativ gestaltetes Objekt.
Bislang bevölkerten die zahlreichen Figuren nur die Wohnung der Thamms, jetzt dürfen einige von ihnen die Reise nach München antreten.