Claudia Brodzinska-Behrend

Ein Hoch auf Claudia Brodzinska-Behrend

Claudia Brodzinska-Behrend. Foto: Christian Selbherr

Heute wird eine große Schauspielerin, die im In- und Ausland Erfolge feierte, 80 Jahre alt. Sie hat auch den Landkreis Miesbach mit ihrer Kunst und ihrer Menschlichkeit bereichert. Ein persönlicher Erinnungstext:

Vor fast 25 Jahren machte ich mich herzklopfend auf nach Wall, um mein erstes Interview als Journalistin zu führen. Claudia Brodzinska-Behrend, die bekannte Schauspielerin, erwartete mich schon am Gartenzaun und nahm mir sofort mit ihrer herzlichen, offenen und zugewandten Art die Angst, dieser Begegnung nicht gewachsen zu sein.

Immerhin stand vor mir eine Schauspielerin, die, in Berlin geboren, die Max-Reinhardt-Schauspielschule von Hilde Körber absolviert hat. Ihre profunde Ausbildung, ihre großartige Sprechkunst machte Claudia Brodzinska bis heute unverwechselbar. Sie hat ihre Kenntnisse auch an zahlreiche Schüler weitergegeben.

Schillertheater und Fernsehen

Sie war am renommierten Berliner Schillertheater engagiert und drehte Fernsehfilme, zum Beispiel „Das Schweigen“ mit Hans Söhnker (1961) und „Der Revisor“ mit Hans Clarin (1967). Ebenso wirkte sie bei Hörspielen des RIAS Berlin mit, darunter „Das Spiel ist aus“ von Jean-Paul Sartre und „Schwarz auf Weiß“ von Ephraim Kishon. Als Synchronsprecherin lieh sie Hollywoodstars wie Barbara Stanwyck ihre Stimme.

Claudia Brodzinska-Behrend

Die Schauspielerin bei einem Treffen am Tegernsee. Foto: Petra Kurbjuhn

Ihre Solokarriere gab sie zugunsten ihres Mannes Siegfried Behrend auf. Mit dem Meister-Gitarristen gemeinsam gestaltete sie Auftritte mit vorwiegend avantgardistischem Inhalt und unternahm im Auftrag des Goetheinstitutes Konzertreisen in Länder wie Südkorea, Japan und die USA. Dabei durfte das Ehepaar unter anderem auch vor dem japanischen Kaiser spielen. Claudia und Siegfried Behrend produzierten eine Reihe von Schallplatten für die Deutsche Grammophon.

Aus der weiten Welt nach Wall

Mitte der siebziger Jahre waren Claudia Brodzinska-Behrend und ihr Mann nach Wall gezogen. Neben der umfangreichen Konzerttätigkeit hatte Siegfried Behrend im Landkreis die Musikfestspiele Oberland gegründet, er führte Meisterkurse durch, mit seinem Schüler Martin Maria Krüger trat er als Deutsches Gitarrenduo auf. Das Haus in Wall wurde zu einem kulturellen Zentrum, einem Treffpunkt für Musiker.

Ich lernte Claudia Brodzinska-Behrend nach dem Tod ihres Mannes kennen. Sie plante nun, ihre künstlerische Tätigkeit in den Landkreis Miesbach zu verlegen. Unterstützung fand sie dabei durch Carla von Branca. Die Bildhauerin, Fotografin und Schriftstellerin aus Miesbach wurde in den nächsten Jahren ihre künstlerische Begleiterin. Gemeinsam führten sie „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry auf. Ich erinner mich an einen Abend auf dem Böberg bei den von Brancas, als August Everding und seine Frau der Aufführung beiwohnten und verzaubert waren.

Claudia Brodzinska-Behrend

Carla von Branca, Claudia Brodzinska-Behrend, Ingrid Strauß (v.l.). Foto: Isabella Krobisch

Es folgten „Das Apostelspiel“ von Max Mell und weitere gemeinsame Aktivitäten. Einen Rilkeabend von Claudia Brodzinska-Behrend im Waitzinger Keller Miesbach werde ich nie vergessen, so tiefgründig wie die Schauspielerin diese Texte vortrug, das war große Schauspielkunst. Zu Carla von Branca gesellte sich als künstlerische Freundin in den vergangenen Jahren auch Ingrid Strauß aus Kreuth hinzu.

Die Weissagerin aus dem Off

In den letzten Jahren zog sie sich leider von der Bühne zurück. Aber kürzlich durften wir alle ihre unverwechselbare Stimme wieder hören. In der gelungenen Aufführung von „Das Gespenst von Canterville“ der Waller Brettlhupfer erklang sie aus dem Off. Mystisch, wie eine Weissagerin.

Heute also wird sie 80 Jahre alt. Die große Schauspielerin Claudia Brodzinska-Behrend. Ich danke Dir für viele wunderbare Aufführungen, für viele bereichernde Begegnungen, Claudia, und wünsche mir, dass wir Deine Stimme noch oft hören dürfen. Nicht nur aus dem Off. Und Dir wünsche ich Gesundheit, Frohsinn und viele beglückende Momente im kommenden Lebensjahr.

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