„…haben wir ziemlich große Probleme“
Susanne Zetzl mit der Anthologie des Schreiblust-Verlages. Foto: Petra Kurbjuhn
Neuerscheinung auf dem Buchmarkt
„Wenn das rauskommt…“ 1 Anfang und 35 Ideen, so heißt die jüngst im Schreiblust-Verlag erschienene Anthologie. Eine der Geschichten hat Susanne Zetztl aus Fischbachau geschrieben. Ihre Geschichte wird sie am Sonntag bei der Lesung der Schreibwerkstatt im Rahmen der Tegernseer Woche lesen.
Es ist nicht die erste Veröffentlichung von Susanne Zetztl. Ihre Kurzgeschichten sind in mittlerweile zehn thematisch unterschiedlichen Anthologien publiziert worden. Und im Frühjahr erschien ihr erster Roman „Maren und der Silbervogel“, eine Fantasygeschichte für Kinder und Jugendliche. Trotz ihrer literarischen Erfolge ist sie ein Mitglied der Schreibwerkstatt von KulturVision e.V.
Susanne Zetzls Geschichte heißt „Gewissensbisse“. Im folgenden Interview erzählt sie über deren Entstehung und Veröffentlichung, sowie über ihre Lieblingsgeschichten der anderen Autoren.
Warum schreibst du?
Schreiben ist für mich wie Lesen, nur viel intensiver. Man lebt in seiner eigenen geschaffenen Welt, taucht dort ganz und gar ein. So, wie mich als Kind gute Bücher fasziniert haben, so möchte ich das heute als Erwachsener den Lesern auch wieder zurückgeben.
Warum hast du dich an der Ausschreibung des Schreiblust-Verlages: „Wenn das rauskommt“ beteiligt?
Wie auch in unserem Schreibwerkstatt gab der Titel der Ausschreibung die Initialzündung: „Wenn das rauskommt, haben wir ziemliche Probleme“. Da tanzt die Fantasie schon ganz von alleine los, in die dunklen Ecken, wo die Männer mit den hochgeschlagenen Mantelkrägen stehen. Die sind’s dann zwar bei mir nicht geworden, dafür aber ein Mädchen, das etwas tut, was unrecht ist. Und sie weiß es. Das mindert den Wert des erklauten Gegenstandes erheblich. Als sie es wieder gut machen will, stolpert sie ausgerechnet über zwei Gummibärchen.
Welche anderen Geschichten gefallen dir besonders in dem Band?
Als erste Geschichte las ich „Kinder der Nacht“, auf S. 11: Dort geht es um Straßenkinder, die sich behaupten müssen. Hier ein junges Mädchen, das sich sein Messer von einem reichen, oberflächlichen Jungen zurückholen will, der sich hunderte davon kaufen könnte, wenn er wollte. Genau deshalb will sie aber ihr Messer zurück, das er ihr abgenommen hat. Nur mag sie nicht die gleichen unfairen Methoden anwenden, die er angewandt hat als er ihr das Messer klaute. Sie will nicht so sein/werden, wie er, auch wenn er auf den ersten Blick gesellschaftlich eher anerkannt ist als sie: Tolles Haus, wahrscheinlich tolle Eltern, etc., während sie versucht, sich auf der Straße durchzuschlagen. Es geht um Fairness, Aufrichtigkeit und Stolz, um nicht mit der gleichen Waffe zurückzuschlagen, gegen die man verloren hat. Das fand ich gut an der Geschichte.
Zweite Geschichte: „Herz am falschen Fleck“, S. 85: Hier hat mich in erster Linie der Stil angesprochen. Ein nüchterner, abrechnender Text. Ein Satz, der es gut meint, der aber nur die Enttäuschung einleitet, die darauf folgt. Das, was vorher reizvoll war, ist einem nun ständig im Weg. Alte Gewohnheiten streift man nicht so einfach ab. Und wenn doch, werden sie zu neuen, die bald genauso unliebsam sind. Als der Protagonist dann meint, nun doch die Frau seines Herzens/Erlösung gefunden zu haben, ergeht es ihm wie in einem Vexierbild: Nun sitzt er auf der falschen Seite.
Witzig fand ich auch „Himmlischer Hangover“, auf S. 131. Wo erzkonservatives Protokoll auf Feierlaune trifft. Auf so was muss man erst mal kommen! Würde gut als „Schenkelklopfer“ in einem bayrischen Theater durchgehen. Vielleicht an manchen Stellen etwas klischeehaft, aber dennoch lesenswert.
Herrlich fand ich auch „Neulich im Märchenwald“, S. 158: Das etwas andere Rotkäppchen. Rotkäppchen und der Wolf machen gemeinsame Sache und wollen die Großmutter auf altbewährte Art ums Eck bringen. Und zur Verdauung braucht’s dann keine Wackersteine, sondern zwei Gläser Rotwein und ein Kirschwasser. Der Jäger spielt auch nur auf den ersten Blick die ihm zugedachte Rolle und so mischen letztendlich selbst die Ziegen und vor allem Zwerge mit und wirbeln die wohl gelernte Rollenverteilung im Reich der Sagen und Märchen kräftig durcheinander.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Verlag?
Die arbeiten sehr professionell. Verleger Andreas Schröter hatte eine Google-Gruppe gebildet, in der alle miteinander kommunizieren konnten, das trug zur Transparenz bei. Ich habe hauptsächlich mit Herausgeberin Sarina Stützer gearbeitet, das war sehr hilfreich. Sie arbeiten schnell, erklären, warum sie etwas kürzen, und sie zahlen ein Honorar.
Und woran arbeitest du jetzt?
Ich beteilige mich an einer Ausschreibung mit dem Titel „Nur ein Augenblick“, und eine zweite Kurzgeschichte ist in Arbeit.