Valleyer Kulturtage 2017 – das etwas andere Kulturfestival
Er hat die Fäden in der Hand: Schuldirektor Bernhard Wolf leitet seit vielen Jahren das Organisationsteam der Valleyer Kulturtage. Foto: Anja Gild
Valleyer Kulturtage
Bürgermeister Andreas Hallmannsecker nennt Valley bisweilen die Kulturgemeinde Nummer Eins im Oberland. Eigentlich ganz schön stolz. Oder ist doch was dran? Werfen Sie einen Blick auf das Programm der Valleyer Kulturtage 2017.
Noch ein Kulturfestival im Landkreis, wird sich so mancher denken. Weyarn, Kreuth, Tegernsee, Otterfing und jetzt mal wieder Valley. Aber irgendwas ist anders in Valley. Nicht nur, weil das Programm der diesjährigen Kulturtage mit dem Motto „Anders“ überschrieben ist. Anders ist beispielsweise, dass die Kulturdarbietungen (fast) ausschließlich aus dem Potential der Valleyer Bürger realisiert werden. Fast, weil es mittlerweile einen Special Guest gibt, der von außen dazu kommt. Dieses Jahr ist es die Schweizer Jodlergruppe Jakobi-Sänger. Und anders ist auch, dass es keine Gemeinde im Landkreis gibt, die ein eigenes Logo für ihre Kulturschaffenden entwickelt hat.
Das neue Logo „Die Kulturschaffenden“ – der Schriftzug schmiegt sich in das Rund der bunten Kulturtage-Kreise. © by angererdesign
Künstler sind die Hauptsponsoren der Kulturtage
Und auch das mag anders sein: Die Valleyer Künstler gestalten alle zwei Jahre ihre Kulturtage und verzichten sämtlich auf Gage und Bezahlung. Damit sind die Kulturschaffenden die eigentlichen Hauptsponsoren der Veranstaltung. Nur Personen, die beispielsweise als Teil eines Musikensembles oder eben als Special Guest von weiter angereist sind, bekommen eine Entschädigung. Die Gemeinde selbst würde sich finanziell nur im Falle eines Minus in der Kasse der Kulturtage beteiligen. Aber die Kulturtage tragen sich seit Jahren selbst: Überschüssige Einnahmen fließen in den sogenannten Kulturfond, aus dem die nächsten Kulturtage wiederum finanziert werden. Das Prinzip funktioniert und so kosten die Kulturtage der Gemeinde tatsächlich keinen Cent.
„Anders“ ist der rote Faden im Programm
Klingt verrückt, ist aber wahr: „Leben bis zuletzt“, ein Vortrag von Helena Snela aus dem Domizilium Weyarn, erzählt über die andere Seite des Sterbens – eine vielleicht sogar heitere Seite. So ein Thema mitten in den Kulturtagen? Oder das Programm von Annemarie Hagn und Hubert Huber. Sie stellen beim musikalischen Prolog in der St-Andreas-Kirche (Hohendilching) ein Programm zusammen, das von wahrlich ungewöhnlich klingenden Ensemblenamen geprägt ist: Die Einzigartigen Nachtigallen von Hohendilching, Huraxdax plus, das unvergessene Duo Vergissmeinnicht und das Trio „Huhasodi“ (Huber-Hagn-Sollach-Dilching). Oder der Werkstatt-Groove in der Schreinerei Brunner – wenn Maschinen und Instrumente in einen musikalischen Dialog treten. Auch das Ehepaar Gabi und Wolfgang Neuner zeigen mit dem Felix-Mitterer-Theater „Die Verbrecherin“, dass „die Anderen“, die Abgeschobenen, eine ganz andere, oft realistischere Sichtweise auf das Weltgeschehen haben, als „die Normalen“. Oder der Film von und mit Tom Dauer „Schitour ins Ungewisse“, eine etwas andere Wanderung durch die Allgäuer Alpen – ohne Plan und Ziel. Und die Schauspielerin Theresia Benda liest aus der Textsammlung „Anders wachsen“ , die aus dem gleichnamigen Projekt von Monika Ziegler entstanden ist.
Die Locations – ein einzigartiges Gebäudeensemble
Valleyer Schloss Bräu, Zollinger Halle, altes Schloss: Der architektonische Rahmen der Valleyer Kulturtage darf ebenfalls als einmalig im Landkreis bezeichnet werden. Ein Gebäudeensemble, das auf eine stattliche Historie oder – wie die „Zollinger Halle“ – auf eine außergewöhnliche Wandlung von Sägewerkshalle zu Konzertsaal blicken darf. Dank der Renovierung des Valleyer Schloss Bräu finden die meisten Darbietungen in den Räumen des ehemals „neuen Schlosses“ statt. Das Klangwunder Zollinger Halle und das angrenzende Trachtenheim behalten ihre angestammten Rollen als Konzertsaal und Schauspielbühne. Das alte Schloss mit seinem kleinen Saal steht leider nicht mehr zur Verfügung.
Das Sudhaus, der kleine Saal oberhalb der Braukessel und der weitläufige Flur im renovierten Valleyer Schloss Bräu bilden den Rahmen für die meisten Veranstaltungen. Foto: Manfred Lehner
Der Fluss als Muse
Als die Gemeinde Valley vor einigen Jahre ihre Kulturwebsite ins Netz gestellt hat, gab es eine Umfrage unter den Malern, Bildhauern, Musikern. Warum, so wurde gefragt, gibt es in Valley so viele Künstler? Die meisten antworteten: Es müsse wohl mit der Mangfall und der besonderen Atmosphäre des Flusses und seiner Landschaft zusammenhängen. Der Fluss als Muse? Vielleicht. Jedenfalls ist die Ansammlung kunstbegabter Menschen im Verhältnis zu Einwohneranzahl in Valley bemerkenswert groß. Und vielleiht ist das doch ein bisschen anders als in anderen Gemeinden.