5. Valleyer Kulturtage: „Anders“
„Anders“: Julia Schmidt lädt zum Eintritt ein, mit einer Fotomontage am Boden. Foto: Petra Kurbjuhn
Kulturtage in Valley
Die gestrige Eröffnung der Valleyer Kulturtage zeigte wieder einmal, dass Valley die Kulturgemeinde par excellence ist. Was die hiesigen Kulturschaffenden auf die Beine stellen, das ist quantitativ und qualitativ außerordentlich bemerkenswert.
Und so zollte Bürgermeister Andreas Hallmannsecker in der Zollingerhalle sowohl dem Organisationsteam um Bernhard Wolf als auch allen beteiligten Künstlern hohen Respekt. „Anders“ ist das Thema der dreitägigen Veranstaltung, das überall durchschlägt.
Bürgermeister Andreas Hallmannsecker und der Männergesangsverein. Foto: Petra Kurbjuhn
Agnes Schlaghaufer vom Trio Drei d’accord formulierte es so: „Wir alle treffen uns und wir alle lernen voneinander.“ Da gibt es keine Konkurrenz und kein sich Abgrenzen der Genres. Das wurde bereits beim Eröffnungskonzert deutlich.
Hier musizierten nebeneinander auf der Bühne der Männergesangsverein unter der Leitung von Sixtus Lampl, der Valleyer Viergsang und Mia Drei und der Tobi, heißt Brigitte Hallmannsecker, Maria Floßmann und Ralf Lorenzer, begleitet an der Gitarre von Tobias Raßhofer. Das ist musikalisch noch sehr ähnlich, aber wenn dann Drei d’accord anstimmt, dann ist das keineswegs alpenländische Volksmusik, sondern wunderschöner Jazz, bei dem Harfe, Cello und Saxophon gemeinsam mit der Stimme von Agnes Schlaghofer eine Harmonie bilden.
Drei d’accord. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit Maria Manz an der Harfe und Anna Floßmann sowie Maria Weigl am Hackbrett stellten sich junge Musikerinnen, die bereits bei „Jugend musiziert“ Preise holen konnten, dem Publikum vor. Die drei Trompeter Hubert Huber, Christian Schmitt und Marinus Löbel ergänzten mit feierlichen Klängen von der Empore das Konzert. Und zum Abschluss setzte Hubert Huber noch einen Glanzpunkt auf, indem er auf der Steinmeyer-Orgel eine eigene Komposition spielte.
„Jugend musiziert“ Preisträgerin Maria Manz. Foto: Petra Kurbjuhn
Zuhörer und Musiker strömten anschließend in das neu restaurierte Sudhaus der Graf Arco Brauerei. Im großen Saal aber auch in den angrenzenden Räumen und Gängen sowie auf der Treppe haben Künstler aus Valley und der Partnergemeinde Fontanella in Italien ihre Werke ausgestellt. Organisiert wurde die Präsentation von Barbara Bertram.
Ralf Lorenzers Installation „Anders“. Foto: Petra Kurbjuhn
„Anders“ ist die Installation von Ralf Lorenzer, eine Einladung an alle Besucher auf einem DIN A4-Blatt ihre Assoziationen zu „Anders“ darzustellen. „Anders“ ist auch, dass die Malerin Susanne Lorenzer neben Malerei auch Fotografie zeigt, dass die Grafikerin Sabine Dröler Malerei zeigt und dass der Musiker Willi Schmotz sich an der Ausstellung beteiligt. Anders ist, dass Julia Schmidt ihre Fotografie nicht an der Wand, sondern am Boden präsentiert.
Bei der Vielzahl der Künstler sollen im einzelnen nur die vier Jugendlichen näher betrachtet werden. Ada Bertram hat mit „Stimmungen“ Gesichtsausdrücken Wasseroberflächen zugeordnet. Vom Papierschnitt über die Vergrößerung hin zum Textilschnitt fertigte die 17-Jährige einen Kimono, den sie anschließend fotografierte.
Feinste Zeichnungen von Till Jochem. Foto: Petra Kurbjuhn
Till Jochem zeigt vier Arbeiten, die von absoluter Akkuratesse zeugen. Mit feinster Stiftführung fertigt der 17-Jährige unterschiedliche Strukturen.
Manuel Seidl-Weinfurtners Installation. Foto: Petra Kurbjuhn
Ganz anders arbeitet Manuel Seidl-Weinfurtner. Aus Styropor baute er ein Denkmal für ein verlottertes Hotel in Malta und hängte Fotografien daran. Der Jüngste im Bunde ist Jakob Gild, der Naturfotografien zeigt.
Naturfotografie von Jacob Gild. Foto: Petra Kurbjuhn
Zur Vernissage kamen so viele Menschen, dass dichtes Gedränge herrschte und Ralf Lorenzer einige Zeit brauchte, um seine Gedanken zur Kunst in Stille vortragen zu können. Kunst berühre den Menschen im Innersten seiner Seele, sagte er. Die Beziehung zwischen Künstler und seinem Werk, die letztlich in Resonanz gipfle, könne Grundlage für eine gelingendes Miteinander und Füreinander in einer sozialen Gemeinschaft sein, so wie das gerade hier in der Valley geschehe. Die Gemeinschaft wurde am offiziellen Eröffnungsabend in einem gemeinsamen Bild, an dem jeder mitmalen durfte, festgehalten.
Einladung zum Mitmachen. Foto: Petra Kurbjuhn
Allerdings gab es bereits am Donnerstag Abend einen Prolog, nein, nicht im Himmel, wie bei „Faust“, aber fast, in der Kirche St. Andreas in Hohendilching. Der Anlass war die Jahreszahl 1717 in der Kirche über dem Altar, die Musikerin Annemarie Hagn inspirierte, eine Jahresfeier zu gestalten. Als sich allerdings herausstellte, dass die Jahreszahl wohl ohne Bedeutung ist, hatte sie längst ein ganz anderes Jubiläum vorbereitet. Vor 40 Jahren nämlich gründete sie einen Kinderchor in Hohendilching, sie 17jährig, hatte Organistin und Chorleiterin Sophie Brunner aus Darching als Vorbild und wollte ihr nacheifern.
Annemarie Hagn und der ehemalige Kinderchor in St. Andreas Hohendilching. Foto: Monika Ziegler
Diesen Chor von einst holte die Musikerin jetzt wieder zusammen, unter ihnen auch Schwester Elisabeth Althaus, die einzige, die von den Chormitgliedern heute noch singt. Und sie studierte mit den inzwischen gereiften Damen die Lieder von einst wieder ein.
Annemarie Hagn, Verena und Hubert Huber (v.l.). Foto: Monika Ziegler
Zur abendlichen Serenade in der Kirche bettete sie die Chorbeiträge in Instrumentalstücke und Solibeiträge unterschiedlicher Besetzung ein. Dazu hatte sie mit Monika Eckl (Akkordeon) aus Schliersee und Walter Mies (Bass) aus Nussdorf, sowie Verena (Geige, Gesang) und Hubert Huber (Orgel, Trompete, Gesang) hochkarätige Musiker gewinnen können. Zudem sang sie mit Elisabeth Althaus im Duo.
„Ihr brauchds net so stad sein wie in der Kirch“, forderte Annemarie Hagn die Besucher in der voll besetzten Kirche auf und sehr schnell griff die gelöste Stimmung der Musik auf die Zuhörer über. Es gab Tango und Gospel, es gab traditionelle bairsche Volksmusik und Herbert Pixner, es gab Händel und den Kanon „Dona nobis pacem“ („da brauchten wir nicht so viel Text zu lernen“) und es gab die Hagnsche Version eines Elvis Presley Songs.
Sowohl beim Hubert von Goisern Hit „Du bist so weit weit weg“ als auch bei „Ein schöner Tag“ („Amazing grace“) sangen die Zuhörer beschwingt mit. Ein gelungener Einstieg in die Valleyer Kulturtage, der das Miteinander – Füreinander in Valley dokumentierte.