Premiere in der Zollingerhalle: Fünf Orgeltechniken vorgestellt
Dr. Sixtus Lampl in der Empore über dem neuen Orgelkeller. Foto: Monika Ziegler
Präsentation im Orgelzentrum Valley
Bei der Eröffnung des Orgelkellers unter der Zollingerhalle konnte Hausherr Sixtus Lampl vor zahlreichem Publikum eine weltweit einmalige Vorstellung aller bisherigen Orgeltechniken präsentieren. „Wo gibt’s denn sowas?“ fragte er.
Offensichtlich nirgends, denn üblicherweise werden nicht mehr funktionierende Orgeln weggeworfen und durch Neubauten ersetzt. Nicht so bei Sixtus Lampl. Der Orgelexperte hat mit bewundernswertem persönlichem Engagement in seinem Orgelzentrum alte, aussortierte Orgeln gesammelt, restaurieren lassen und möchte sie einer neuen Nutzung zuführen. Dabei steht ihm die Anerkennung als Orgelmuseum im Wege, denn danach dürften keine Orgeln mehr abgegeben werden.
Ein großer Teil dieser alten hergerichteten und gestimmten Orgeln aus vier Jahrhunderten fand Platz im Untergeschoss der Zollingerhalle, das am Sonntag eröffnet wurde. „Heute ist Premiere“ freute sich Lampl, die fünf Orgeltechniken vorführen zu können. Zum ersten Male werde Besuchern der freie Blick auf die verschiedenen Systeme der Orgeln ermöglicht, erklärte Lampl, da man das Innere frei gelegt und der Besichtigung zugänglich gemacht habe.
Dr. Berndt Jäger am System der mechanischen Schleiflade. Foto: Monika Ziegler
Mit Berndt Jäger, ehemaliger Organist von St. Peter in München, hatte sich Lampl einen fachkundigen Organisten geholt, der die Unterschiede im Klang verdeutlichen konnte. „Vollendet ist das große Werk“ lobte dieser in Anlehnung an Haydns „Schöpfung“, dass Lampl der große Wurf gelungen ist. Er habe einen Auszug aus einer Orgelmesse des Augustinerpaters Theodor Grünberger gewählt, den er an allen fünf Orgeln spielen werde, erklärte Jäger. Dieses Werk sei fröhlich und lebenslustig. Zur Freude der Zuhörer meinet er, es spiegle die amourösen Abenteuer des Paters wider.
Dr. Berndt Jäger am System der mechanischen Kegellade. Foto: Monika Ziegler
Älteste Technik ist die mechanische Schleiflade, die später von der mechanischen Kegellade abgelöst wurde. Spannend zu beobachten, wie sich beim Spielen der Druck auf die Tasten direkt auf die Pfeifen überträgt. „Da kann man sauber trillern“, meinte Jäger, das sei anders als bei der späteren pneumatischen Übertragung. Er zog alle Register und führte damit die Kraft der Orgel vor.
Dr. Berndt Jäger am System der pneumatischen Übertragung mit Abstromtechnik. Foto: Monika Ziegler
Als dritte Technik führte der Organist die pneumatische Übertragung, also durch Wind vor, dazu gibt es die Möglichkeit im Abstrom oder im Zustrom zu arbeiten. Das Ganze geschah in der Vergangenheit über ein großes System von Bleirohren, heute wird Kunststoff verwendet. Zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Techniken hatte Lampl genaue Zeichnungen anfertigen lassen, anhand derer der Interessierte den genauen Weg von Tastendruck hin zum Ton verfolgen konnte.
Dr. Berndt Jäger am System der pneumatischen Übertragung mit Zustromtechnik. Foto: Monika Ziegler
Letztlich spielte Berndt Jäger eine Orgel von 1980, die mit einer Schleiflade, aber elektromagnetischer Steuerung arbeitet. Die erste elektromagnetische Steuerung habe ein Orgelbauer 1894 bereits in Strasbourg angewandt, arbeitet allerdings, da es noch kein Stromnetz gab, mit großen Batterien. Die elektromagnetische Steuerung habe dieselbe Schnelligkeit wie die mechanische, aber nicht dieselbe Präzision, musste Jäger nach seinem Spiel einräumen.