Es lebe der Swing!
The Sweet Simones im Musikcafé WeyHalla: Franz Metz, Michael Schreiber, Michael Maier, Julius Braun, Martin Hering, Andreas Stephan (v.l.). Foto: Ines Wagner
Konzert in Weyarn
Lässig, mitreißend und cool: Beim Konzert von The Sweet Simones aus München blieb kein Fuß still auf dem Boden. So energievoll klingt Swing 2018.
Gut besucht war das Musikcafé WeyHalla am Freitag Abend und doch war genügend Platz zum Tanzen. Denn darum ging es ja: Let it Swing! Und da brauchten die Musiker ihr Publikum nicht lange bitten. Die Musik ging einfach direkt durchs Ohr in Füße und Hüften. Die neunköpfige Band aus München beschreibt sich im Bermuda Dreieck von Swing, Jazz und Jump Blues, in dem, das will man glauben, schon manche durchtanzte Nacht spurlos verschwunden ist. In Weyarn sorgten sie für eine dicht gefüllte Tanzfläche.
Let’s keep Swinging
Die neun Musiker trugen die pulsierende Energie der großen Ballrooms ins Musikcafé WeyHalla und verschmolzen eine lässige Las Vegas Eleganz gekonnt mit schwarzweißem Big Band Charme. Auch 60 Jahre nach dem Swing ist der Swing nicht tot, ganz im Gegenteil, er boomt wie verrückt.
Musikalischer Motor der Band: „Joschi mit den 12 Fingern“ am Piano. Foto: Ines Wagner
Rock ’n‘ Roll, Swing, Big Band Sounds
Bandleader und Pianist Aljoscha „Joschi“ Kleinhammer war schon früh vom Jazz fasziniert. Als er auf Stücke des Neo-Swing stieß, wurde ihm klar, dass er genau solche Musik machen wollte: Schneller, energiegeladener als der klassische Swing, abgestaubt, ansteckend, elektrisierend. Zuerst traf er im Rock ’n‘ Roll Sänger Franz Metz den idealen Duopartner. Als sich auch der Zugang zur Münchener Big Band Szene fand, wuchs mit der Idee auch die Band. Ihre Musik begeistert mit dem weiten Bogen, den sie von Klassikern der 30er und 40er Jahre zu dynamischen Neo-Swings von heute schlägt, und zwar in erstaunlichen, mitreißenden Eigenkompositionen.
Swing und Neo-Swing mit eigenem Drive
Die Eigenkompositionen entstammen Kopf und Feder Joschi Kleinhammers. Er schreibt, komponiert und arrangiert. Nicht nur Elemente des Swing und Jazz fließen in die Arrangements, auch sein Faible für Punk sorgt für eine neue Energie in den Rhythmen. Und so bekommen auch die Coverversionen der heißgeliebten Klassiker bei The Sweet Simones einen neuen, ganz eigenen Drive.
Frontsänger Franz Metz. Foto: Ines Wagner
Sein Konzept aus Frontsänger, Mini Big Band und moderner Rhythmusgruppe geht bestens auf. Jedem Instrument baut Joschi Kleinhammer fesselnde Soli ein, in denen sich die Musiker unprätentiös ausleben und gebührend Applaus einstecken. Das Schlagzeug unter den Händen Wolfgang Herings entwickelt dann eine derartige Dynamik, als entspränge es dem Rock. Träumerisch wird es, wenn Saxophonist Michael Schreiber die Querflöte an die Lippen nimmt.
Franz Metz, Michael Schreiber, Michael Maier (v.l.). Foto: Ines Wagner
Julius Braun an der Trompete, Martin Hering an der Posaune und Andreas Stephan am Baritonsaxophon komplettieren die Mini Big Band. Gitarrist Adrian Sieber, Kontrabassist Michael Maier und Joschi Kleinhammer am Klavier runden die Sounds ab. Und die sind sehr vielschichtig. Sie beschwören die wilde Ära der nach Amerika ausgewanderten Urgroßeltern herauf und setzen an Coolness und Tanzbarkeit noch einen drauf.
Songs mit Ohrwurmpotential
Im November 2017 ist die erste CD von The Sweet Simones erschienen. Sie trägt den Titel „Pocket Moon“. Mit den 10 Eigenkompositionen die sich darauf befinden, lockten sie auch sogleich das Publikum im WeyHalla auf die frisch gefegte Tanzfläche. Der Titel „The Chilli Boys“ beschwört eine Gangsterbande herauf wie aus alten Schwarzweißfilmen, samt Sirenen alter Polizeiwagen. Fern von Easy-Listening-Jazz, statt dessen mit ungeheurer Energie, wird er sogleich zum Ohrwurm. Der Single-Hit „Pocket Moon“ bringt mit seinem rasanten Swing alle auf die Beine. Auch zart-melodische Songs sind darunter, wie „Birds don’t know why they fly“.
The Sweet Simones lassen das coole Las Vegas Feeling der 30er auferstehen. Foto: The Sweet Simones
Für die Stimme des Sängers Franz Metz sind die Stücke wie geschaffen. Er lotet sein Stimmspektrum voll aus und führt dabei mit Lässigkeit ins New York der 30er Jahre und durch den Abend. Und der wurde lang in Weyern. Einige Fans waren eigens wegen ihrer Local Heroes gekommen – ein Drittel der Band stammt aus dem Landkreis: Michael Maier am Kontrabass und die Brüder Wolfgang und Martin Hering an Schlagzeug und Posaune. Letztere sind Söhne des Musikers Hennes Hering, dessen Namen die Gesichter aller jungen Musiker im Landkreis strahlen lässt. Ihm gebührte auch ein Extra-Dank der Band. Und natürlich ließ das Publikum die Sweet Simones nicht ohne ein Feuerwerk an Zugaben gehen.
Cover von „Pocket Moon“. Foto: The Sweet Simones