Gunnar Matysiak präsentiert „Bäume“
Der Künstler und seine Werke. Foto: Monika Ziegler
Ausstellung in Weyarn
Je älter sie werden, um so größer wird ihre Schönheit. Insbesondere im Winter, wenn kein Laub ihre Zweige verbirgt. „Bäume“ nennt Gunnar Matysiak seine Ausstellung im Bürgergewölbe Weyarn, in deren Mittelpunkt drei große Werke von Winterbäumen stehen.
Sie dominieren die Präsentation, in der der Holzollinger Künstler sehr unterschiedliche Darstellungen von Bäumen aus allen seinen Schaffensperioden vorstellt. Da gibt es Malerei aus der expressionistischen Phase ebenso wie Zeichnungen von realen Baumgruppen in der Region, etwa bei Wattersdorf.
Da gibt es düstere Werke mit dunklen Vögeln und Stecken für die Raubvögel, die an mittelalterliche Richtstätten erinnern. Eine Zeichnung ist dem Sepp gewidmet, wie er mit der Kettensäge loszieht. Auch das gehört zum Baum, ebenso wie das Bild des Baumstumpfes.
Innige Beziehung zum Baum
Immer wieder hat Gunnar Matysiak sich dem Baum gewidmet, mit dem ihn, wie er sagt, seit Jugendzeit, eine innige Beziehung verbindet. Immer schon habe er einen Baum mit all seinen Blättern malen wollen.
Dazu blieb ihm neben seiner umfangreiche Tätigkeit als Werbegrafiker, Illustrator, Filmemacher wenig Zeit und so finden sich in der Ausstellung eine Reihe kleinformatiger Bilder, die das Thema Baum haben. So auch eine Illustration zu einem Gedicht von Wolf Wondratschek, das zum Ausdruck bringt, dass es keine echte Natur mehr gibt. Matysiak hat dazu eine neblige Baumlandschaft auf eine Hauswand gemalt, mit Autos davor. Für die aktuelle Ausstellung aber verdeckte er die Wand mit einem Passepartout, so dass die „heile“ Landschaft übrig blieb.
Nachdem er seine kommerzielle Arbeit als Grafiker reduzierte, schuf er seinen riesigen Sommerbaum in Kaseinfarbe, der in einer Ausstellung in Holzkirchen zu sehen war. Von diesem gibt es nur noch einen Kunstdruck, denn er ist verkauft. Er zeigt die traditionelle Sicht des Baumes, en face.
Ein Winterbaum, umrahmt von früheren Arbeiten. Foto: Monika Ziegler
Von dieser trennte er sich, als er den ersten, nahezu kahlen Baum fertigte, nicht von vorn, sondern von unten hinauf in die Krone lenkte er dabei den Blick. In feinster, sorgfältiger Zeichnung ist dieses Bild der Blickfang der Ausstellung an der Stirnseite des Bürgergewölbes.
Knarrig und knarzig
Und danach kamen die drei Winterbilder, wieder von vorn und wieder ganz genau und präzise gezeichnet. Aber es sind keine fotorealistischen Werke, denn diese Bäume existieren nicht in der Natur, sondern Gunnar Matysiak hat sich nur Vorbilder in der Realität angeschaut und dann seine eigenen Bäume entworfen. Es sind Individuen, knarrig, knarzig, verletzt, verbogen und schön in ihrer Stille und Selbstsicherheit. Wie sie dastehen, ohne Laub und im sicheren Bewusstsein, dass der Frühling kommen wird.
Ein zweiter Winterbaum. Foto: Monika Ziegler
Gunnar Matysiak bezeichnet seine genaue Arbeit am Baum als „der Weg ist das Ziel“. Wenn er unter seinem Stift den Baum wachsen sieht, dann erfüllt ihn das mit tiefer Befriedigung. Dabei geht er wie ein Chirurg vor. Die große Papierrolle, eingespannt und beweglich am Tisch, wird mit Folie abgedeckt, so dass nur der kleine aktuell zu zeichnende Bereich frei bleibt.
Die zahlreichen Besucher bei der Vernissage waren hingerissen und fragten immer wieder, wie lange er denn für ein solches Werk brauche. Und die ersten roten Punkte wurden geklebt. Wie der Künstler in Zukunft den Baum in sein Schaffen einbezieht, zeigt vielleicht das jüngste Werk, in dem ein junges Mädchen sich im Baum gemütlich gemacht hat.