Gipfeltreffen der bayerischen Mundart-Musikszene
Die Keller Steff Big Band beim 3. Bavarian Beats Festival. Foto: IW
Festival in Bad Tölz
Es hat sich längst etabliert: Das Bavarian Beat Festival in Bad Tölz. Heuer fand es zum dritten Mal statt – mit seinem fetzigen Mix aus Newcommern, Geheimtipps und umjubelten Größen der bayerischen Musikszene.
Als Florian Rein das Bavarian Beats Festival vor zwei Jahren erstmalig im Kurhaus Bad Tölz startete, wusste der nicht, ob es funktionieren würde. Aber der Musikproduzent, Schlagzeuger von den Banafishbones, Bandleader von „The Heimatdamisch“ und Mitarrangeur verschiedenster Musikprojekte ist bestens vernetzt. Was er anpackt, hat Hand und Fuß. Auch solch ein Wagnis. Und die Resonanz gab ihm recht. Das Festival schlug ein. Die Fans der der bayerischen Musikszene waren begeistert, und nicht nur von der facettenreichen heimischen Musik, auch von den Gästen aus dem Weinviertel in Österreich im letzten Jahr, der dreiköpfigen Band „Folkshilfe“.
Organisator des Bavarian Beats Festival Florin Rein. Foto: IW
Letztes Wochenende war Tölz und das halbe Umland wieder auf den Beinen beim 3. Bavarian Beats Festival im Kurhaus. Und wieder hat Florian Rein mit sicherer Hand ein Programm auf die Beine gestellt, das jede Menge großartige Bands und fette Sounds vereinte.
Jazz ’n‘ Techno trifft auf Balkanbeats
Das Freitagskonzert eröffneten die vier Münchner Musiker der Band Buffzack mit einer Prise Humor samt Poesie und ihrer Musik zwischen virtuosen Soli, beruhigender Schlichtheit, anspruchsvollem Jazz und hartem Beat. Die Jazzrausch Big Band setzte im jazzigen Bereich noch eins obendrauf. Verblüffend, was herauskommt, wenn die Kreativität und Klangvielfalt einer Bigband auf die wirkungsvolle Klarheit eines Technoclubs trifft. Jamaram lieferten am Ende des Freitages ein Liveshow-Feuerwerk aus Ska & Latin & Pop, geballter Ladung Balkan & Afrobeats.
Newcomerband Rigoros. Foto: IW
Am Samstag gings weiter mit der jungen Newcomerband Rigoros aus Peiting. Deren Motto „Koan Stress“ sorgte für einen spritzigen Einstieg in den zweiten Festivalabend. Mit Posaune, Piano, Gitarre, Schlagzeug, Bass und der frischen Stimme von Sängerin Resi heizten sie das Publikum schon mal ordentlich vor mit einem Mix aus Elektropop, Reggae, Ska und Funk.
Fenzl – rockig am Kontrabass. Foto: IW
Weiter ging es mit Ex-Django 3000-Kontrabassisten Fenzl und seiner gleichnamigen Band. Der stellte mit seiner energiegeladenen Single Dea ma wos ma woin! sein neues Soloprojekt vor. Auch auf der Bühne macht er, was er will und was er am besten kann: Wild auf den Seiten des Kontrabasses herumrocken und ihn quer über die Bühne schleifen.
Auch mal darauf stehend posen, er hat Talent für große Gesten, und da die Musik nichts nachsteht, kommt das gut an. Manch klassischen Kontrabassisten würde zwar das kalte Grausen packen, aber ein Instrument ist schließlich auch nur Mittel zum Zweck: Michael „Unfried“ Fenzl rockt darauf „bis die Synapsen glühen“ und jedem klar wird: das ist feinster Indie-Rock Made in Bayern, super tanzbar noch dazu.
Kontrabassist Gerhart Zimmermann und der Keller Steff. Foto: IW
Heiß erwartet war das letzte Konzert des Festivals – die Keller Steff Big Band. Mit im Gepäck die neue CD „5 vor 12e“ und jede Menge fetzige und augenzwinkernde Songs, auch leise und nachdenkliche Töne waren dabei. „A runde Mischung“ meinte der Keller Steff und brachte die Menge in gewohnter Manier zum Toben. Zwischen den Liedern gibt’s Anekdoten mit hohem Unterhaltungsfaktor, schelmisch und rustikal: „Do sogt da Hackschnitzl-Biber zum Oachkoada: Konnst du a scho a Liadl?“.
Keller Steff Big Band dankt Veranstalter Florian Rein und dem Publikum. Foto: IW.
Songs wie „Las Vegas“ oder „Bist narrisch, Bua?“ entfachten Begeisterungsstürme bei der tanzenden Menge. Keller Steff hat inzwischen aufgestockt: Eine Mini Bigband, bestehend aus Alt-Saxofon, Bariton-Saxofon und Trompete, die ein zusätzliches Feuerwerk lieferte. Es war eine gelungene Symbiose aus dem altbekannten rockig-folklorigen-bayrischen Liedgut à la Keller und einer souligen Untermalung mit spritzigen Bläsersound. Mit rauher, voller Stimme rockte der „Bulldogfahrer“ aus dem Chiemgau den Saal bis kurz vor Mitternacht: „Bad Tölz is all right!“.
Das Festival ging mit einem ekstatischen Finale zu Ende und jetzt heißt es: Wieder ein Jahr warten, bis sich die angesagte bayerische Mundart-Musikszene in Bad Tölz wieder versammelt. Aber auch: Ein Jahr darauf freuen.