Axel Hackes Best of
Axel Hacke auf der Bühne des Waitzinger Kellers. Foto: Petra Kurbjuhn
Lesung in Miesbach
„Ich habe alles mitgebracht, was ich geschrieben habe“, sagte Axel Hacke, als er mit einem großen Paket Bücher auf die Bühne des Waitzinger Kellers kam. Der Abend geriet so zu einem „Best of“ des bekannten Kolumnisten und Autors, von urkomisch bis tiefgründig reflektierend.
Axel Hacke, der seit Jahrzehnten die Kolumne des SZ-Magazins schreibt, ist nicht nur ein begnadeter Erzähler, sondern auch ein fesselnder Unterhalter, der mit seinem Esprit sofort das Publikum für sich gewinnt. Freitag, so sagt er, sei, wenn beim Schütteln der SZ, die vielleicht der eine oder andere schon mal am Bahnhofskiosk gesehen habe, das Magazin herausfalle. Die SZ könne man dann beiseitelegen und das Magazin von hinten lesen, womit er darauf anspielte, dass seine Kolumne von vorn nach hinten verlegt wurde.
Der unglückselige Heimwerker
Aus der Reihe „Das Beste aus meinem Leben“, in der neben ihm selber, seine Ehefrau Paola, Sohn Luis und der sehr alte Kühlschrank Bosch die Protagonisten sind, las er die verzweifelte Geschichte des unglückseligen Heimwerkers, der in der Psychiatrie landet, ebenso wie eine nächtliche Diskussion mit Bosch, den die Mikrowelle anhimmelt, weil er so cool ist und der traurig ist, dass er am Rotweinkonsum seines Freundes nicht teilhaben kann.
Auf dem blauen Sessel: Axel Hacke. Foto: Petra Kurbjuhn
Fortgesetzt wurde diese Serie mit „Das Beste aus aller Welt“, in der er, wie er vermerkte, Bedeutungsloses zu Bedeutungsvollem machte. Nachweislich habe die Schöpfung bei ihm abgeschaut, verkündete ernsthaft der Kolumnist und belegte die Behauptung mit der Geschichte von der falsch verstandenen Liedzeile „Welch ein Singen, Musizieren“, die bei einer Leserin zu „Welchlein singen, musizieren“ geriet. Kurz nach Erscheinen der Kolumne habe eine Vogelzählung stattgefunden und prompt wurde ein Welchlein beobachtet. Schöpfungsbereichernd also sei er tätig.
Der gut verdienende Dirk
Ganz aktuell zur Vereidigung der Kanzlerin hatte Axel Hacke sich mit der Frage der Namen im Bundestag befasst und festgestellt, dass insbesondere das „Sch“ bei der SPD karrierefördernd sei. Dazu passt, dass der Name auch etwas mit dem Verdienst zu tun habe, einsilbige Vornamen bei Männern führen zu weitaus höheren Gehältern als dreisilbige, wobei Dirk ganz vorn stehe.
Begegnung in der Pause: Bürgermeisterin Ingrid Pongratz und Axel Hacke. Foto: Petra Kurbjuhn
Als der Autor nach der Pause auf dem feinen blauen Sessel Platz nahm, lobte er: „Ich beurteile die Auftrittsorte nach den Sitzgelegenheiten. Miesbach ist hier deutschlandweit unter den ersten drei.“
Wenn ein Thema der Kolumne sich als ausbaufähig erweise, dann schreibe er dazu ein Buch, meinte Hacke. Wie „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“, entstanden aus deutschen Übersetzungen von Speisekarten im Ausland. Da müsse man dringend das Wörterbuch dabeihaben, um durch Rückübersetzung zu enträtseln, was es mit dem Speiseangebot auf sich hat. Andererseits komme hier die Schönheit der deutschen Sprache erst richtig zur Geltung. Wie Oberst Huhn, der sich drastisch in einer Weißweinsoße ausbreitet, weil mushroom eben nicht nur Pilz sondern auch sich ausbreiten bedeutet.
Ein verzweifelter Gott
Manchmal aber habe er keine Lust, heitere Kolumnen zu schreiben, sagte Hacke, und dann entstünde so ein Buch wie „Die Tage, die ich mit Gott verbrachte“, ein nachdenkliches Werk, in dem der Autor einen verzweifelten Gott zu Wort kommen lässt, einen Gott, der den Menschen versehentlich und grundlos schuf, wie er sagt, aber darauf hofft, dass sein Produkt neben den falschen auch richtige Antworten findet.
Und dann sein aktuelles Büchlein „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“. Die Wahl Donald Trumps sei die Zündung gewesen, dieses Essay in Rekordzeit zu schreiben. Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern als Suche, was uns der Begriff heute sagen könne. Immerhin drücke „ein anständiger Kerl“ großes Lob aus. Dem gegenüber herrsche aber ein „Ozean von Anstandslosigkeit“. Und so sei Anstand eine Frage des Einzelnen, eine Frage von Sinn für Gerechtigkeit, Solidarität, Fairness, Ehrlichkeit, Offenheit und Aufrichtigkeit.
Axel Hacke liest aus „Der weiße Neger Wumbaba“. Foto: Petra Kurbjuhn
Dem unentdeckten Volksphänomen der falsch verstandenen Lieder widmete sich Axel Hacke zur großen Heiterkeit des Publikums noch einmal am Ende, um sein Buch „Der weiße Neger Wumbaba“ vorzustellen, in dem Matthias Claudius‘ schöne Zeile „… und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar“ von einer Leserin neu interpretiert wurde. Aber auch Schlagertexte sind nicht gefeit, so Roland Kaisers „Santa Maria“, wo es heißt „…schön wie ein erwachender Morgen“ und ein Leser versteht „… schön wie eine Wachtel am Morgen“.
Axel Hacke beim Signieren. Foto: Petra Kurbjuhn