Wissenschaft für alle
Die Science Slammer: Larissa Zeiler, Frank Pöhlmann, Elias Schlögel, Sophia Niedermaier, Sonja Metz, Olivia Menke und Lena Kuse (v.l.) Foto: Petra Kurbjuhn
Science Slam in Holzkirchen
Was haben Alexander der Große, Landwirtschaft 4.0 und eine Darmreinigung miteinander zu tun? Es sind Themen wissenschaftlicher Schülerarbeiten von Bad Tölz bis Miesbach. Beim 2. Science Slam in Holzkirchen konnten die Zuschauer wieder allerhand lernen – und die Jugendlichen Preise abräumen.
„Wissen Sie, was mit den wissenschaftlichen Schülerarbeiten passiert, nachdem sie geschrieben, korrigiert und benotet sind?“, fragte Monika Ziegler zur Eröffnung des zweiten Science Slam ins Publikum: „Sie landen im Keller.“ Das findet die promovierte Physikerin und ehemalige Vollblutlehrerin schade. Daher hat sie das Format, das in den Universitäten von Wissenschaftlern praktiziert wird, im Landkreis auf die Schüler der Fachoberschulen und Gymnasien zugeschnitten. „Sie sollen zeigen dürfen, was sie auf der Pfanne haben“, so Monika Ziegler.
Sonja Metz ist begeistert vom Forscher Thor Heyerdahl. Foto: Petra Kurbjuhn
Die sieben Schülerinnen und Schüler der Fachoberschulen Bad Tölz und Holzkirchen und des Gymnasiums in Miesbach hatten vielfältige Themen ausgewählt, sodass es ein kurzweiliger, spannender Abend im vollbesetzten Foolstheater des Kultur im Oberbräu wurde. Den Anfang machte mutig Sonja Metz. Mit ansteckender Begeisterung widmete sie sich dem Forscher Thor Heyerdahl und dessen Kon-Tiki-Expedition im Jahr 1947, um Erkenntnisse daraus in die Gegenwart zu übertragen. Ihr imponierte, wie aus einem schüchternen Jungen ein unermüdlicher „Abenteurer“ wurde, der keine Grenzen anerkannte, die ihn in seiner Forschungsarbeit einschränkten.
Kompetente Recherche – souveräne Präsentation
Auch wenn niemand gern darüber spricht, Larissa Zeiler scheute sich nicht, ihr Thema unzimperlich anzupacken und sowohl fachlich spannend als auch humorvoll zu erläutern: die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Methoden der Darmreinigung. Als nächste Kandidatin ließ sich Sophia Niedermaier nicht aus der Ruhe bringen, selbst als der Laptop streikte. Souverän griff sie das Technikproblem in ihrem gut recherchierten Vortrag zur Landwirtschaft 4.0 auf, um die Chancen und Risiken der Digitalisierung der modernen Landwirtschaft zu erläutern.
Diskutiert die Alexander-der-Große-Frage: Elias Schlögel. Foto: Petra Kurbjuhn
Zur großen Freude von Monika Ziegler hatten sich nicht nur mutige Mädchen, sondern auch zwei Jungen bereit erklärt, beim Science Slam ihr Können unter Beweis zu stellen. Elias Schlögel vertiefte sich mit kabarettistischem Talent in ein historisches Thema. Er studierte verschiedene Dialekte ein, um anhand dreier Forscher die Frage zu diskutieren: Warum ist Alexander der Große in die ägyptische Orakel-Oase Siwa gezogen – wegen der Göttersohnschaft oder einfach nur, weil es ihn nach Antworten auf Fragen verlangte?
2050 eine Kolonie auf dem Mars?
Ein wiederum vollkommen anderes Genre bearbeitete Frank Pöhlmann. Mit der erfolgreichen Serie „The Office“ analysierte er die Mentalitäten zweier Ländergruppen – anhand der britischen und amerikanischen Staffeln. Große Fantasie und wissenschaftlichen Eifer ließen die beiden jungen Forscherinnen Olivia Menke und Lena Kuse mit ihrem Thema „Marsmission 2050“ sehen. Grafisch und dramaturgisch gut durchdacht, mit Humor und Bühnentalent hinterfragten sie die Möglichkeiten, im Jahr 2050 den Mars zu „kolonialisieren“.
Virtuos an Akkordeon und Geige: Luis Henking und Tobias Thaller. Foto: Petra Kurbjuhn
Die beiden Miesbacher Schüler Luis Henking und Tobias Thaller sorgten mit Akkordeon und Geige für eine stimmungsvolle musikalische Umrahmung des Wissenschaftsabends, der informativ und kurzweilig zugleich war. Alle Vorträge zeugten von hoher Qualität, von Mut, großer Begeisterung und Fantasie. Reichlich schwierig wurde es daher, die besten Beiträge zu küren. Schließlich wurde die „Marsmission 2050“ von Olivia Menke und Lena Kruse zum Publikumsliebslingsvortrag. Auf Platz zwei landete Sonja Metz und ihr Beitrag über Thor Heyerdahl. Platz drei ging an Larissa Zeilers Methoden der Darmreinigung.
Preisverleihung an Olivia Menke und Lena Kruse für ihre Marsmission 2050. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Preise überreichten nicht ohne Stolz der Schulleiter der Fachoberschule Holzkirchen Josef Schlemmer und der Schuldirektor des Gymnasium Miesbach Rainer Dlugosch. Großer Dank ging an alle sieben Jugendlichen, sie dürfen wohlverdient stolz sein: Sie alle haben kurzweilig und begeisternd ihre Themen präsentiert und der eine oder andere im Publikum hat etwas dazu gelernt.
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