Mit präzisen Strichen stets ins Schwarze getroffen

„Die Geburt der Demokratie“. Foto: Gulbransson-Museum

Ausstellung in Tegernsee

Gezeichnet hat Ernst Maria Lang schon als Jugendlicher. Nach dem Abitur begann er an der technischen Hochschule in München ein Architekturstudium, das er während des Krieges unterbrechen musste, um an die Front zu ziehen. Erst nach Kriegsende konnte er es fortsetzen und abschließen. Gleichzeitig wurde seine große Passion, das Zeichnen, ebenfalls zum Beruf. 1947 schloss er sein Studium ab und arbeitete als Architekt, zugleich erschienen die ersten Karikaturen in der SZ. Beiden Leidenschaften, Architektur und Karikatur, betrieb er mit Feuereifer und blieb ihnen ins hohe Alter treu. Sie beflügelten ihn gleichermaßen. Er war Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Architekten in Bayern und maßgeblich an der Entwicklung vom Stadtbild Münchens beteiligt. Neben der SZ arbeitete er 1954–1989 als Karikaturist beim Bayrischen Fernsehen, wo er auch Mitglied im Rundfunkrat war. In seiner Autobiographie „Das wars. Wars das?“ schrieb er über sein leidenschaftliches Interesse an den politischen Veränderungen in der Weimarer Republik und der Welt, die er als Jugendlicher mit Faszination in der Presse verfolgte. Namentlich die Ausgaben des Simplicissimus mit Karikaturen der großen Zeichner Karl Arnold, Olaf Gulbransson, Th. Th. Heine und Erich Schilling waren seiner „Karikaturistenseele“ fettes Futter und Vorbild.

Umfassender Abriss der Geschichte der Bundesrepublik in über 60 Bildern

Als er 86 jährig im Jahr 2003 seinen Stift bei der Süddeutschen Zeitung niederlegte, hatte er bereits weit über 4000 Karikaturen geschaffen. Mit nur wenigen Strichen, reduziertem Licht- und Schattenspiel, scharfem Blick sowie feinem Humor hatte er Bild um Bild gezeichnet, in seinem unverwechselbarem Stil samt fein geschwungenem Signum. Seine Karikaturen haben vermutlich manchen Politiker geärgert, z.B. sein „liebstes Zielobjekt“ Franz Josef Strauß, und viele treue Leser der SZ über Jahrzehnte erfreut. Die Ausstellung zeigt einen umfassenden Abriss der Geschichte der Bundesrepublik Deutschlands. Neben innenpolitischen Themen beinhaltet die Zusammenstellung auch den Blick Deutschlands durch die kritischen Brillengläser Ernst Maria Langs aufs Weltgeschehen. Kein anderer politischer Zeichner hat derart umfänglich über einen so langen Zeitraum die Verhältnisse der Deutschland- und Weltpolitik skizziert. Dadurch ist diese kostbare Ausstellung Werkschau eines pfeilgenauen Karikaturisten und zugleich Zeitzeugnis der wichtigsten Epochen der Nachkriegsgeschichte.

Beeindruckende Zusammenstellung huldigt den „Übervater der Karikatur“

Lang ist zu Lebzeiten mit vielen Auszeichnungen beehrt worden, u.a. der Bayrischen Staatsmedaille, dem Maximiliansorden, dem Theodor Wolff Preis für Karikatur und dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Die Gedächtnisausstellung anlässlich seines 100. Geburtstags ehrt ihn noch einmal umfassend mit dieser beeindruckenden Zusammenstellung aus dem Bestand der neuen Sammlung München. 97 Jahre alt ist Ernst Maria Lang geworden. Hätte er seinen 100. Geburtstag erlebt, ihn hätte die große Werkschau in Tegernsee sicher gefreut, mit der das Museum ihn würdigte. Zur Eröffnung am 13. März begrüßte der 91jährige ehemalige Vorsitzende der Gulbransson Gesellschaft Helmut Leutheusser die Gäste aufs herzlichste. Er portraitierte in seiner Rede Ernst Maria Lang als Karikaturist, Förderer des Museums, kostbaren Mensch und Freund. Die Ausstellung ist noch bis zum 5.6.2016 in Tegernsee im Gulbransson Museum zu sehen.

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