Mama, was ist denn ein Bilderbuchkino?
Agnes Kraus im Gespräch mit den Kindern. Foto: Karin Sommer
Kindertheater in Holzkirchen
“Heute fahren wir ins Bilderbuchkino nach Holzkirchen” sage ich zur siebenjährigen Nell. „Was ist das?“ fragt sie. „Weiß ich nicht“ gebe ich zurück, „aber es ist für Kinder und es ist bestimmt gut.“
Also sitzen wir jetzt mit vielen anderen Kindern und ihren Eltern, Tanten und Großeltern geduldig im Fools Theater in Holzkirchen und bestaunen die bunt dekorierte Bühne. Dahinter ein auf die Wand projiziertes Bild eines Kinderbuches mit dem Titel „Mondei.“ Schon betritt Hexe Brausel, die in der anderen Wirklichkeit Agnes Kraus heißt, die Bühne. Sie trägt ein dottergelbes, tulpenförmiges Kleid und verschiedenfarbige, seltsame Streifen am Kopf, die den Kindern bestimmt völlig normal erscheinen. Sie begrüßt uns alle freundlich und beginnt, uns von Henriette, dem Hasenmädchen zu erzählen.
Agnes Kraus blättert mit dem Besen um Foto: Karin Sommer
Henriette und der Hasenplanet
Henriette liebt es, in die Sterne zu schauen. Besonders wenn sie in der Hängematte liegt. Alle Kinder schaukeln hin und her, so als ob sie selbst in einer Hangematte liegen würden. Henriette, die Sterneliebhaberin, wünscht sich besondere Ostereier von einem besonderen Osterhasen. Am besten von dem, der am Mars wohnt. Der Opa von Henriette war zum Glück früher Raumfahrer, deshalb schenkt er ihr eine Rakete, mit der sie den Hasenplaneten suchen kann. Die Kinder im Raum zählen von zehn bis eins und machen alle das Raketengeräusch nach, als Henriette ins Weltall abhebt.
Agnes Kraus begrüßt das Publikum Foto: Karin Sommer
Ein Buch will erlebt werden
Wie bei einem gewöhnlichen Buch müssen auch im Bilderbuchkino die Seiten umgedreht werden. Dafür ist in unserem Fall Käpt’n Brummel alias Harry Oriold zuständig. Er ist nur nicht sonderlich zuverlässig. Immer wenn die Kinder gemeinsam mit Agnes Kraus „Wir blättern um“ rufen, sollte das nächste Bild eingeblendet werden. Oft hat Captain Brummel allerdings etwas Anderes zu tun. Einmal liest er die Zeitung, ein anderes Mal isst er Spaghetti, dann wiederum malt er Osterhasen und bringt die Kinder mit seinem Ungehorsam zum Lachen.
Harry Oriold als Käpt´n Brummel Foto: Karin Sommer
Bilderbuchkino ist also Buch vorlesen mit ganz vielen Kindern. Weil es so viele Kinder sind, kann man verständlicherweise nicht ein kleines Buch ansehen, sondern projiziert die einzelnen Seiten an die Wand. Es macht deshalb so viel Spass, weil Agnes Kraus und Harry Oriold die Kinder dazu einladen, in das Buch hineinzusteigen und mitzuspielen. Sie hören und sehen die Geschichte nicht nur, sondern befinden sich mittendrin. Sie laufen am Stand, hüpfen wie Hasen, machen Fotos am Hasenplaneten und gackern wie Hühner.
Osterüberraschung
Und weil es Ostern ist, gibt es heute sogar zwei Geschichten. Nachdem Henriette den Hasenplaneten gefunden hat und wieder glücklich bei ihrem Opa gelandet ist, steigen wir in die Geschichte von Hasalisa ein.
Bühnendekoration im Foolstheater Foto: Karin Sommer
Das unbeschwerte Dasein des sympathischen Hasenmädchens wird vom Neid der Lästerhühner Hugo und Hilda überschattet, die sich über ihre Hasenzähne lustig machen. Hasalisa beginnt sich selbst hässlich zu finden und presst ab jetzt ihre Lippen zusammen. Erst als am Ende der Geschichte die mieselsüchtigen Hühner unfreiwillig im Farbtopf landen, lacht sich Hasalisa ihren Komplex von der Seele und wir alle freuen uns darüber, dass sie ihre Hasenzähne nicht mehr verstecken muss.
Kindergeschichten bringen auch uns Erwachsene zum Nachdenken und Schmunzeln, besonders wenn sie von Agnes Kraus und Harry Oriold erzählt werden. Es kann sogar sein, dass heute Abend einige Eltern die Gutenachtgeschichte lebendiger erzählen werden. Ein bisschen Brummen, Stimme heben und Körper hin und herwiegen kann bestimmt nicht schaden.