Duo Biloba: melodiös und eindringlich
Duo Biloba mit Andreas Lipp und Katharina Groß, sowie angekündigt, aber wegen Krankheit in Tegernsee leider nicht dabei, Ildiko Szabo (v.l.). Foto: Mike Fuchs
Konzert in Tegernsee
Das Duo Biloba, mit Katharina Groß, Klavier, und Andreas Lipp, Klarinette, spielte im Barocksaal des Tegernseer Gymnasiums für die Konzertreihe „Podium für junge Solisten“. Vom tragenden „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V.“ war auch die Berliner Cellistin Ildiko Szabo eingeladen worden. Leider verhinderte eine plötzliche Erkrankung ihre Teilnahme.
Katharina Groß und Andreas Lipp, die sich 2014 im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals kennenlernten, spielen seit 2015 als festes Duo zusammen und geben Konzerte in ganz Deutschland und bei internationalen Festivals. Die beiden jungen Musiker hatten somit gleich ein Duo Programm parat und führten das Publikum durch Romantik, Spätromantik, Impressionismus und Moderne.
Katharina Groß und Andreas Lipp in Tegernsee. Foto: Marcus Vitolo
Ihre Interpretation Debussys 1910 entstandener Erster Rhapsodie für Klarinette und Klavier zeigte auf eindrucksvolle Weise zu welcher Vielseitigkeit in Tongebung und Klangfarbe beide Musiker fähig sind. Feiner Klarinettenklang voller Abstufungen zeichnete die Musik, von weichem Sfumato bis zu eindringlichem Stoßklang, von sanft-sattem Ton, gesanglich fluktuierend, bis zu erregten Sprüngen, dem mitagierendem Klavier vital verbunden. Empathisch und zupackend zugleich gestalteten sie dieses erst träumerisch ruhige, elegisch beginnende und dann witzig lebhafte Stück.
Stark und düster
Alban Bergs Vier Stücke op.5 von 1913 sind kompositorische Miniaturen als Reaktion auf die monumentale Symphonik des Jahrundertbeginns. Inhaltlich widerspiegeln sie in ihrer Kürze die gesellschaftlichen Konfrontationen der Zeit. Eindringlich und stark, dann lavierend das erste Stück, erst ruhig und sich in die Höhe ziehend das zweite, unstet und quirlig das dritte; und düster das letzte, von Trauergeläute untermalt, ihrem donnerndem Klavier und den Klarinettenschreien hilft auch nicht die G-Dur Terz-Knospe des Schlusses aus der Unheimlichkeit.
Geistreich und rhythmisch
Ins Bewusstsein des breiten Publikums trat der New Yorker Musiker hauptsächlich als Dirigent und Komponist von Musicals, doch Leonard Bernstein hat auch einige Kammermusikwerke geschaffen, darunter die Sonate für Klarinette und Klavier aus den 40er Jahren. Aus ihrem ersten Satz Grazioso, un poco più mosso holten Andreas Lipp und Katharina Groß den etwas eckigen innewohnenden Stil Hindemiths, Bernsteins Lehrer, gekonnt hervor; im Andantino-Vivace e leggiero entfalteten sie Bernsteins eigene Sprache, atmosphärisch freier, geistreich und rhythmisch.
Katharina Groß und Andreas Lipp. Foto: Alejo Fernández
Die drei Fantasiestücke op.73 von Robert Schumann, zart und mit Ausdruck, lebhaft leicht und rasch und mit Feuer, gestalteten sie auf Spitzenniveau, hinreißend gesanglich weich, sonor bestens ausgewogen und voller bewegender, auch in großem, kräftigerem Ton innerlicher Eindringlichkeit.
Gelöst und heiter
Brahms Sonate für Klarinette und Klavier, op.120 Nr.2 in Es-Dur, sein letztes Kammermusikwerk von 1894 – wegen des legendären Spiels des Klarinettisten Richard Mühlfeld entschließt er sich doch nochmal zu komponieren – beleuchteten Andreas Lipp und Katharina Groß in seiner ganzen Gelöstheit und seinem heiteren Charakter. Weich melodiös folgten sie dem Kopfmotiv, die Lockerheit ihres Dialogs genießend, den anfänglichen Impetus des Allegro appassionato allmählich zart auflösend, das Trio volltönig plastisch ohne jede Härte, und die sechs Variationen des Andante con moto leuchtend klar. Berauschtes Publikum und tosender Applaus beglückten die zwei Musiker, und eine Liedbearbeitung Mendelssohns „Auf den Flügeln des Gesanges“ hob die Poesie des Abends nochmals empor, wo Heine spricht: “Dort wollen wir niedersinken, Unter dem Palmenbaum, und Liebe und Ruhe trinken, und träumen seligen Traum.“