Café, Kleinkunst, Gstanzl
Beni Hafner alias Da Oimara – Heimspiel auf der Kleinkunstbühne im Dürnbecker. Foto: IW
Konzert und Kleinkunst in Dürnbach
Die Tegernsee-Region ist um eine Kleinkunstbühne reicher. Das hat bisher in dieser Art gefehlt: Livemusik mit Café, Restaurant- und Barbetrieb. Inhaberin Doreen Dietel hat sich mit dem „Dürnbecker“ einen Wunsch erfüllt. Auf der Bühne: beispielsweise Da Oimara.
Schauspielerin Doreen Dietel hat sich im Fernsehen einen Namen gemacht. Die Fans von „Dahoam is Dahoam“ waren mindestens ebenso geschockt wie sie selbst, als nach zehn Jahren die Absage vom Sender kam. Ihr blieben nur zwei Optionen: Entweder nach Berlin umsiedeln, wo ihre Agentur sitzt und sie besser vermitteln kann. Oder eine komplette Neuorientierung. Da ihr Lebensgefährte am Tegernsee lebt und Söhnchen Marlow beide Eltern um sich braucht, fiel die Entscheidung gegen Berlin und TV-Karriere nicht schwer. Und nachdem die tatkräftige Dietel in Dürnbach einen Blick in die ehemalige Markthalle in geworfen und deren Potential erkannt hatte, stand der Plan: aus Schauspielerin wird Wirtin.
Doreen Dietel schmeißt den Laden mit großer Leidenschaft. Foto: IW
Beni Hafner, der sich auch Da Oimara nennt, kennt sich ebenfalls aus mit dem Wirt-sein. „Wer nichts wird, wird Wirt“, singt er in einem seiner Gstanzln. Dass das nicht stimmt, wissen beide. Der bayerische Songwriter wuchs auf der Hafneralm in Rottach-Egern auf. Der Bub vom Wirtsehepaar lernte zunächst einmal Koch, bevor er vor anderthalb Jahren eine steile Musikkarriere startete. Und die Schauspielerin, die über Gastronomieerfahrung und zupackende Tatkraft verfügt, wird mit der Schauspielerei weitermachen auf der eigenen Kleinkunstbühne. Aber eins nach dem anderen.
Moderner Alpencharme mit Kopfsteinpflaster und Lebensbaum
Die ehemalige Markthalle ist fast nicht mehr wiederzuerkennen. Doreen Dietel und ihr Lebensgefährte Tobias Guttenberg ließen nicht nur Fantasie und Geschmack walten, sie legten bei der Renovierung selbst tatkräftig Hand an. Es ist ein Café im Outdoor-Indoor-Look entstanden, draußen sitzt man herrlich in der Sonne, drinnen auf Kopfsteinpflaster unter einem großen Baum, einem Altholzbalkon und der Blick schweift über die weiten Berggipfel – Alpenpanorama clever umgesetzt. Seit 1. April steht Dietel sieben Tage die Woche selbst tatkräftig in ihrem Lokal mit vielfältigem Kleinkunstprogramm und schmeißt den Laden.
Die idyllische Kleinkunsbühne samt Alpenpanorama. Foto: IW
Da Oimara bekennt indes, dass er – wie immer – fürchterliches Lampenfieber hat. Eigentlich sollte es einfacher sein bei einem „Heimspiel“, viele Freunde und Familie sind gekommen. Aber da „sind die Ansprüche hoch“. Wenn er vor der Wand mit dem riesigen Bergpanorama sitzt, meint man, ihn bei einem Konzert auf der Hafneralm zu besuchen. Als er loslegt, ist nichts von Lampenfieber zu spüren, er ist ein charismatischer Profi und singt und plaudert und gstanzlt auf bayerisch und hat alles bestens im Griff.
Bayerischer Songwriter und moderner Gstanzler
Auf der Gitarre höchst virtuos, gesanglich äußerst vielfältig und thematisch außerordentlich kurzweilig. Er singt und schwadroniert, lacht und erzählt vom Leben auf der Alm, von der man als 15-Jähriger nur schwer herunter ins Tal kommt. Vom „Lago di Bonzo“ mit 1.000,-Euro-Champagner, von seinem Leben als „Wirts-Bua“, vom Hausmoasta Willi, der gern in den Puff geht, von seiner Tante Gitti, die im Bräustüberl kellnert und von der Liebe zu seiner oidn Lederhosn. Geschichten, bayerische Songs und moderne Gstanzl, komplett aus seinem jungen Leben gegriffen, einiges davon fällt ihm beim Singen gerade ein. Er könnte ewig so weitersingen, denn die Geschichten und Beobachtungen und die Wortspielereien gehen ihm nicht aus. Seine erste CD „Bierle in da Sun“ verkörpert das bayerische Lebensgefühl auf sonnige, unbeschwerte und zugleich feinfühlige Weise. Ohrwürmer sind gleich ein paar drauf.
Doreen Dietel begrüßt die Gäste persönlich Foto: IW
Doreen Dietel hat ihn auf ihre kleine Bühne geholt, wie auch zuvor schon einige andere Musiker und Kabarettisten. Fast jede Woche gibt’s Kleinkunst beim Dürnbecker in Dürnbach. Das Konzept stimmt und wird hervorragend angenommen. Und natürlich möchte die Schauspielerin selbst auch auf der Bühne stehen. Dann kann sie beide Leidenschaften verbinden – die Rolle als Schauspielerin und die als Wirtin.
Auch eigene Schauspielerei auf der Kleinkunstbühne im Dürnbecker geplant
Mit Regisseurin Steffi Baier aus Wall ist ein Stück in Planung. Worum es geht? Die „Donauprinzessin“ hat ähnliches durchgemacht wie Doreen Dietel, das Stück ist ihr wie auf den Leib geschrieben. Jetzt, wo sie nicht mehr händeringend auf Engagements wartet, kommen plötzlich Aufträge. „Ein gutes Gefühl, die jetzt auch einmal ablehnen zu können“, lacht sie. Weil sie jetzt nämlich auf dem richtigen Weg ist, endlich stimmt alles. Dann rauscht sie auch schon wieder davon in ihrem gepunkteten Kleid, dem Basecap auf den blonden Haaren und einem Tablett in der Hand: die Gäste haben Durst.