Weimarer Kolloquium: Mensch und Maschine
Gregor Lang benutzt das Dürrenmatt-Zitat zur Illustration. Foto: Monika Ziegler
Vortragsreihe in Benediktbeuern
Über die reflektierte und kontrollierte Nutzung der Technik debattierten jetzt Wissenschaftler im Rahmen des Weimarer Kolloquiums im Kloster Benediktbeuern. Dabei ging es in erster Linie um die Verantwortung des Wissenschaftlers.
Das Weimarer Kolloquium ist eine Veranstaltungsreihe der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ). Es hat das Ziel, realistische Zukunftsbilder einer nachhaltigen Gesellschaft auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu entwickeln. Seit 2012 trifft sich der Kreis von Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen im Kloster Benediktbeuern. In diesem Jahr stand das Verhältnis Mensch-Maschine im Bezug zu einer nachhaltigen Entwicklung im Fokus.
Organisator Axel Schaffer im Gespräch mit Remco Stam. Foto: Monika Ziegler
Dabei spielte die Biotechnologie eine besondere Rolle und führte zu heftigen Debatten. Remco Stam vom Lehrstul für Phytopathologie der TU München berichtete über sich ausbreitende Epidemien bei Pflanzen und welche Rolle zur Eindämmung die Biotechnologie, sprich Gentechnik spielen kann. Im Augenblick gehe es insbesondere um die Eschenwelke, die in Großbritannien großen Schaden anrichtet. Grund für Epidemien, die ebenso Weizen, Kartoffeln und Reis heimsuchen können, sei die Monokultur. Die Krankheitserreger könnten durch Spritzen, aber auch durch Einbringen von Resistenzgenen gestoppt werden.
Hochproblematische Entwicklung
„Wir brauchen die Gentechnik“, war das Fazit des Wissenschaftlers, der deutlich machte, dass es hierbei nicht um Profit wie bei den großen Konzernen gehe, sondern um das Überleben von Nahrungsmitteln. Hochproblematisch sei diese Entwicklung war die Meinung in der Diskussion. Diese wurde durch den Beitrag von Gregor Lang noch verstärkt.
Der Juniorprofessor von der Universität Bayreuth sprach über die aktuellen Methoden der Gentherapie am Menschen, insbesondere der Keimbahntherapie, die in Deutschland verboten, weltweit aber bereits angewendet wird. Hierbei geht es darum, gezielt aus dem Genom DNA-Teile herauszuschneiden und durch andere Teile zu ersetzen.
„Designter“ Mensch
„Das ist gefährlich“, konstatierte der junge Wissenschaftler, denn es führe zum „designten“ Menschen. Von der unter dem Namen CRSPr-Cas9 bekannten Technik erhoffe man sich Hilfe bei Krankheiten, wie Malaria, wolle aber auch Mammuts wieder entstehen lassen und dem Missbrauch sei Tür und Tor geöffnet. Zudem sei die Wahrscheinlichkeit von Mutationen in Form von Krebs erhöht. Aber, Gregor Lang schloss seinen Beitrag mit dem berühmten Zitat Dürrenmatts aus den „Physikern“: “Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.“
„Wo führt unser Handeln hin?“
In der Diskussion kam klar zum Ausdruck, dass derartige riskante neue Techniken von der Gesellschaft zu wenig wahrgenommen würden. „Wo führt unser Handeln hin“ fragte Gregor Lang. Der Wissenschaftler dürfe keine Allmachtsfantasien haben und sich seiner Verantwortung bewusst sein.
Wie der Mensch insbesondere durch die Technik in die Natur eingreift, beleuchtete Fabienne Will vom Deutschen Museum München in ihrem Beitrag „Technosphäre und Technozän – anthropozäne Perspektiven auf Technik“. Dieses System sei nur in den Griff zu bekommen, wenn man von der globalen Szene wieder zur regionalen zurückkehre, sagte die Wissenschaftlerin.
Susanne Hartard: Schon der Köhler beeinflusste die Natur. Foto: Monika Ziegler
Die „Natur-Integriertheit von Technik“ beleuchtete Susanne Hartard von der Hochschule Trier. Ihre Beispiele beweisen, dass Technik durchaus nachhaltig sein kann. Nullemission, interne Wasserkreisläufe, energieautarke Klärwerke oder Organismus schonende Fischtreppen zeigen, dass der Mensch die Technik so nutzen kann, dass sie ressourcenschonend ist.
Möglichkeiten, die Technik in die Natur zu integrieren. Foto: Monika Ziegler
Als Fazit der Veranstaltung stellte Organisatorin Eva Lang fest, dass es letztlich um eine Lebensstildebatte gehe, um Genügsamkeit, um die Rolle der Ökonomie und um Diversität. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung sei Verursacher von Umweltschäden, während der Großteil noch nicht einmal Zugang zu Trinkwasser oder Elektrizität habe.
Verantwortung wahrnehmen
„Was ist menschlich?“, sei die Frage. Neben Empathie und Emotionen gehöre die reflektierte und kontrollierte Nutzung der Technik dazu. Hoffnung bestehe deshalb, so die Professorin der Bundeswehruniversität München, da junge Wissenschaftler das Prinzip Verantwortung wahrnehmen und über den Tellerrand ihrer Forschung blicken.