Der philosophische Künstler Riccardo Milazzo
Serie „Relations grey“. Foto: Waltraud Milazzo
Ausstellung in Holzkirchen
Mit einer mal ganz anderen Ausstellung überrascht der junge Rottacher Künstler Riccardo Milazzo derzeit im Holzkirchner Kultur im Oberbräu. „Relations“ nennt er sie. Dabei bedient er sich gedanklich bei der Quantenphysik.
So kompliziert das auf den ersten Blick auch klingen mag, so klar sind seine Bilder aufgebaut: Riccardo Milazzos Exponate sind Digitaldrucke auf Leinwand auf der Basis von originalen Pigmenttusche-Zeichnungen auf Papier in der Größe A4 bis A5. In dieser Form zeigt Ricc, wie er sich selbst bezeichnet, seine Arbeiten zum ersten Mal. „Ich wollte meine Motive mal anders präsentieren.“ Sein Konzept ist aufgegangen, die Ausstellung erweist sich als homogen und schlüssig und taucht das edle, Jahrhunderte alte Gewölbe im Holzkirchner Kulturhaus in ein neues künstlerisches Licht.
„Beziehungen sind das Grundlegendste, was es gibt“, doziert Ricc. „Ohne Beziehungen wäre das Universum nicht da. Ich möchte das wichtigste Prinzip, das wir im Universum haben, aber in vielen Bereichen gar nicht wahrnehmen, in einfachen, klaren Formen darstellen“.
Serie „Relations blue“. Foto: Reinhold Schmid
Serie „relations blue“
Diese Serie ist mit zehn Arbeiten – alle im Format 40 x 30 cm – am häufigsten vertreten. In einer eigenen, um nicht zu sagen: eigenwilligen Formensprache setzt Riccardo klare Formen und Linien in den Farben Hellblau, Dunkelblau, Weiß und Schwarz in formale und inhaltliche Beziehungen. Verbundene Formen, die eins werden. „Es gibt immer mehrere gleichberechtigte Deutungsmöglichkeiten.“ „Man muss versuchen, von der Dualität wegzukommen. In der Quantenphysik gibt es ja auch die Zustände +, – und eben +-, doziert Riccardo, der ernsthafte Künstler. Gäbe es einen Wettbewerb in Sensibilität und Introvertiertheit – Ricc würde auf dem Treppchen stehen. Ein stetes Ringen um die Wahrheit und Objektivität in der Kunst und ihre Verbindung zur Philosophie – dafür steht er.
Serie „relation fire“
Serie „relations fire“. Foto: Reinhold Schmid
Auch das Motiv (Foto Mitte), das an einen kunstvoll verschnörkelten Anfangsbuchstaben in einem alten Buch erinnert, lässt mehrere Möglichkeiten der Deutung zu. Die Beziehung, in der sich die beiden Elemente befinden – rot und schwarz – kann ausgebrannt sein oder immer noch feurig lodern. Je nachdem.
Serie „relations grey“
Sie kennt nur die farblichen Zustände Grau, Schwarz und Weiß. Ob er vorher einen Plan habe? „Nein, das Motiv entwickelt sich erst im Laufe des Prozesses. „Je mehr ich plane, desto schwieriger wird’s. Ich versuche nur, die Kontrolle über die Linie zu halten.“
Riccardo Milazzo bei der Vernissage. Foto: Waltraud Milazzo
„relations Riccardo“ (Begriff vom Verfasser erfunden)
Künstlerische Ausbildung? „Zum Glück nicht“. Typisch Ricc. Andere wären froh drum. „Sonst wär‘ ich ja schon fertig, ich möchte mich aber ständig weiterentwickeln, ständig in der Ausbildung sein. Ich möchte nicht – wie etwa in der Gemeinschaft auf einer Akademie – beeinflusst werden und einen eigenen Stil pflegen.“ Den hat Riccardo aus der Rottacher Künstlerfamilie Milazzo auf jeden Fall. Vergleichbares sieht man selten. In der Werbe- oder Internetgrafik könne man beizeiten auf eine ähnliche Formensprache stoßen. Zur Frage nach einem eventuellen Vorbild: „Ich habe nie versucht, jemand nachzumachen, vielleicht gibt es manchmal Ähnlichkeiten mit Klee oder Picasso“, überlegt Riccardo.
Im Übrigen legt er Wert darauf, dass sich die (sehr niedrigen, Anm. d. Verfassers) Preise der Bilder nur auf seine Druckkosten beziehen, „denn meine Kunst schenk‘ ich euch, solange die Ausstellung läuft!“