Tier und Mensch in Literatur, Kunst, Musik
Evalie Wagner: Pferd mit Prothese, Brigitte Marcaria und Claudia Erdheim. Foto: Hannes Reisinger
Thementag der Kulturbrücke Fratres
Tier und Mensch in Literatur, Kunst und Musik hieß das Thema des dritten Thementages der Kulturbrücke Fratres. Wie sich die Beziehung zum Tier in der menschlichen Gesellschaft wandelte und heute darstellt, zeigte die Veranstaltung unseres Kulturpartners.
Mit den zwei jungen Künstlerinnen Evalie Wagner und Hannah Winkelbauer hatte die Tagungsverantwortliche Brigitte Marcaria eine spannende Wahl getroffen. Tote, fast tote und noch lebende, aber mit künstlichen Gliedern ausgestattete Tiere sind da zu sehen.
Evalie Wagner und Hannah Winkelbauer. Foto: Hannes Reisinger
In der Ausstellung zeigt Evalie Wagner naturalistische Malerei versehrter Tiere, insbesondere Pferde. Die Prothesen der Tiere muten provokant an, ebenso die Malerei von Hannah Winkelbauer, die erschlagene, zerfledderte oder anders zu Tode gekommene Vögel malt. Makaber? Nein, Tatsache, die Künstlerin findet auch in dem, wo normalerweise weggeschaut wird, etwas Wertvolles, etwas was den Tieren ihre Würde wiedergibt.
Ergänzt wird diese Schau durch surrealistische Tierbilder von Aloys Zötl, die aus der Salzburger Sammlung Reitinger eigens für die Ausstellung in Fratres zur Verfügung gestellt wurden.
Kulturbrückengründer Peter Coreth. Foto: Hannes Reisinger
Über die Anthropologie des Tieres anhand seiner Sammlung im Museum Humanum sprach Kulturbrückengründer Peter Coreth in seinem tief schürfenden Impulsreferat. Der frühe Mensch habe mit und vom Tier gelebt, es habe eine enge Beziehung geherrscht. Das Tier habe eine Mittlerrolle zwischen der Geistwelt und dem Menschen eingenommen.
Geister und Naturkräfte als Tiere dargestellt
In der Kunst sei das Tier bereits in der Höhlenmalerei maßgeblich gewesen. In dieser magischen Zeit des Menschseins sei das Töten ein Überlebensprinzip gewesen und gleichzeitig ein Eingriff in die Weltordnung, denn Tiere seien als Beschützer und Helfer des Menschen gesehen worden, sagte Coreth. So wurden Geister und Naturkräfte als Tiere dargestellt.
Das Tier als Symbol
Im mythologischen Zeitalter seien Tiere als Träger von Gottesvorstellungen ebenso wie als Dämonen verwendet worden. Eine Heraldik ohne Tiere sei nicht denkbar. Später im symbolischen Zeitalter, so führte Peter Coreth aus, war das Tier das Symbol schlechthin: der Fisch als Christus, die Schlange als Verführung, die Taube als Heiliger Geist.
Die Pianistin Thessie Rauba. Foto: Hannes Reisinger
Heute diene das Tier mehr zur Unterhaltung und Dekoration, man denke nur an den Osterhasen. So habe das Tier seine beherrschende Stellung eingebüsst und sei zum trivialen Objekt geworden. Es spiele in der Kunst gerade noch in Comics noch eine Rolle, wie Micky Mouse und Donald Duck. Damit sei die Anthropomorphisierung des Tieres auf die Spitze getrieben worden. Während früher das Tier Herr über den Menschen gewesen sie, herrsche heute der Mensch über das Tier.
Die Schauspielerin Inge Maux. Foto: Hannes Reisinger
Den musikalischen Beitrag zum Thema steuerte Thessi Rauba bei. Die renommierte Pianistin gab den Löwen ebenso wie den Elefanten oder die Schildkröte in ihrem jeweiligen spezifischen Verhalten wieder. Ergänzt wurden die musikalischen Beiträge durch die bekannte Schauspielerin Inge Maux, die die zauberhaften Tier-Gedichte von Christian Morgenstern einstreute.
Das Löwenkopfkaninchen
Den zweiten literarischen Bezug zum Tier lieferte Claudia Erdheim. Die Philosophin und Autorin hatte sich den Roman „Die Stunde zwischen Frau und Gitarre“ von Clemens Setz vorgenommen und in einem Blog seziert. Der realistische Roman mit surrealen Momenten gibt Tieren mannigfaltige Bedeutung. So werden Personen mit Tieren verglichen, es gibt etwa ein Löwenkopfkaninchen oder ein Oberkörper wird mit einem Hirschgeweih verglichen.
Und letztlich las Katharina Riese aus ihrem Werk „51 ausgestopfte Hunde“. Hier geht es um die wahrlich absurde aber wahre Geschichte eines böhmischen Barons, der sich eine Löwin als Haustier hielt. Nach ihrem Tod wurde sie in die Reihe der ausgestopften Hunde integriert.
KulturVision und die Kulturbrücke Fratres verbindet seit langem eine intensive Kulturpartnerschaft.