Langer Abend der Kunst in Bayrischzell mit dem Trio „Die drei Damen“.

Drei Damen zwischen Bildern

Langer Abend der Kunst in Bayrischzell mit dem Trio „Die drei Damen“. Foto: Karin Sommer

Jazzkonzert in Bayrischzell

Lange schon war es ausverkauft, das Konzert von „Die drei Damen“. Schon bei den ersten Tönen war klar, warum. Standing ovations für drei Frauen, die den Höhepunkt der diesjährigen Kunstausstellung Bayrischzell darstellten.

Ein Raum der heurigen Kunstausstellung wurde wie jedes Jahr zum Konzertsaal umgewandelt. Die Idee dazu hatten die Ausstellungsleiter Tutti und Klaus Gogolin schon vor zehn Jahren und laden seit damals jedes Jahr ein besonderes Ensemble zur Gestaltung des Abends ein.

Ihre Wahl war eine großartige. Die kleine Bühne mit Ausstellungswerken im Hintergrund erlaubt nur Künstler, die dem hautnahen Kontakt mit dem Publikum standhalten. Knapp ein Meter trennt die nackten Füssen der Sängerin Lisa Wahlandt von den beschuhten Zehen der Zuschauer in der ersten Reihe.

Hautnaher Kontakt zum Publikum

Die intime Nähe zum Publikum scheint den drei Damen allerdings auf den Leib geschrieben zu sein. Sie betreten die Bühne, beginnen zu singen, lächeln sich gegenseitig an und schauen den Menschen im Publikum direkt in die Augen.

Leadsängerin Lisa Wahlandt mit Glockenspiel
Leadsängerin Lisa Wahlandt mit Glockenspiel. Foto: Karin Sommer

Ihre Natürlichkeit lässt die Zuhörer vom ersten Lied an wippen, lächeln und hier und da sogar summen. Der Sound – warm, lebendig, jazzig, lebensfroh – reißt sofort mit. Kein langsames Aufwärmen wie es so oft in diesen Breitengraden üblich ist. Mitten rein in das Hörvergnügen, direkt hin zu frechen, amüsanten Zwischenansagen.

Unterschiedlicher könnten drei Frauen auf der Bühne wohl kaum sein. Aussehen, Temperament, Ausstrahlung und Stimme – wie Tag und Nacht. „Wir haben Melodien mitgebracht, die teilweise zu den Bildern passen und teilweise nicht“, meint Sängerin Lisa Wahlandt nach dem ersten Lied. „Wir spielen so schön wir können für Sie.“

Gemeinsame Andersartigkeit besticht

Und das tun sie dann auch, einen ganzen Abend lang. Ihre Stimmen passen in ihrer Andersartigkeit so gut zueinander, dass sie wie eine Stimme am Ohr des Zuhörers ankommen. Eine Stimme, die alle Höhen und Tiefen, alle Nuancen und Klangfarben beinhaltet. Dasselbe Kunststück gelingt den drei Damen auch mit ihren Instrumenten.

Bayerischer Humor von Christiane Öttl
Bayerischer Humor von Christiane Öttl. Foto: Karin Sommer

Christiane Öttl spielt ihre verschiedenen Bassinstrumente mit einer Leichtigkeit, die nur wahre Könner an den Tag legen und wird von der Klaviervirtuosin Andrea Hermenau ergänzt, die ihrem Piano zarte wie leidenschaftlich wilde Töne mit der gleichen Selbstverständlichkeit entlockt.

Bayerische Wurzeln gepaart mit fundierter Ausbildung

Die drei Damen haben alle eine fundierte Jazzausbildung, eine Tatsache, die in keinem Moment zu überhören ist. Aber da ist so viel mehr, das die Besonderheit dieses Ensemble ausmacht.

Alle drei in Bayern aufgewachsen, bezeichnen sie „Boarisch“ als ihre Muttersprache. Die liebevolle Selbstironie, mit der sie auf sich und ihr Leben als Frauen blicken, kommt wohl in den im Dialekt gesungenen Liedern am besten zum Ausdruck. Auch die bayerischen Liebeslieder berühren auf besondere Art. „Beim nächsten Lied dürft ihr Händchen halten.“ meint Christiane Öttl. „Wenn ihr schon länger verheiratet seid, fragt ihr besser vorher.“


Pianovirtuosin Andrea Hermenau. Foto: Karin Sommer

Neben den eigenen Kompositionen sind es aber auch die originellen Coverversionen, die bestechen. Von Herbert Grönemeyers „Männer“ bis zu Cindy Laupers „Time after time“ zieht sich die Bandbreite der Lieder, alle so verarbeitet, dass die Originalversion nur den Startschuss zu etwas ganz Eigenem gibt.

Die drei Damen bleiben im Gedächtnis

Lisa Wahlandt scheint auf der Bühne geboren worden zu sein, so wohl fühlt sich die im besten Sinne des Wortes „Diva“ in ihrer Rolle als Leadsängerin. Neben ihrer bestechenden gesanglichen Leistung führt sie gemeinsam mit Christiane Öttl durch den Abend. Deren Mimik und skurrilen Laute, die ihren tief bayerischen Humor begleiten, bleiben nachhaltig im Gedächtnis hängen.

Hier im Video „Pricetag“ können Sie in die Musik der „Drei Damen“ eintauchen: 

Die Professionalität der drei Damen, ihre spürbare Komplizenschaft und ihre Nähe zum Publikum können einen Teil ihres Erfolgs erklären. Ihre Natürlichkeit und Bereitschaft, das Beste für die Menschen, die vor ihnen sitzen, zu geben, einen weiteren.

Doch der letzte Teil wird ein Geheimnis bleiben. Vielleicht weil die drei Frauen sind. Weil sie sich trauen, in jedem Moment, Frau auf der Bühne zu sein. Mit allen Facetten, mit Ecken und Kanten. Jenseits aller Erklärungen, was Frau-sein bedeuten könnte. Erfrischend, erquickend, mutmachend.

Die Kunstausstellung Bayrischzell ist noch bis zweiten September offen für alle Kunstliebhaber. Alle Infos gibt es auf der Website der Kunstausstellung. Alle weiteren Termine der drei Damen finden Sie auf der Webseite von Lisa Wahlandt.

Hier lesen Sie mehr zu den Künstlern der diesjährigen Kunstausstellung in Bayrischzell:

 

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