Flug durch die Musikgeschichte des Zither-Manä

Ferdl Eichner, Zither-Manä und Frank Schimann. Foto: Monika Ziegler

Konzert in Gotzing

Was ist ein idealer Tag? Richtig, wenn Körper, Geist und Seele zu ihrem Recht kommen. Eine Radltour durch die erblühende Frühlingslandschaft zur Gotzinger Trommel zur Matinee für den Körper, die wie immer kritischen Textbeiträge des Manä als Denkanstöße für den Geist und die mitreißende Musik für die Seele.

Zum Entree gab es Zither-Manä pur mit bösen Sprüchen, wie „Schwarz oder Rot, da hat man die Wahl zwischen Elend oder Not“, „Maut-Heini Dobrindt“ oder „wenn die Politiker für ihre Leistung bezahlt würden, wären so einige Hartz IV-Empfänger.“ Und dann aber hinein in Blues und Rock. Nach dem bluesigen Küchenlied schon Gänsehautfeeling:

Zeit für mehr Gefühl

„Schließt die Augen“, forderte der Musiker auf und es wurde totenstill bei seinem größten Hit, der Zitheradaption von „Shine on you crazy diamond“ mit den „berühmtesten Klängen der Rock- und Bluesmusik“, schon oft gehört, und immer wieder der Wunsch, dass das Stück nie enden möge.

Aber schon wartet der Manä mit einem flammenden Appell auf, die Willkommenskultur für Flüchtlinge nicht in Misstrauen und gar Hass kippen zu lassen. „Time“ von Tom Waits hat er neu getextet: „Zeit für mehr Gefühl“. Danach greift er zur Harp, legt mit einem Blues los und Ferdl Eichner kommt hinzu, der Meister der Bluesharp. Mit Frank Schimann ist dann das Trio komplett und präsentiert seinen unverwechselbaren Sound mit „Ois versaamt“ von Franz Ringseis, dieses schöne Lied, in dem vom Schliersee und der Neureuth die Rede ist anstatt von Kreuzfahrt, vom Fliegen oder von Coffee irish.

Coole Zeid

Zeitkritik auch beim Lied vom Weiher, der zu einer Kloake wird oder in „Coole Zeid“ im Gstanzlrock, wo der Manä so ziemlich alles auf die Schippe nimmt, was heutzutage so cool ist. Nach der Pause geht der Flug durch die Musikgeschichte des Zither-Manä weiter, die einst bekanntermaßen beim Nägele in Wörnsmühl begann, wo erstmals die Zither zum Rockinstrument mutierte.

Aus dieser Zeit stammt der Rox’n Roll, „für mei Mama“, denn diese fand die lauten Klänge in der Münchner Mietwohnung gar nicht gut, war aber später doch sehr stolz auf den berühmt gewordenen Sohn. Mit seiner neuen Band bleibt der Manä seinem Stil, nämlich Volksmusik ebenso wie Blues und Rock auf der Zither zu spielen treu, der Klang aber wird wesentlich erweitert.

Großartige Gitarrensoli und Harpzauberer

Frank Schimann streut großartige Gitarrensoli ein und Ferdl Eichner ist ja der Harpzauberer par excellence. Bei seinem Solo „Neulich und kurz nach acht“ hält er eine gefühlte Ewigkeit einen Ton, um dann wieder in ekstatischer und nachgerade explodierender Weise weiter zu spielen. Das gesamte Salettl wird zu Percussion, denn die Zuhörer klopfen und klatschen mit und jubeln, als der Musiker auch Kopf stehend weiter bläst.

In der Trio-Besetzung klingen die bekannten Titel, wie „Die Wüste lebt“ oder Christy Moores „The fields of Athenry“ neu und spannend, die drei Musiker geben sich jeweils Raum zur solistischen Darbietung, Gitarre und Harp ergänzen die Zither vortrefflich. Natürlich darf der legendäre „Zither-Rock“ nicht fehlen, wobei Eichner und Schimann beim Eingangslandler äußerst gelangweilt tun. Und immer noch steigt der Manä auf den Tisch und versteckt seinen Kopf darunter.

„Die Gedanken sind frei“ mit zwei Manäschen Strophen sind Vorbild Dieter Hildebrand gewidmet, der bei dem Wort „Unterhaltung“ die Betonung auf „Haltung“ legte. Damit sollte eigentlich Schluss ein, aber das voll besetzte Salettl verlangte nach mehr und so gab es dann noch den Rolling Stones Hit „Cry to me“ von „meinem Freund, dem Jagger Michi, der kennt noch nicht mal die Gotzinger Trommel.“ Und so war es wieder einmal ein begeisterndes Konzert, bei dem Landler und Blues ineinander übergingen, eine Einheit bildeten, denn beides ist die Musik der „Schwarzen in den Südstaaten“.

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