Schwarz-Weiß und dazwischen?
Dorothea Reese-Heim: Tetralogie Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Lenggries
„Schwarz Weiß“ ist der Titel der 16. Kunstwoche der Künstlervereinigung Lenggries. Und wieder ist es den Organisatoren gelungen, eine beeindruckende, in die Tiefe gehende und Fragen aufwerfende Präsentation zu zeigen, eine Präsentation, die dem Landrat ein „Wow“ entlockte.
Josef Niedermaier, Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen zeigte sich begeistert: „Das ist Kulturarbeit wie sie sein sollte.“ Der Titel ließ ihn die Fragen stellen: Krasser Kontrast? Politische Diskussion? Künstlerische Freiheit? Die Antworten hatte Günter Unbescheid, Fotograf und 1. Vorstand der Künstlervereinigung Lenggries zur Hand.
Organisator und Fotograf Günter Unbescheid. Foto: Petra Kurbjuhn
Schwarz – Weiß stehe für Kontrast, für Polarität und für Widerspruch. Im gesellschaftlichen Kontext betrachtet, sei heute unser Denken und Fühlen von Polarisierung geprägt. Da die Welt so unberechenbar geworden sei, flüchte man sich an einen Pol anstatt sich mit den Differenzierungen auseinanderzusetzen. Und so sei das Thema eigentlich nicht der Kontrast, sondern die Entdeckung des Zwischenraumes.
Günter Unbescheid: Fotocollagen. Foto: Petra Kurbjuhn
Damit ist die Ausstellung hochpolitisch einerseits, sie kann aufrütteln und erziehen, aber andererseits ist sie auch Ausdruck künstlerischer Kreativität in sehr unterschiedlichen Facetten. Und so hat die Kunstwoche wieder eine große Kraft und Ausstrahlung weit über die Grenzen des Landkreises hinaus, wie Bürgermeister Werner Weindl herausstellte und das Engagement der Künstler lobte, die aus eigener Kraft die Kunstwoche seit 15 Jahren gestalten. Zudem laden sie sich regelmäßig Gäste ein, die die Ausstellung bereichern.
Skulpturen von Philip Hönicke. Foto: Petra Kurbjuhn
Im Außenbereich und an mehreren Plätzen von Lenggries findet man die Skulpturen von Philip Hönicke. Der Kontrast bei ihm besteht im Material, Edelstahl und oxidierter Stahl bilden die gegensätzlichen Pole seiner unterschiedlichen Skulpturen.
Gudrun Reubel aus Fridolfing kombiniert klare schwarzen Formen der Aquatinta mit zarten Prägungen des Untergrundes und der Braille-Schrift, wodurch sie Licht- und Schatten-Effekte erzielt.
Dem Großen untergeordnet
In der Mitte des Raumes empfängt den Besucher eine große Installation von Dorothea Reese-Heim mit dem Titel „Tetralogie“. Je nach Standort nimmt man eine neue Form der Tetraeder-Unterformen wahr, die sich dem Großen Ganzen unterordnen. Der Eindruck wird noch verstärkt durch die langen Nadeln, die die Beziehung zur Außenwelt symbolisieren.
Veronika Partenhausers Videoinstallation. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein bisschen versteckt im Erdgeschoss ist Veronika Partenhausers Videoinstallation zu sehen. Und man kann Besucher eines Hallenbades in die Umkleidekabine begleiten. Dann geht aber die Tür zu. Die Filmerin macht deutlich, wie Farbtöne in Grauabstufungen umgewandelt werden können.
Klas Stöver: Augenweide. Foto: Petra Kurbjuhn
Aber auch die Künstler der Künstlervereinigung Lenggries haben einiges zu bieten. Gleich am Eingang wird der Besucher von Zylindern empfangen. Die Schwarzweißquadrate lassen in einiger Entfernung Bilder entstehen. Augenweide nennt Klas Stöver seine Fotoinstallation.
Schwarzweißmalerei hilft nicht weiter
Daneben finden sich die großen Doppelbilder von Ecki Kober. Mit der Arbeit „schwarzes Gold“ erinnert er an Erdöl als Motor des industriellen Konsums und als Verursacher der Klimaveränderung. Aber, so sagt er, „hilft bloße Schwarzweißmalerei nicht weiter.“
Fotocollagen von Paul Schwarzenberger zeigen Kontraste ganz unterschiedlicher Art. Und mit dem Kontrast spielt auch Sophie Frey. Ihre Hinterglasmalerei am Treppenaufgang erinnert an Scherenschnitte und in einer Wand voller weißer Schafe hat sich auch ein schwarzes versteckt.
Sophie Frey: das schwarze Schaf. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit einem großen Porträt hat sich Gabi Pöhlmann dem Thema genähert. Ihr Modell hat nicht nur einen groß gepunkteten Schal, sondern auch tätowierte Arme. Jürgen Dreistein ist bekannt für seine zeitkritischen Arbeiten. Er hat sich dem Müll in der Isar gewidmet und benutzt die schöne Türkisfarbe, die er in seine Bilder einblendet, um dem Betrachter die Augen zu öffnen.
Jürgen Dreistein: Isargemist. Foto: Petra Kurbjuhn
Einfach nur ästhetisch und schön ist die Fotografie von Heidi Gohde, die Lebenszeit auf ihre Art künstlerisch darstellt. Fotograf Günter Unbescheid widmet sich der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz und zeigt verschiedene Aspekte des unaufhaltsamen Fortschritts auf.