Sorgten für Begeisterung: Quatuor Arod
Das junge Ensemble Quatuor Arod aus Paris: Jordan Victoria 1.Violine, Alexandre Vu, 2. Violine, Tanguy Parisot , Viola, Simon Dechambre, Cello (v.l.). Foto: Marcus Vitolo
beim Konzert im Barocksaal Tegernsee. Foto: Marcus Vitolo
Konzert in Tegernsee
Als ein Streichquartett, das den Charakter jeden Musikstils mit Eleganz und Lebendigkeit, Strahlkraft und Esprit darbieten kann, zeichnet sich das junge Ensemble Quatuor Arod aus Paris aus. Die aufstrebenden Spitzenmusiker nahmen die Einladung des Freundeskreis für die Förderung junger Musike“ e.V. in den Barocksaal nach Tegernsee an.
Jordan Victoria, 1. Violine, stammt aus einer Künstlerfamilie aus Bordeaux. Alexandre Vu, 2. Violine, kommt aus Vietnam und lebt seit 2005 in Paris. Tanguy Parisot debütierte mit 6 Jahren in Brest auf der Viola. Gemeinsam mit Samy Rachid, Violoncello, gründeten sie 2013 das Quatuor Arod. Durch seinen 1. Preis beim ARD Musik Wettbewerb 2016 wurde das junge Streicherensemble international bekannt. Davor gewannen sie den Carls Nielsen Wettbewerb in Kopenhagen und die FNAPEC Competition in Paris. 2017 wurden die vier Musiker zu „BBC New Generation Artist“ für die Saisons 2017 bis 2019 und Echo Rising Star für die Saison 2018–2019 ernannt.
Frenetischer Applaus schon zu Beginn
Schon nach dem ersten Stück im gut besuchten Barocksaal in Tegernsee, dem „Reiterquartett“ op.74, Nr.3 von Joseph Haydn, entlud sich die Begeisterung des Publikums in Bravo-Rufen und frenetischem Applaus. Die Klangqualität und Interpretation auf höchstem Niveau eines als schon sehr reif und dynamisch, lebensfroh gestaltendes Ensemble überzeugte.
Beim Auftritt in der Konzertreihe “Podium für junge Solisten“ im Rahmen der Kulturveranstaltung “Tegernseer Woche“ spielte für den verletzten Samy Rachid der junge Cellist Simon Dechambre, Mitglied des ebenfalls beim ARD Wettbewerb aufgetretenen englisch-französischen Ensembles Quatuor Hanson.
Klangtraum von bannender Wirkung
Prägnant und scharf eröffneten die vier Musiker Haydns „Reiterquartett“ in g-moll, die schroffen Oktaven und kurzen Vorschlägen des Beginns getroffen nachzeichnend. Die jungen Musiker lockten die Melancholie des zweiten Gedankens des Allegro gefühlvoll heraus, ließen die Triolen schnurren und in ihrer ganzen Lebendigkeit erklingen und gestalteten den Abschluss heiter und elegant. Chorisch-gesanglich beschwor das Ensemble hingebungsvoll die Innigkeit und Farbigkeit des Benedictus-ähnlichen Largo assai, ein Klangtraum von bannender Wirkung. Unheimlicher Spielwitz und blitzschnelle Wechselfähigkeit kennzeichneten das finale Allegro con brio, das sie wie eine Oper im Kleinformat gestalteten – die Grenzen der Tongebung berührend, mit Dramatik und unbekümmerter Lockerheit, pfiffig und geschmeidig.
Victoria, Vu, Parisot und Dechambre gaben sich im „Langsamer Satz für Streichquartett“ von Anton Webern leidenschaftlich und feinfühligst sinnlich der Spannung und den fast zerbrechlich klingenden, transparenten, filigranen pianissimo-Passagen hin.
Durchdrungen von Ernst und Vitalität
Die ruhige Einleitung und das folgende Allegro Schumanns Streichquartett a-moll op.41, Nr. 1 nahm das Quatuor Arod mit herberem Klang, das Scherzo mit markant betonter, heftiger Rhythmisierung, lodernd und auffordernd, von Vitalität und Ernst durchdrungen. Den glitzernden Sternenhimmel ließen sie im Adagio in zarter Spannung aufleuchten, gedankenverlorenes, anhaltendes Staunen auf dem Drahtseil der zarten Klänge, das vom Presto Finale durchbrochen wird. Kraftvoll-brillant und immer begeistert spielte das Quatuor Arod vom markanten Hauptthema, über das Farben wechselnde Innehalten kurz vor dem Schluss bis zur Coda stürmisch angetrieben. Rhythmischer, beglückter Applaus begleitete die vier sympathischen jungen Männer bis zur ersehnten Zugabe, ein Arrangement von Schumanns „Träumerei“ gaben sie als Abschiedsgeschenk.