Offenbarungen – Tage neuer Kirchenmusik in Miesbach
Chorgruppe Mosaik unter Leitung von Kirchenmusiker Michael Hamberger. Foto: MZ
Geistliches Konzert in Miesbach
Zum fünften Mal finden bis zum 21. Oktober im Erzbistum München und Freising die Tage neuer Kirchenmusik statt. Unter der Leitung von Michael Hamberger sind fünf Konzerte auch in der Stadtpfarrkirche Miesbach zu hören, zur Eröffnung gab es Spirituals im Gewand von Jazz & Rock.
„Walk together“, der Titel des ersten Spirituals, führte in den Abend ein, war eine Einladung in der Gemeinschaft sich zu begegnen, gemeinsam zu gehen und Musik zu hören, die in ihrer Rhythmik und Emotionalität die Herzen öffnet.
Die Chorgruppe Mosaik unter der Leitung von Kirchenmusiker Michael Hamberger am Piano, Marinus Kohlhauf am Schlagzeug und Klaus Nürnberger am Bass gestaltete den Abend lebendig, einfühlsam und musikalisch anspruchsvoll. Mit den Solisten Susi Höllerl (Sopran), Katrin Holzkamm (Alt), Frank Hartmann (Tenor) und Bernhard Wurm (Bariton) ergab sich ein Wechselspiel in unterschiedlicher Besetzung. Das geistliche Konzert im modernen Gewand begeisterte die Zuhörer in der Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt nachhaltig.
Kaplan Korbinian Wirzberger. Foto: MZ
Die Dramaturgie des Abends erläuterte Kaplan Korbinian Wirzberger so: Im ersten Teil werde das Leben in seinem Auf und Ab, im Hell und Dunkel wiedergegeben. Hier sei der Zuhörer aufgerufen, seinem eigenen Leben nachzuspüren. „In the storm“ und „Wade in the water” symbolisieren diesen Weg durch Wind und Wetter, durch Waten im Wasser. Die Spirituals zeigen lautmalerisch das Geschehen, in dem der Mensch neben Freude auch die Härte des Lebens auszuhalten hat.
Hoffnung auf ewiges Leben
Mit einem besinnlichen Instrumental von Oscar Peterson leitet Michael Hamberger, begleitet von Marinus Kohlhauf am Schlagzeug, zum zweiten Teil über, der aus dem Leid Jesu die Freude und Hoffnung auf ein ewiges Leben schöpft.
Kirchenmusiker Michael Hamberger am Piano. Foto: MZ
Die Chorgruppe Mosaik singt jetzt in kleiner Besetzung und transportiert emotional die Klage der Menschen: „Habt ihr nicht gesehen, was sie mit unserem Herrn gemacht haben? Und er hat kein einziges Wort gemurmelt.“ Die letzten Worte Jesu am Kreuz seien falsch übersetzt worden, sagte Kaplan Wirzberger. Nicht „Warum“ sondern „Wozu hast du mich verlassen“ sei der richtige Wortlaut, die Frage also nach dem Sinn des Leides. Und er gab den Zuhörern in der Kirche das tröstliche Wort von Vaclav Havel mit auf den Weg: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“
Chorgruppe Mosaik in kleiner Besetzung. Foto: MZ
„Free at last“ mit einem eingeschobenen „O happy day“ und „Sweet music” ertönten voller Freude und Jubel in der Kirche. Waren die vorangegangenen Stücke Spirituals im modernen Arrangement englischer, kanadischer und amerikanischer Komponisten gab es am Ende des Konzertes noch zwei moderne Kompositionen des Hamburger Komponisten Martin Carbow.
„Auf geht’s! Kopf hoch!“
Deutlich war dabei zu spüren, dass es sich um rockig-jazzige Musik einer anderen Stilrichtung handelt, die in ihrer Rhythmik und mit den aufrüttelnden Texten die Zuhörer mitriss. „Auf geht’s! Kopf hoch. Und versuche zu lächeln! Ich weiß, du kannst es!“ heißt es da. Der starke Applaus konnte die Darbietenden zu einer Zugabe überreden.