Manfred Lenzer – Fotografie „völlig losgelöst“
Manfred Lenzer: Blau horizontal – Foto: ML
Fotoausstellung in Holzkirchen
Derzeit bereichert der Otterfinger Fotograf das Foyer im Holzkirchner KULTUR im Oberbräu mit 20 mittel- bis großformatigen fotografischen Arbeiten, bei denen die Farbe im Vordergrund steht – und eine herausragende Ästhetik des Reduzierten.
Betritt man das Foyer im Holzkirchner Kulturhaus KULTUR im Oberbräu, so wird man gleich mit dem ersten Bild links in den Bann gezogen. „Blau horizontal“ heißt es bewusst neutral. Der Betrachter kann für sich selbst entscheiden, ob er ins blaue Meer mit darüber liegendem Himmel mit letztem Sonnenlicht oder einfach nur in eine faszinierende, in blaues Licht getauchte Landschaft mit grenzenloser Weite blicken will. Auf jeden Fall handelt es sich um ein zeitloses, ästhetisch hochklassiges Bild mit hoher Strahlkraft und bildnerischer Dichte. „Ein Bild, das verzaubert, eine Eye-Catcher!“, schwärmte Laudator Hartmut Heinrich bei der von Robin Becker am Piano musikalisch umrahmten Vernissage. Rein technisch betrachtet, ist es auf gebürstetes Aluminium aufgebracht, welches das Licht diffus reflektiert. So entsteht je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall ein anderer Helligkeitseindruck – und eine Sogwirkung hinein in den langen Gang des Foyers.
Lesetipp:
Objekte des Alltags und der Natur – in den Grundfarben
Man will schließlich wissen, ob alle Bilder so interessant sind. Die Frage kann getrost mit „Ja“ beantwortet werden. Manfred Lenzer nimmt Alltagsgegenstände aus Natur und Technik als Motive, wählt einen so kleinen Ausschnitt daraus und abstrahiert so stark, dass das große Ganze nicht mehr erkennbar ist – völlig losgelöst eben.
Manfred Lenzer: Rot-Variation Foto: ML
Die Arbeit „Rot-Variation“ zeigt ein und denselben Gegenstand in sechs Variationen, die trotz der Reduziertheit in einem bestimmten Spannungsverhältnis stehen. Was das konkret ist oder einmal war, möchte Lenzer nicht verraten, „weil es letztlich keine Rolle spielt, denn es zählen nur die neuen Farben und Formen, die durch den Bearbeitungsprozess entstehen“. In dieser Ausstellung beschränkt er sich auf die Grundfarben der Technik und der digitalen Fotografie Rot, Grün und Blau – ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist das Dreier-Ensemble an der hinteren Stirnwand – sowie die Druckfarben Yellow, Magenta und Cyan, ergänzt um Schwarz und Weiß.
Dreier-Ensemble „Rot“, „Grün“, „Blau“ Fotos: ML
Trotz aller technischen Brillanz kommt die Ästhetik nie zu kurz, dominiert ein Gefühl für die stimmige Komposition. Und vor allem: „Bilder entstehen im Kopf, nicht in der Kamera“. Das Ergebnis der künstlerisch-fotografischen Arbeit des Otterfingers ist übrigens in einem ebenfalls ausgestalten Fotobuch, einem opulenten Bildband, dokumentiert. Es lädt zum Anschauen ein.
Ganz ohne konkret geht nicht
Ein wenig lässt der Fotokünstler den Besucher doch am Konkreten teilhaben, weicht bewusst etwas vom Ausstellungskonzept ab und bereichert damit die Schau ungemein, weil sie halt gar so schön sind: In seinen zwei Museumsbildern „Guggenheim“ (im spanischen Bilbao) und „Brandthorst“ (in München) zeigt er seine Sicherheit im Umgang mit Objektauswahl, Komposition und Farbgebung.
„Brandthorst“ und „Guggenheim“ Fotos ML
Wie der studierte Fotoingenieur und ehemalige Leiter der forensischen Fototechnik im Bayerischen Landeskriminalamt Manfred Lenzer in seiner Begrüßung bemerkte: „Der Fotograf Elliott Erwitt hat einmal gesagt, man solle nicht über Bilder reden, man solle sie anschauen“. Damit ist alles gesagt. Gelegenheit dazu ist noch bis zum 10. Januar 2019.
Di, Do und Fr 16 – 23 h, Mi 10 – 12 und 16 – 23 h, Sa, So 10 – 13 h und 16 – 23 h, Achtung: im neuen Jahr nachmittags erst ab 17 h! Mo geschlossen. Bitte evtl. veränderte Zeiten an und um die Feiertage beachten.