Stummfilm mit Orgel
Alexander Pointner an der Orgel. Foto: Andrea Reents
Kino in der Kirche in Miesbach
Einmal im Jahr kommt Kirchenmusiker Alexander Pointner nach Miesbach und improvisiert an der Orgel in der Apostelkirche eine Filmbegleitung. Dieses Jahr hat er sich am 8. Februar um 19.30 Uhr den Stummfilm „Der Klosterjäger“ aus dem Jahr 1920 vorgenommen.
„Kino in der Kirche“, das ist seit einigen Jahren eine gute Tradition in der evangelischen Kirchengemeinde Miesbach. Ein besonderer Leckerbissen für Cineasten ist dabei das Format „Stummfilm mit Orgelbegleitung“. Dazu konnte Alexander Pointner, Kirchenmusiker aus Lenggries gewonnen werden.
Er begleitet den Film ohne eine einzige geschriebene Note und improvisiert frei an der Orgel. Dass Pointner diese Kunst beherrscht wie kein Zweiter, das hat er schon in den vergangenen Jahren bewiesen. Denn einmal im Jahr kommt Pointner nach Miesbach und füllt mit seiner Improvisationskunst die Apostelkirche. Inzwischen hat er sich in der Stadt seine eigene Fangemeinde aufgebaut.
„Der Klosterjäger“
Der diesjährige Film „Der Klosterjäger“ geht auf einen Roman von Ludwig Ganghofer zurück und spielt im Berchtesgadener Land. Er erzählt die Geschichte des aufrechten Klosterjägers Haymo. Dessen Liebe zur schönen Bäuerin Gittli steht unter keinem guten Stern. Denn Gittlis Bruder Wolfrat, der, um das Leben seiner Kinder zu retten, zum Wilddieb wird, wird auf frischer Tat ertappt – von Haymo.
Peter Ostermayr, der Regisseur des Films, hat 1919 mit der „Münchner Lichtspielkunst AG“ das erste Großatelier Süddeutschlands in Geiselgasteig (Grünwald) gegründet. Er sicherte sich die Exklusivrechte zur Verfilmung von Ganghofers populären Romanen und verfilmte im Laufe seiner Karriere 30 Titel, darunter als einen der ersten auch „Der Klosterjäger“. In dem 1920 entstandenen Film spielen Viktor Gehring, Fritz Greiner, Thea Steinbrecher, Toni Wittels, Carl Dalmonico, er hat eine Länge von 70 Minuten.
Ganghofer-Verfilmungen
Für die Filmlaufbahn von Peter Ostermayr nehmen diese „Ganghofer-Verfilmungen“ eine Art „Schlüsselfunktion“ ein und haben ihn zum Erfinder des Heimatfilms gemacht. Heimatfilme werden bis zum heutigen Tage weitgehend als „Ganghofer-Filme“ wahrgenommen. Der 1920 am Tegernsee gestorbene und in Rottach-Egern beigesetzte Ludwig Ganghofer wurde – und dies insbesondere durch Peter Ostermayr – zum Synonym für diese gesamte Filmgattung.
So steht auch der Freitagabend unter dem großen Thema „Heimatbezogenheit“: Ganghofer und Tegernsee, Filmgeschehen im Berchtesgadener Land, Peter Ostermayer, in Mühldorf am Inn geboren und in Taufkirchen verstorben und Alexander Pointner, Organist in Lenggries.
Organist Alexander Pointner in der Apostelkirche Miesbach. Foto: Andrea Reents
Er hat vor sich nicht eine Partitur, sondern einen Bildschirm, damit er ganz exakt zur Handlung des Stummfilmes seine Improvisationen spielen kann. Das „Kino in der Kirche-Team“ hat mit diesem Format eine Veranstaltung geschaffen, die sich in den vergangenen Jahren schon großer Beliebtheit erfreute und die Kirche mit vielen begeisterten Zuschauern füllte.
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